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Polnischer gabelbissen

Wolkenkratzer

Lecker Żurek in der Kuchnia Polska

Es ist offensichtlich kalt

Tauben & elefanten

Metropolitaner

Herrlich ...

Neu ...

... und alt.

So holt man sich einen rüffel

Citypoint, Vienna ... It's a small world ...

Man beachte bild nummer drei ...

Checkin ...

Spät aber doch ...

Good bye, Warsaw!
Warschau // 24.03.2008

Good bye, Le'Nin

Juhu. Jetzt schneit's auch noch ... Zumindest fürs auschecken gehe ich in den verdrängungsmodus. Das hätt' ja nicht sein müssen. Will ja kein weichei sein, aber irgendwann nervt die kälte halt doch. Ich beschliesse, das mit einem kleinen souvenirkaufrausch an der hostel-rezeption zu kompensieren.

Und spreche die grade amtierende rezeptionistin drauf an, ob das eigentlich immer so ist, dass Warschau sich so verschlossen gibt, oder ob das nur zu Ostern so ist. Anscheinend habe ich da tatsächlich pech gehabt, denn an normalen wochenenden wäre das viel besser, es täte ihr leid, dass die stadt nicht bedenken würde, dass da auch noch touristen kämen. Schnell beschwichtige ich, wollte ja nur anmerken, nicht kritisieren, kann sie ja letztendlich nichts dafür.

Rasch noch das gepäck für die letzten paar stündlein verstaut und nachgefragt, ob's denn in etwa möglich wäre, vorherzusagen, wo man frühstück bekommen könnte, aber es sieht so aus, als würde es wieder ein glücksspiel werden.

Das glück hat sich aber wohl auch selbst eine auszeit gegönnt. Denn selbst mein fels in der brandung, die letzte bastion, der 24h McDonald's am Plac Młyanarskiego hat geschlossen. Schon hab' ich meinen glauben wieder verloren. Ronald McDonald, der Pharisäer. Zusammen mit dem schnee und der totalen verschlossenheit fühlt man sich dann fast ein bissl verlassen, würde man dieses gebiet nicht schon fast auswändig kennen und sich schon ein bissl zuhause fühlen.

Erst in der nähe von Warszawa Centralna werde ich fündig, suche den coffeeheaven-Starbucks-klon "Café Voyage" auf. Was ja irgendwo auch ganz gut zum tag der abreise passt. Allerdings muss gesagt werden - auch wenn kaffee und croissant gut waren - mit dem himmlischen cappuccino kann nicht mitgehalten werden. Ich fürchte, ich habe eine lebenslange prägung/schädigung davon getragen. Ob coffeeheaven mal nach Wien kommt ...?

Nach verlassen des etwas zugigen lokals - was jetzt keine billige metapher auf die nähe zum bahnhof sein soll, sondern ein klimatischer fakt - scheint die stadt langsam doch ihrer religiösen ereiferung zu entwachsen, zunehmend mehr geschäfte öffnen ihre pforten, mehr leute strömen auf die straße. Gefühlsmäßig würde ich sagen, dass dann wenn ich zum flughafen unterwegs bin, alles wieder offen hat. Jaja, verhöhnt mich ruhig.

Angesichts des schneefalls bleibe ich noch ein bissl in der unterführung und halte ausschau nach potentielen souvenirs, jetzt wird's schliesslich eng. Ein klein wenig fündig werde ich bei so einem ramschladen, der vom taschenmesser übers feuerzeug bis hin zu miniaturen vom kulturpalast das übliche zeug anbietet. Viel zu umständlich erkläre ich der verkäuferin, was ich haben will.

Eine ecke weiter stelle ich entzückt fest, dass dieses 24h lokal, "Kuchnia Polska", das vorgestern geschlossen hatte, nun wieder geöffnet war. Jetzt oder nie, war die devise. Denn hungrig bin ich ja nun doch noch nicht. Aber in zwei stunden muss ich zum flughafen, die wahrscheinlichkeit, noch eine andere gelegenheit zu finden, war mir zu gering. Ein supperl müsste sich ausgehen.

Schnell reingesetzt in die rustikale gaststube, nochmal die wichtigsten phrasen im reiseführer nachgeguckt - endlich bin ich so weit aufgetaut, dass ich die üblichen redewendungen in polnisch und nicht reflexartig auf englisch bringen kann. Besser spät, als nie!

Es dauert ein bissl, bis ich sicher bin, in einem selbstbedienungslokal zu sitzen und mich doch zum bestellen zur theke begebe ... Auf Żurek, eine suppe, die auch im hostel angepriesen wird, fällt die wahl, dazu gibt's ein warmes Coke.

Aufs essen wartend, stelle ich ein unheimliches phänomen fest: Als ich kam, war ich fast der einzige gast, nun ist fast jeder tisch belegt. So geschehen auch im Café Voyage und am abend davor im London Steak House. Angst! Werde ich verfolgt ...? Bin ich der protagonist einer matrix, der als einziger nicht weiss, dass er auf schritt und tritt beobachtet und verfolgt wird? Zum glück wird bald die suppe serviert und die gedanken ertrinken in der geschmacklich interessanten, aber ansonsten eher unspektakulären brühe.

Der weitere plan ist, je nach wetterlage (ich bin ja noch immer im untergrund), entweder ein bissl mit der metro und anderen öffis rumzugurken, oder wenn sich der niederschlag in grenzen hält, zum Pałac Belweder zu fahren. Was ein bissl weg vom trash wäre - ausserdem leben S&M in der nähe vom wiener Belvedere, das wäre also ganz witzig.

Aber erst einmal ein intermezzo mit vögeln. Ich kann einem rudel tauben nicht widerstehen, die wie schon an den tagen davor ihre konspirative versammlung bei der straßenbahnhaltestelle vor dem bahnhof abhalten. Obwohl uns allen kalt ist und ein gewisser hang zum kuscheln da ist, jage ich sie von links nach rechts, oben und unten, um ein paar nette motive zu bekommen. Mitten in den trubel gerät eine verlorengegangene touristin, die mich nach dem flughafenbus fragt. Mit vor stolz mindestens so geschwollener brust wie die vor kälte aufgeplusterten tauben kann ich ihr da auch tatsächlich helfen.

Das sollte auch nicht meine letzte aktion als neo-einheimischer sein. Bei der metro stoße ich wieder auf verloren wirkende touristen, die ratlos vor dem bankomaten in der station stehen, wohl ebenso wie ich tags zuvor auf der suche nach einem ticketautomaten. Da lass ich mir nicht nehmen, offensiv zu werden und ihnen vom zeitungsstand an der kreuzung zu berichten.

Anschliessend bin ich dann vornehmlich mit der ubahn unterwegs, um selbige auf speicherkarte zu bannen - grade die alten züge schauen sehr fein aus und erinnern frappant an jene aus Minsk, Moskau oder New York. Die stationen selbst sind etwas öd. Kurz darauf mache ich mich dafür auch unbeliebt, als ich das waggoninnere samt passagieren ablichte - glaube ich zumindest. Jedenfalls kommt ein älterer herr zu mir und schimpft auf mich ein, ignorierend, dass ich ihm zu verstehen gebe, dass ich nix verstehe. Eine fahrgästin schüttelt nur den kopf und meint wohl, dass er nicht alle tassen im schrank hätte.

Mit dem Belweder wird's dann leider nichts, die zeit rast und es erschliesst sich mir an der betreffenden metro-station nicht gleich, welche richtung ich einschlagen muss. Dafür prangt auf der werbetafel eines bauunternehmes die grafik vom Citypoint, Vienna, dem gebäude von bwin, meinem arbeitsplatz. Ich arbeite ja wirklich sehr gern' dort, aber im urlaub muss man nicht unbedingt dran erinnert werden - schon gar nicht in so absurd-zufälliger form. Lustig ist es natürlich trotzdem.

Zurück geht's, Oki Doki, die finalen minuten sind angebrochen. Wie prophezeit öffnen allerorts die läden ihre pforten, Kentucky Fried Chicken und Pizzahut frittieren wieder - und der coffeeheaven am Plac Młyanarskiego ist ebenfalls wieder zugänglich, vergönnt mir einen genüsslichen abschluss. Warschau ist absolut eine tolle stadt, österliche verschlossenheit hin oder her, aber der kaffee wird mir wirklich am meisten abgehen.

Voll bepackt wandle ich zum flughafenbus, leicht betrübt, die stadt verlassen zu müssen, ausgerechnet jetzt, da mich langsam so richtig dran gewöhnt hatte. Den bus erwische ich noch im letzten moment, aber auch nur, weil die fahrerin - zwar eine grimasse ziehend, aber immerhin - noch bei der ampel stoppt, um mich reinzulassen. Man kann nix sagen, hilfsbereit und/oder freundlich sind sie schon, die Warschauer.

Beim flughafen muss ich mich dann erst zum richtigen terminal durchfragen, denn die billigairlines fliegen natürlich nicht vom großen, neuen Trakt, sondern haben ihr eigenes, winziges, abgeschiedenes, a bissl räudiges gebäude - terminal Etiuda. Sehr unwürdig.

Dafür klappt das einchecken flott und mir bleibt noch zeit, um rasch das observationdeck (bissi langweilig, weil gar nix los) aufzusuchen, briefmarken zu kaufen (nur um festzustellen, kein geld mehr zu haben und noch einmal einen bankomaten zu suchen), einen kleinen snack und den x-ten kaffee zu konsumieren, postkarten zu schreiben und zu einem punkt zu laufen, von dem man die flieger dann auch wirklich großartig sieht. Ausser atem komme ich dann bei meinem terminal an, nur um zu erfahren, dass unsere maschine eine halbe stunde verspätung hat.

Was in Zürich-Kloten noch spannend war, um den gigantischen terminal zu erforschen, ist hier ein bissl öd, weil sich die wartezone auf exakt einen raum mit zwei minishops beschränkt.

Die zeit vergeht dennoch recht flott, schon besteigen wir den bus, um 100m weit zum flieger gebracht zu werden, den wir davor fast komplett umrunden. Es muss sich ja wenigstens ein bissl lohnen.

Es folgt "it's a small world, part 2", hinter mir sitzt genau jene deutschsprachige familie, die mir am abend zuvor schon im London Steak House aufgefallen war. Um sicherzugehen, spreche ich sie drauf an, und erhalte die bestätigung. Verrückte zufälle gibt's, wirklich ... Diese leutchens haben jedenfalls im Novotel gewohnt, wo sie auch von oben einen tollen blick auf die stadt hatten (hrmpf), und gefallen hat's ihnen ebenfalls.

Das war's dann auch schon, ein wunderbarer abschluss eines großartigen, spannenden trips, der flug verging wie immer sehr flott und daheim nahmen mich schon meine geliebten eltern in empfang.

Stephan