The Day Of The Iguana
Obligatorische odysseen, babylonische verwirrungen und schwimmende gär-, äh küchen. Superlativistische sonnenuntergänge und überdimensionale eidechsen wollen ebenso erwähnt werden wie schifferlfahrereien mit viel Amphawa.
Mit müh' und not kriechen wir schon um acht uhr aus den federn. Oma Leni hat sehr schlecht, ich immerhin ganz okay geschlafen, aber jetlag und die lange anreise wirken noch nach. Das reichhaltige frühstücksbuffet unseres hotels weckt ein bissl die geister, aber so richtig in die gänge kommen wir nicht.
Heute wollen wir uns den floating market von Amphawa ansehen, der ort liegt etwa achtzig kilometer südwestlich von Bangkok. Nicht, dass wir schon genug von der grossstadt hätten, aber der markt ist leider nur am wochenende offen und kommenden Samstag sind wir schon am weg nach Angkor Wat.
Der markt ist am besten per bus vom südlichen busbahnhof in Thonburi erreichbar, dem ältesten stadtteil Bangkoks, zu weit, um bequem mit dem tuktuk zu fahren, also nehmen wir uns ein taxi.
Aber, man darf nicht vergessen, wir sind hier in Südostasien, da ist alles ein bissl komplizierter, nicht zuletzt aufgrund der sprachbarriere. Der erste taxler versteht uns zwar ganz gut, weigert sich aber, das taxameter zu aktivieren oder uns zum busbahnhof zu bringen. Er möchte uns selbst nach Amphawa bringen und veranschlagt dafür tausend Baht. Zum vergleich: Laut Lonely Planet kostet die busfahrt nur siebzig Baht pro person.
Nachdem er darauf beharrt, steigen wir wieder aus und lassen uns vom portier ein neues rufen, dieses mal nennt er auch gleich dem taxifahrer den zielort.
Auf geht's, guter dinge geniessen wir klimaanlage, noch haben wir uns einfach nicht an die hitze gewöhnt. Zwar muss auch der fahrer kurz auf den taxameter hingewiesen werden, aber er macht's wenigstens anstandslos. Ich zücke den stadtplan und schaue, wohin er fährt, leicht misstrauisch, dass verstanden wurde, wohin wir wollen.
Kurze zeit später wendet er und fährt in die entgegengesetzte richtung unseres ziels - das fällt auch Oma Leni sofort auf, aber ich denke mir, dass er vielleicht einen umweg fahren muss, um auf die brücke zu kommen, Thonburi liegt ja auf der anderen seite des Chao Phraya.
Dennoch bleibt er weiterhin auf kurs. Ich halte ihm nochmal den plan vor die nase und sage ihm "Thonburi", er nickt nur, ändert die fahrtrichtung aber nicht. Gut, nachdem die strecke kurz ist, will er vielleicht über die autobahn fahren, um ein bissl extra kohle zu machen, man weiss es nicht. Der plan im Lonely Planet ist leider nicht genau genug, um sagen zu können, was der optimale weg ist.
Und er fährt weiter, und weiter, stur entfernt er sich immer mehr vom busbahnhof und ich werde langsam frustriert. Hätte mir eigentlich gedacht, dass man den taxlern in Bangkok wenigstens halbwegs trauen kann, wenn sie schon den taxameter aktiviert haben. Kurz überlege ich mir, ob er uns vielleicht an eine entlegene stelle transportieren will, aber das kann ich mir dann doch nicht vorstellen, dazu wirkt der typ einfach zu friedlich. Ausserdem sind wir in Thailand!
Wenn ich in solchen situationen nicht gleich angemessen zornig reagiere, dann macht sich lethargie in mir breit. So warte ich nur darauf, wie er uns erklären will, dass wir diesen seltsamen weg nehmen. Überlege mir auch ihm einfach zu sagen, dass er stoppen soll, um uns rauszulassen, so dass wir ein anderes taxi zurück nehmen können, aber auf der gegenfahrbahn ist so viel verkehr, dass wir wohl ewig im stau stecken würden ...
Nochmal deute ich auf unseren plan, weise auf Thonburi hin - dieses mal reagiert er wenigstens, nimmt sein handy, ruft jemanden an und gibt es mir. Eine frau, die englisch spricht, ist am apparat und fragt, wo wir denn nun eigentlich hin wollen, nennt einen mir unbekannten zielort. Ich bekräftige nochmal, dass es sich um den südlichen busbahnhof von Thonburi handelt und dass wir von dort aus nach Amphawa wollen. Das scheint sie endlich zu begreifen und ich gebe das handy wieder an den fahrer.
Der fällt aus allen wolken, so weit das den eher sparsam gestikulierenden Thais halt möglich ist, und damit scheint wohl klar zu sein, dass es "nur" ein ordentliches missverständnis gewesen ist. Mittlerweile sind wir schon über eine halbe stunde unterwegs und bei einem busbahnhof in einem ganz anderen stadtteil angekommen ...
GRMPF!
Nur gut, dass der markt eigentlich erst um vier uhr nachmittags beginnt, so dass wir keinen allzu grossen zeitdruck haben, wir sehen auf diese weise auch mehr von Bangkok als wir je geplant haben, aber ... Na ja, halt.
Auch am "rückweg" schlägt der taxler seltsame pfade ein, aber als ortsunkundiger - von der sprache wollen wir gar nicht erst reden - ist es sehr schwer, gute ratschläge zu erteilen. Immerhin stimmt die richtung grundsätzlich, auch wenn er sich einmal ordentlich verfährt und nochmal umdrehen muss, so dass ich fast glaube, dass er meint, er müsse uns bis Amphawa bringen.
Nach geschlagenen eineinhalb stunden erreichen wir endlich den busbahnhof, für eine fahrt, für die ich nicht mehr als eine viertelstunde geschätzt hatte. Eineinhalb stunden soll die ganze busfahrt nach Amphawa dauern!
Zu allem überfluss verlangt er auch noch den vollen auf diese art zusammen gekommenen betrag, den ich ihm auch aushändige, sonst wäre ich ordentlich ausgerastet, und das wollte ich nicht, das hätte mir die stimmung endgültig verdorben. Ausserdem ging's nur um sieben Euro, das ist die aufregung nicht wert - zumal ja wirklich keine böse absicht dahinter lag, das glaube ich dem mann schon.
Egal. Hauptsache, wir sind da.
Am busbahnhof müssen wir uns erstmal zum ticketschalter durchfragen und jetzt glaube ich natürlich keinem mehr, der sich hilfsbereit erweist, auch wenn in diesem fall alle korrekt auskunft geben. Seltsamerweise müssen wir die tickets mitten in einem zur anlage gehörenden einkaufszentrum, im zweiten stock kaufen - ganz ausgezeichnet, wenn der bus womöglich wenige minuten später abfährt.
Aber wir haben glück, es bleibt uns noch eine halbe stunde, bis zum aufbruch, so dass wir uns mal ein bissl beruhigen können. Auch der preis stimmt, wie im reiseführer angekündigt.
Pünktlich sind wir zur stelle, finden rasch den richtigen bus - erkundigen uns nun aber mehrmals ob's auch wirklich der richtige ist - und schnappen uns gute sitzplätze. Netterweise ist es ein ganz normales, leicht räudiges fahrzeug, das ausser uns anscheinend nur einheimische transportiert. Kein unterkühlter Green Bus oder überkandidelter Crazy Bus.
Man hätte halt nur vorher wissen müssen, dass auf den tickets die boarding- und nicht die abfahrtszeit angegeben ist, so müssen wir nochmals eine halbe stunde warten, hoffend, das wenigstens das passt. Und es passt. Genau dreissig minuten später sind wir unterwegs und können uns endlich entspannen. Mir fällt ein ordentliches knäuel schafswolle vom herzen.
Der bus scheint von einer familie betrieben zu werden. Der mann fährt, die frau ist schaffnerin und die beiden kleinen töchter sind auch dabei, spielen, essen, tollen den durch das fahrzeug und sind dennoch erstaunlich ruhig.
Auch bei der fahrtdauer hat der reiseführer nicht zu viel versprochen, nach einer stunde und vierzig minuten erreichen wir Amphawa, die schaffnerin kümmert sich netterweise drum, dass wir die haltestelle nicht verpassen. Wir erkundigen uns bei ihr gleich nach dem letzten bus nach Bangkok - angeblich soll der um 23:40 uhr gehen, das wollen wir aber natürlich gleich verifizieren.
Wir finden aber keinen ticketschalter und beschliessen, spätestens um sieben wieder hier zu sein, um auf nummer sicher zu gehen. Soooo spät wollen wir ohnehin nicht zurückkehren.
Den schwimmenden markt finden wir rasch, er ist nur zwei ecken entfernt und die einheimischen weisen uns, ohne dass wir fragen müssen, den weg - wird wohl nicht viele andere ziele für Farangs hier geben.
Der markt entschädigt dann für alles, es ist einfach großartig. Zwar ist irrsinnig viel los, aber den großteil der besucher scheinen Thais zu stellen - es dürfte einfach ein beliebtes ausflugsziel sein.
Allerdings ist der markt ganz anders, als man ihn sich erwartet. Keine spur von schwimmenden marktständen, sprich booten, von denen aus gemüse oder obst und blumen verkauft wird, auch befindet sich die kundschaft nicht auf schiffen.
Auf den kleinen booten, größenmäßig vergleichbar mit ruderbooten bei uns, wird essen aller art zubereitet, dutzende von ihnen liegen an der kaimauer des schmalen kanals, daran drängen sich dicht an dicht kleine holzhäuser, auf der kaimauer schieben sich die besucher gegenseitig voran, an einigen stellen stehen stühle und tische bereit, aber viele leute setzen sich auch einfach auf stufen, die zum wasser führen oder auf bänke und schnabulieren dort ihre kleinen mahlzeiten.
Wir wählen die variante mit den tischen, allerdings im glauben, in einem normalen lokal gelandet zu sein. Rasch ist aber der sehr gut englisch sprechende eigentümer bei uns und erklärt, wie's funktioniert, in dem er zuerst runter auf ein schiff im kanal zeigt, dann auf eine große, zum glück bebilderte speisekarte, die am sonnendach hängt, auf der drei gerichte angepriesen werden: Garnelen, muscheln und gegrillter fisch, genau das, was in dem schifferl zubereitet wird. Hervorragend!
Ich ordere den fisch, dergleichen spätestens seit Laos, vor allem seit Luang Prabang in allerbester erinnerung - serviert bekommen wir dann aber auch noch muscheln und garnelen, also probieren wir uns durch alles durch, wäre ja nicht so, dass wir nicht neugierig sind.
Die muscheln schmecken eher fad und sind schon ziemlich ausgekühlt, so dass ich vornehmlich an jenen tag, damals, in Vietnam, denken muss, an dem mich das probieren einer muschel einen ganzen tag böse reihern liess, unter anderem auch in den Mekong. Aber ich bin tapfer, und koste noch ein paar andere, um sicher zu gehen, dass sie wirklich nichts können. Das wiederum verbinde ich gleich mit einem kaffee-erlebnis in Paris, aber mehr dazu ein andermal.
Die garnelen, garniert mit glasnudeln sind auch nicht der rede wert - aber der fisch ... Einfach köstlich! Hervorragend gewürzt, dazu der geschmack vom grill, den vertilgen wir beide voller wonne in kürzester zeit. Sagenhaft!
Dass alles zusammen, inklusive der getränke, keine fünf Euro kostet, ist dann nur noch das sahnehäubchen. Paradiesisch! Auch, weil rund um uns alle am schwelgen sind und permanent die körbchen mit den speisen von den booten zur kundschaft schweben. Das flair von Amphawa trägt den rest dazu bei.
Sprich, Oma und ich sind mal wieder glückselig ...
Oh, und noch etwas - kurz nach dem essen stehe ich fotografierend am geländer, da entdecke ich einen riesigen leguan, der gemächlich schwimmend den kanal quert, züngelnd nach futter suchend, was ihm angesichts der vielen schaukelnden küchen kein allzu großes problem sein sollte. Der körper alleine muss knapp einen meter lang gewesen sein, dazu noch ein langer, kräftiger schwanz. Abgesehen von krokodilen habe ich noch nie so ein großes reptil gesehen, schon gar nicht in "freier natur", sehr beeindruckend ...
Der wirt hat uns auch eine bootsfahrt durch den kanal empfohlen, was angesichts der drückenden hitze nach einer guten abwechslung klingt. Darauf angesprochen bringt er uns zu einem ticketschalter, wo man uns anbietet für 500 Baht ein boot für uns beide alleine zu mieten, das sofort startbereit ist, oder zu warten, bis genug andere da sind, und dann nur 50 Baht zu bezahlen, was eine viertelstunde dauern könnte. Oma Leni fackelt nicht lange rum, entscheidet sich flugs dafür, sofort aufzubrechen, was mir ebenfalls recht ist.
So haben wir ein longtail-boot für uns alleine - hinten sitzt der kapitän, den motor bedienend, vorne ein junge, der wohl das boot an engstellen manövrieren muss, wenn man das aus dem neben ihm liegenden paddel schliessen kann - und der uns im lauf der fahrt auch mal von unkraut befreit.
"Longtail" hat übrigens nichts mit dem gemächt des kapitäns zu tun, sondern bezieht sich auf den aussergewöhnlichen (in diesen breiten allerdings häufigen) antrieb. Vom flexiblen motor, der ähnlich einem aussenborder, nur ohne verkleidung, am heck des bootes montiert ist, führt eine mehrere meter lange stange ins wasser, an deren ende sich die antriebsschraube befindet. Je nachdem, wohin gelenkt wird, wandert also die schraube mit, bei bedarf kann er sie auch knapp unter der wasseroberfläche führen, so dass das boot zwar laut röhrend, aber mit einem affenzahn dahinsausen kann, selbst wenn das gewässer seicht ist.
Man schippert uns also eine gute stunde zuerst über einen breiten, von palmen und dschungelartigem gewächs gesäumten fluss, dann durch immer schmäler werdende kanäle, eine große runde machend zurück zum ausgangsplatz. Dabei kühlt uns der angenehme fahrtwind und immer wieder mal die gischt, was dazu führt, dass ich permanent das objektiv putzen muss.
Zwischendurch sind am Ufer malerische häuser auf stelzen zu sehen, die meisten davon wirken eher so, als ob sie wohlhabenden leuten gehören würden, aber vereinzelt sind auch noch ziemlich ursprünglich wirkende behausungen zu sehen. Es geht uns auch mal kurz das benzin aus, aber man hat zum glück einen reservekanister dabei.
Am schönsten wird's gegen schluss, als wir wieder in Amphawa einfahren und der kanal mittlerweile nur mehr so breit ist, dass zwei longtailboote schön aneinander vorbei passen. Auch hier sind nette häuschens zu sehen, die zunehmend dichter stehen, so dass irgendwann eine durchgehende holzhauszeile daraus wird - kaum eines mit einem stock, erst recht keine höheren. Der davor meist ungesichert verlaufende steg befindet sich etwa zwei meter über der wasserlinie, immer wieder führen stufen hinauf, um ein anlegen zu ermöglichen. Leute spazieren am steg, und wir sehen sogar im kanal badende, laut lachende und natürlich winkende kinder.
Bald sind wir wieder im zentrum des kleinen ortes, wo der markt noch in vollem gange ist, permanent gerichte von den booten zur kundschaft auf dem steg gereicht werden. Das treiben wird immer geschäftiger, bis sich die leute gegenseitig zu schieben scheinen - dennoch wirkt es nicht ungut. Dieser ort hat einfach etwas sehr sympathisches. Zudem scheinen es nach wie vor einfach nicht viele westliche touristen zu sein, sondern hauptsächlich heimische sonntagsausflügler.
Kurz darauf ist unsere runde auch schon zu ende und wir stürzen uns ins getümmel, versuchen, über eine brücke auf die andere seite zu gelangen. Es ist eine schmale brücke, auf der grade zwei bis drei leute nebeneinander platz haben und der strom an besuchern scheint nie abzureissen. Oma Leni kommt der vergleich mit der Rialtobrücke in Venedig in den sinn und das trifft's ziemlich gut. Nur dass Venedig mittlerweile zum reinen touristenabzockmoloch geworden ist, zumindest in der hauptsaison, so wunderschön die stadt an sich ist.
Gemütlich mischen wir uns unter die übrigen spaziergänger, sind fasziniert von den zahllosen schwimmenden küchen, erfreuen uns an der putzigen kulisse, die der ort bietet und sind von den in den kleinen geschäften angepriesenen souvenirs fasziniert. Im gegensatz zum sonst üblichen ramsch werden hier viele originelle sachen angeboten. Und das auch noch im wunderschönen ambiente der holzhäuser, die alle sehr gepflegt wirken.
Man fühlt sich ein bisschen an den nachtmarkt von Chiang Mai erinnert, der ebenfalls sehr gut besucht war und uns voriges jahr zu einem wahren t-shirt-kaufrausch verführt hat. Ähnlich ergeht's nun Oma Leni, die auch einigen der netten sachen nicht widerstehen kann. Selbstverständlich muss ich auch ein paar t-shirts kaufen.
Wir brauchen lange, um wenige hundert meter zurück zu legen, und ohne jetzt noch mehr mit superlativen um mich werfen zu wollen, machen wir kurze rast auf der verande eines sehr herzigen guesthouses, trinken einen kaffee und können uns kaum sattsehen am geschehen rundum uns. Das leben ist halt eins der schönsten ...
Das spiel wiederholt sich nochmal, nur endet es jetzt mit einem bier in einem etwas touristischer angehauchten lokal, dafür direkt am kanal, und einem sonnenuntergang, der kaum kitschiger sein könnte und alles in ein unwirkliches licht taucht.
Die nächste brücke, auf der deutlich weniger los ist, nutzen wir, um am anderen ufer zurück zu schlendern, noch ein paar souvenire kaufend. Mittlerweile ist überall die beleuchtung angegangen, die aber im gegensatz zu den hier meist angewandten neonröhren wunderbar sanft ist und dem dorf einen romantischen schimmer verleiht.
Und nein, ich werde nicht von der thailändischen tourismusbehörde bezahlt, Amphawa hat sich diese überschwenglichkeit redlich verdient. Es gibt nicht viele orte, die so eine gute symbiose zwischen tourismus und tradition zusammenbringen.
Kurz nach sieben erreichen wir die stelle, an der wir den bus verlassen haben und fragen uns bei den einheimischen durch, wo beziehungsweise wann der nächste bus nach Bangkok fährt. Was gar nicht so leicht ist, weil man uns immer wieder an die selbe stelle weist, nur dass dort keinerlei hinweisschild ist oder gar ein ticketschalter. Und mein misstrauen bleibt momentan, bis ich eine eindeutig verifizierbare information bekomme.
Als wir grade ein paar japanische touristinnen dazu ausfragen, kommt eine junge frau zu uns und erweist sich als ticketverkäuferin - das wäre also auch gelöst. Angeblich soll der bus um halb neun fahren.
Die zeit wollen wir in einem lokal in der nähe überbrücken, finden eins in sichtweite, auf der anderen strassenseite. Am weg dahin überkommt's Oma Leni noch mal und sie kauft in einem rock'n'roll-lastigen t-shirt-shop ein. Bin mir nicht sicher, ob sie sich dessen bewusst ist, aber sie mag halt bunte sachen. Der verkäufer, ein junger Thai, ist jedenfalls belustigt, macht aber rücksichtsvoll die musik leiser. Und lässt sich auch überreden, im preis für ein shirt mit den köpfen der sesamstraßenfiguren runterzugehen.
Dann lassen wir uns erschöpft, aber sehr, sehr glücklich im strassenlokal nebenan nieder, das wie üblich aus einer mobilen küche, plastikhockern und -tischen besteht. Zum glück gibt's kalte getränke, das cola kostet unglaubliche fünf Baht.
Als wir ins plaudern und den tag revue passieren vertieft sind, sehe ich im augenwinkel einen bus vorbei brettern und an unserer station halt machen. Sofort packen wir alle sachen, und ich stürme schon mal vor, um notfalls die tür aufzuhalten, Oma Leni wird derweil vom t-shirt-verkäufer über die straße begleitet - ich mag die leute hier wirklich gerne ...
Es ist grade mal dreiviertel acht, kann man sich denn auf nix verlassen?
Lustigerweise ist es der bus mit der gleichen crew, die uns schon am vormittag hergebracht hat, die schaffnerin lacht, uns wiedererkennend. Nur die beiden kleinen mädels sind verschwunden, schlafen entweder hinten oder sind vielleicht bei den übrigen familie abgeliefert worden. Wir finden wieder gute plätze, weit vorne und warten auf die abfahrt.
Und warten. Beobachten die einsteigenden leute. Und warten. Kann es sein, dass die abfahrtszeit schon gestimmt hat, und man nur wieder früher zusteigen lässt? Ich war mir nicht sicher, ob Amphawa die endstation ist, mittlerweile sieht es aber so aus.
Bald nicken sowohl Oma Leni als auch ich ein, immer wieder kurz aufwachend, ohne dass wir uns bewegt hätten. Pünklich um halb neun geht's tatsächlich los, der bus bis auf den letzten platz voll, ein paar müssen sogar stehen; wieder sind's hauptsächlich einheimische, zumindest keine westlichen touris.
Oma Leni verschläft den großteil der rückfahrt, kein wunder, nach so vielen, so schönen erlebnissen, ich hacke die erinnerungen ins handy und geniesse die fahrt im quietschenden, manchmal scheppernden bus über die thailändischen schnellstraßen, durch die nacht ...
Erstaunlich wie ruhig es ist, obwohl so viele menschen hier auf engem raum sind und sich viele von ihnen unterhalten, ist es nicht mehr als ein murmeln, das sanft über die sitze getragen wird.
In Bangkok schnappen wir uns ein taxi, die große hoffnung hegend, dass man uns dieses mal auf dem kürzesten weg ins hotel bringt. Ich halte dem mann, der uns einem taxi zuweist, die visitenkarte von New Siam Riverside unter die nase und bitte, dass man uns hin bringt, er reicht sie an den fahrer eines knallig dunkelrosafarbenen autos weiter, der nickt und schon sitzen wir im tiefkühlten fahrzeug.
Wieder habe ich den stadtplan in händen, mir schwörend, dass ich dem fahrer keinen umweg erlaube - es passt auch alles, er fährt, wie ich's auch tun würde. Wunderbar!
Aber, keine zwei minuten später biegen wir auf einmal in eine dunkle seitengasse, und ich ärgere mich, keine ahnung habend, ob er einen schleichweg fährt oder schon wieder einen ganz anderen zielort verstanden hat. Auch als er wieder auf eine der höhergelegten schnellstraßen biegt, bin ich mir noch unsicher. Aber da rückt auch schon die königliche brücke ins sichtfeld, die unweit unseres hotels liegt. Binnen grade mal fünfzehn minuten, wenn überhaupt, und für nur achtzig Baht, sind wir schon daheim.
Da bleiben wir auch gleich, nutzen das umfangreiche angebot unseres hauseigenen restaurants, plaudern, trinken noch ein glas wein und sind wieder einmal die letzten, die aufs zimmer gehen. Dort schreibt Oma Leni noch fleissig ansichtskarten während ich mich auf den balkon verdrücke, mit den üblichen verdächtigen bewaffnet, um mir das KFM tippeln zu versüssen ...
Stephan