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Komm flieg mit // The trip begins here
Asia fastforward // 04.02.2009

Auf zum Mekong

Laos ruft! Per bus geht's von Chiang Mai via Chiang Rai nach Chiang Khong an der grenze, dort erwartet uns ein wink des schicksals - aber erst gilt es, das gefriermonster heil zu überstehen.

Um sieben uhr heisst uns die wundervolle welt willkommen, wir wollen heute weiter an die laotische grenze, per bus via Chiang Rai nach Chiang Khong, das schon am Mekong liegt. Kaum zu glauben, eine woche urlaub und ich stehe jeden tag früher auf, als an einem arbeitstag ... Hier fällt's allerdings ein bissl leichter, denn das wetter ist wieder großartig, die sonne scheint, es ist warm. Es ist so fein, dass man sich in hiesigen breiten keine gedanken drüber machen muss, der himmel ist einfach täglich blau.

Gemütlich frühstücken wir noch, allerdings mit unserem eigenen 3-in-1-kaffee, die Nescafé-mischung mit milchpulver ist mir zu heftig. Dazu picksüße, künstliche softcakes vom 7 Eleven. Ich steh' auf so zeug. Ausserdem kann man die bösen geister dann mit einer tschick aus den hier besonders hübsch gestalteten packerln vertreiben.

Das warten aufs taxi beschert uns noch ein wenig mehr ruhezeit, als wir geplant hatten, wir werden sogar ein bissl ungeduldig. Es ist einer der leute vom guesthouse, der uns erst um halb zehn auf seinem pick-up zur busstation bringt. Wobei die hiesigen fahrzeuge derart umgebaut sind, dass sich auf der ladefläche zwei parallele sitzbänke an den seiten befinden, darüber ein dach, rundum offener blick nach draussen. Keine gurte, keine wieauchimmer gearteten sicherheitsvorkehrungen. Dafür perfekte bedingungen zum fotografieren.

Im gemächlich dahingleitenden, größtenteils aus zweirädern bestehenden verkehr, geht’s dahin. Im gegensatz zu den mitteleuropäern, die gerne mal mit der höchst möglichen geschwindigkeit dahinbrausen, fahren hier alle langsam, aber auch sehr eigensinnig. Jeder wie er will, nur der nachfolgende muss darauf achten, was die leute vor ihm machen. Bei der geschwindigkeit, und nachdem eben die meisten mit mopeds unterwegs sind, ist das kein problem. Gehupt wird kaum und wenn, dann nur, um die eigene präsenz anzukündigen, nicht um andere zurechtzuweisen.

Der busbahnhof erweist sich als vornehmlich violettes und ansonsten eher räudiges gebäude, umkreist von allen möglichen arten von bussen. Luxuriöse, klimatisiere VIP-busse und einfache, leicht lädierte wechseln einander ab, allen ist gemeinsam, dass sie ziemlich bunt sind. Stefan und ich kümmern uns um die tickets, Tini hält ein auge auf unser gepäck. Wir wollen mit einem bus ohne aircondition fahren, finden auch bald einen schalter, der für reguläre fahrten zuständig ist. Um wenige euro ist unsere erste etappe gesichert.

Bleibt noch eine stunde bis zur abfahrt, die wir in einem einfachen lokal im den busbahnhof umgebenenden häuserkarree verbringen. Auch hier ist der gebratene reis mit hühnerfleisch wieder sensationell, vor allem mit diesem genialen chili-pulver. Und das ambiente, hauptsächlich plastikstühle und neonbeleuchtung sowie herrlich bunte plastiktischtücher tun ihr übriges. Die "küche" ist vor unseren augen, der straße zugewandt, quasi im freien, so dass man der köchin beim werken zusehen kann. Nur im glaskasten daneben hängen ein paar ganze gebratene hühner und anderes zeug, das nicht ganz vertrauenswürdig ausschaut ... Zur sicherheit gibt's einen schluck wodka hinterher.

Mit dem bus haben wir dann aber ein bissl pech. Er ist zwar neu, mit bildschirmen in der mitte und viel platz zwischen den sitzen - aber die klimaanlage arbeitet schon auf höchstbetrieb. Sehr ungut in diesen breiten. Es gibt sogar eine busbegleiterin, die erfrischungen reicht. Dazu kommt dann noch ein superkitschiges promotionvideo für den betreiber "Greenbus" mit englischen untertiteln, der auch detailliert in die sicherheitsvorkehrungen des busses einführt – bis hin dazu, dass man sich anschnallen kann. Wir sind geplättet. Wie im flugzeug halt. Kannte ich schon aus Mexico, ist hier aber noch eine spur "schöner", dramatischer dargestellt ...

Bald nach der abfahrt wird es wirklich, wirklich eiskalt im bus. Die meisten Thais sitzen deswegen auch mit jacke hier, ich wünschte, ich hätte auch eine. Ziemlich seltsames prinzip, die aircondition derart aufzudrehen. So nach dem prinzip "yes, we can". Aber die bisherige erfahrung in südostasien war eh so, dass die klimaanlage entweder extrem kalt eingestellt war oder gar nicht funktionierte. Wobei sie meist selbst in den räudigsten bussen, wo sonst alles schepperte und fast auseinanderfiel, auf jeden fall noch brav ihren zweck erfüllte.

Als untermalung werden thailändische popvideos von immer wieder derselben künstlerin gezeigt, extrem rührselig, mit viel weichzeichner und sich permanent wiederholendem thema: Eine frau begehrt einen mann, verliebt sich letztendlich, wird dann bitter enttäuscht und heult, heult, heult, streitet mit ihrem liebsten, der sie stößt und schlägt ... Nie gibt's ein happy end, bei einem wird sogar der selbstmord der protagonistin angedeutet ... Und dazu sehr softe, balladenartige musik. Am schluss werden dann auch noch die jeweiligen sponsoren aufgelistet. Sehr eigenwillig, das. Zum glück dauert die fahrt nur drei stunden - die sich halt nur wie auf heissem pflaster eingetretener kaugummi ziehen.

Bei etwa der hälfte der fahrzeit gibt's einen kurzen zwischenstopp, den wir nutzen, um uns aufzuwärmen. Unglaublich, wie schnell man vergisst, in einem tropischen land zu sein, nur weil man ein bissl zeit in klimatisierter umgebung verbringt. Herrlich warm ist es draussen. Für die weiterfahrt packen wir uns etwas mehr ein, um der kälte widerstehen zu können. Schlafen ist dennoch unmöglich, obwohl jedem viel platz zur verfügung steht und man die sitze angenehm zurückklappen kann ...

Immerhin sind die fahrer hier nicht so wahnsinnig, dass man permanent das gefühl hat, das letzte stündlein hätte geschlagen. Damals in Vietnam war's meist so, dass, wenn man den fehler machte, nach vorne zu schauen, ein fetter bus oder lkw entgegenkam, während der eigene bus grade im elefantenrennen mit einem anderen schwerfahrzeug einen platz gutzumachen versuchte. Und links und rechts womöglich kinder spielten und mopeds auf tuchfühlung mit dem bus gingen. Oder der fahrer permanent während einer mehrstündigen fahrt hupte, mit überhöhter geschwindigkeit durch ortschaften bretternd – und das bei einem verkehr, bei dem man eigentlich nie wissen kann, wie die anderen reagieren, da praktisch jeder macht, was er will. Im Spiegel gab's dazu mal einen guten artikel, just aus der zeit, in der wir dort waren.

In Chiang Rai sind wir einfach nur froh, dem gefriermonster endlich entkommen zu sein. Ich schaue aber gleich, wann der bus nach Chiang Khong geht, wir sind schon recht spät dran und wollen unbedingt noch heute die grenze zu Laos erreichen. Das nütze ich natürlich gleich, um mir den busbahnhof ein bissl anzuschauen. Er ist zwar nicht violett, aber ansonsten ebenso räudig wie der von Chiang Mai. Wieder ein rechteckiger platz, umgeben von schönschirchen häusern, aber unter strahlend blauem himmel schaut alles halb so schlimm aus. Durch die vielen farben wirkt's sogar fast lässig hier. Schade, dass wir nur durchfahren ...

Wir haben glück, um halb vier fährt einer ab. So haben wir wieder eine stunde zeit, um noch eine kleinigkeit zu essen. Dieses mal in einer kleinen küche direkt bei den bussen, vollgepflastert mit irgendwelchen werbestickern und improvisiert, wo's geht. Der einfachheit halber wählen wir wieder fried rice mit chicken, der allerdings ein bissl abgestanden schmeckt. Entsprechend höher ist die dosis wodka im anschluss. Dazu gibt's feinstes Beer Chang aus der Dose, die wir allerdings in einem laden besorgen müssen, aber immerhin hier konsumieren dürfen - das ist mal ein service.

Bald darauf sind wir auch schon beim bus, zur sicherheit ein bissl früher, weil wir fensterplätze wollen und es keine platzkarten gibt. Wir haben noch nicht mal tickets, die gibt’s nämlich auch nur im bus. Und kosten in diesem fall weniger als ein fahrschein für die öffentlichen verkehrsmittel in wien, bringt uns aber in drei stunden bis an die grenze. Das sind so heftige preise hier ...

Und der bus ist so herrlich! Rot, klein und von klimaanlage keine spur, dafür kann man alle fenster nach belieben aufmachen. Das cockpit besteht nur aus dem allernotwendigsten, sprich, es hat ein lenkrad, statt dem rest der anzeigen gähnen große löcher im armaturenbrett, und die sitze sind so richtig schön durchgesessen und speckig. Ausser uns sind nur einheimische im bus - und er wird nur zur hälfte voll, so dass wir massig platz haben, jeder eine doppelbank für sich. Stefan und ich haben so endlich wieder die möglichkeit, zu fotografieren.

Aber erst die fahrt! Gemütlich rattern wir über die größtenteils gut ausgebauten straßen, das fenster offen, selbstverständlich auch die türe und den fahrtwind um die ohren. Kein vergleich zur ersten etappe, im gegenteil: Um welten besser. Auch wenn alles scheppert und wackelt, es gelegentlich ein bissl reinstaubt und dann alle wie auf ein kommando die fenster schliessen oder ein nasser fetzen vor die türe gelegt wird, um alles abzudichten. Ob man's glaubt oder nicht, hier gelingt es zumindest Tini und mir, auch ein bissl zu mützln.

Zwar ist die landschaft weniger spektakulär, hauptsächlich wechseln einander trockene äcker und grellgrüne reisfelder ab, hügel und dergleichen halten sich dezent im hintergrund. Dennoch bleibt die fahrt aufregend, immer wieder kommen wir durch kleine ortschaften mit unzähligen läden, überholen schräge oder seltsam beladene fahrzeuge und zwischendurch liegen felsige formationen einfach so mitten in der ebene, mit schroffen, steilen klippen, dicht überwuchert mit urwaldigem gepflanz. Nach und nach taucht dann auch noch die untergehende sonne alles in dieses wunderschöne licht ... Ganz großes kino ...

Gegen sechs erreichen wir das nächste Chiang, jenes mit Khong und werden irgendwo mitten im ort rausgelassen. Natürlich wird uns gleich ein tuktuk angeboten und ein paar minuten später – eine tschick geht sich natürlich schon aus – sitzen wir schon auf einer, sagen wir, umgebauten Kawasaki mit drei rädern und einem ziemlich mitgenommen aufbau, wo platz für zwei ist, plus einem notsitz gegen die fahrtrichtung. Das gepäck schnallt der fahrer kurzerhand hinten drauf – und unsere rucksäcke sind mittlerweile ziemlich schwer. Ob das die konstruktion aushält? Aber aus welchen gründen auch immer, man lässt sich dann doch drauf ein – und es funktioniert im endeffekt auch, meistens.

Ohne dass wir ihm ein ziel genannt haben, braust der fahrer einfach los, wohl in der absicht, eine provision von einem der hotelbetreiber zu kassieren. Nachdem's nur für eine nacht ist und wir ohnehin noch keinen plan haben, warten wir einfach mal ab, wohin er uns kutschiert. Schauen kostet hoffentlich nix. Und, auch wenn man solches verhalten eigentlich nicht fördern sollt', bleiben wir sogar dort im Boom House - 's ist billig und nur für eine nacht. Zur abwechslung teilen wir uns auf zwei räume auf, man darf schliesslich nicht vergessen, in welcher konstellation wir unterwegs sind. Räusper.

Wir haben's hier gut erwischt, auch wenn unsere zimmer ein bissl trist, eng und räudig sind - zur anlage gehört auch ein holziges restaurant auf stelzen, das direkt am fluss liegt. Einen platz zum frühstücken haben wir somit auch schon. Aber jetzt endlich runter, zum Mekong ...

Der sich sandig und träge hier zwischen Thailand und Laos die grenze entlang schlängelt. Auf einer strecke von mehreren hundert kilometern ist er zur zeit nur zwei mal überbrückt. Ziemlich wild, dass man über so eine gewaltige distanz auf fähren angewiesen ist ... Die nächste gelegenheit bietet sich erst bei der Freundschaftsbrücke nahe Vientiane. Direkt gegenüber von unserem guesthouse befindet sich eine insel, dadurch verliert der fluss etwas von seinem mächtigen erscheinungsbild - und das trotz trockenzeit.

Nachdem wir uns sattgesehen haben, schlendern wir auf der relativ schäbigen "uferpromenade" ein stückerl stromaufwärts, in der hoffnung, irgendwo mit flussblick abendessen zu können. In der feuchten, im laufe der dämmerung immer kühler werdenden luft, liegt der geruch von verbranntem holz, über dem laotischen ufer nisten ein paar rauchfelder zwischen den bäumen, allem haftet ein leicht unwirklicher eindruck an, verstärkt noch dadurch, dass ausser uns niemand hier ist ...

An einem pier finden wir so eine halbate straßenküche, in der auch geschäftig gewerkt und gekocht wird, dennoch gibt man vor, geschlossen zu haben. Das zwingt uns leider in eines der typischen touristenlokale, wo das essen zwar auch gut ist, man aber die hits der 80er spielt und von bunten glühbirnen illuminiert auch aus pasta und pizza wählen kann - gegenüber gäbe es sogar Wiener Schnitzel. Ausser uns sind auch nur andere reisende hier. Das ist nicht so ganz das flair, das wir suchen.

Natürlich will man uns prompt eine tour nach Luang Prabang und hilfe beim grenzübertritt inklusive organisation des einreisevisums verkaufen. Theoretisch entspricht das zwar unseren plänen, aber wir möchten es lieber auf eigene faust erledigen, weil man in der regel doch nur abgezockt wird oder gezwungen ist, mit einem haufen touristen wie schafe durch die gegend gekarrt zu werden. Entsprechend schnell essen wir und vertschüssn uns rasch.

Statt dessen lassen wir den abend als einzige gäste im lokal vom guesthouse ausklingen, werkeln wieder ein bissl an den berichten und freuen uns daran, dass neben uns der Mekong im licht von Huay Xai und des aufgehenden mondes glitzert. Mekong ... Auch wenn's nur ein fluss ist, auch wenn ich schon mal reingespieben hab', es ist schon etwas sehr bsondriges, dass wir an seinen ufern ein paar bier trinken dürfen ... Unglaubliches glück haben wir, das alles erleben zu können ...

Nachdem Tini schon ins bett gegangen ist und wir grade beim letzten lackerl Singha sitzen, taucht ein deutscher auf, der uns auch prompt anspricht. Er lebt seit einem jahr hier und organisiert trekking-touren im norden von Laos, die auch im Lonely Planet hoch gelobt werden. Die wanderungen zu den dörfern der einheimischen hören sich zwar sehr spannend an, dauern aber mindestens drei tage, und die zeit haben wir leider nicht ...

Dennoch empfiehlt er uns, nicht die übliche route mit dem slowboat auf dem Mekong via Pak Beng nach Luang Prabang zu nehmen, sondern mit dem bus in den norden auszuweichen, in Luang Nam Tha zu übernachten und dann per boot von Nong Khiaw nach Luang Prabang auf dem Nam Ou zu fahren. Auf die art würde man auch dem haupttouristenstrom ausweichen können. Damit hat er uns schwer nachdenklich gestimmt. Ein wink des schicksals? Sehr verlockend klingt es schon, und ausser dem rückflug von Bangkok steht uns alles bis dahin offen ... Also, warum nicht umdisponieren ...?

Wir beschliessen, erstmal drüber zu schlafen - letztlich muss auch Tini mitentscheiden. Nordlaos ... Sehr spannend ... Das klang schon im reiseführer sehr reizvoll ... Und pläne einfach über den haufen werfen, etwas anderes machen, einfach, weil man's kann, das hat auch was ... Angenehme gedanken, um sich langsam in Morpheus' arme zu begeben ...

Stephan

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