Um 9:30 meldet sich erstmals der wecker - ich werde ziemlich verschnupft und mit bösem halsweh munter ... Nachdem Tini & Stefan auch weiterdösen, und ich total erledigt bin, mützl ich weiter ... Ohne wecker allerdings bis halb zwölf. Die kurzen nächte und das lange aufbleiben machen sich bemerkbar. Trotz des "langen schlafs" noch sehr groggy besorgen wir wieder frühstück beim 7 Eleven und vertilgen das auf der dachterrasse, wo die mittagssonne doch schon recht heiss auf uns brennt.
Dann stürzen wir uns auch schon wieder ins getümmel, es scheint rund um die uhr vor unserem hostel und um die Pudu Raya Station hektisches treiben zu herrschen. Bald trunken von den eindrücken landen wir in Chinatown, wo S&M gleich einmal sandalen kaufen, und ich alleine in einem lokal bleibe, während die beiden ihre alten schuhe zurück bringen.
Was mich ein bissl nachdenklich drüber stimmt, irgendwann mal alleine etwas länger zu verreisen - ich würd' ob all dem, vor allem ob all dem schönen, platzen, wenn ich's nicht unmittelbar mit jemandem teilen, gemeinsam rätseln, wundrig werden oder lachen kann ... Na, mal schauen, ist ja noch zukunftsmusik.
Unsere erste etappe, ein indischer tempel, erweist sich als verschlossen, auch hier wird renofiert. Trotzdem lugen wir rein, machen ein paar fotos, bis man uns freundlich, aber bestimmt hinaus komplimentiert.
Was uns direkt in eine Thaiküche im S&M Einkaufszentrum führt, wo wir köstlich & würzig & billig speisen.
Der anschliessende drang zur erleichterung erweist sich allerdings als verhängnisvoll. Ewig irre ich im kaufhaus umher, bis ich im fünften stock fündig werde, bloß dass es dort kein häuslpapier gibt. Also wieder runter, weiterer versuch beim um die ecke vermuteten McDonald's. S&M warten derweil rauchend. Ein bissl eilig folge ich den hinweisschildern - einzig, er ist nicht zu finden.
Nicht in der nächsten seitengasse, nicht in einer anderen. Die sonne brennt, im inneren drückt's. Nochmal biege ich in eine seitengasse, auch wenn das angesichts der hinweisschilder völlig bescheuert wäre, und dort ist er dann plötzlich. Nur - das wc ist versperrt, out of order. Ausgerechnet! Beim McDonald's! Dem ansonsten zuverlässtigsten provider sauberer toiletten! Die ostersperre in warschau hat mich schon an seiner göttlichkeit zweifeln lassen, aber jetzt ...
Jetzt mischt sich zur not auch ein bitzle hartnäckigkeit. Kann ja nicht sein, dass kein klo zu finden ist. Im Uo-Shoppingcenter besorge ich servietten (einzeln verpackte häuslpapierrollen gibts natürlich nicht, aber die bitte erfahrung zeigt, man sollte vorsorgen) und - tusch - im zweiten stock ist auch tatsächlich ein öffentlich zugängliches wasserklosett. Wo natürlich auch tissues verkauft werden. Grmpf. Aber egal, der sieg ist meiner. Trotzdem schwitzt man hier enorm beim scheissen. Aber ist das nicht schön? (In liebe an alle daheimgebliebenen)
Ab dann geht's mit mir rapide bergab. Trotz tee statt bier und kalter getränke werde ich immer fertiger, müder. Nur ein fussbad in einem springbrunnen, irgendwo zwischen hochhäusern und autobahnkreuz ist noch ein kleiner rausreisser.
Beim alten bahnhof, so wunderschön er zweifellos mit seinen weissen türmchen ist, bin ich einfach nur erledigt. Nun sind die beiden mit ihrer - allerdings etwas gezielteren - klodyssee dran.
Dafür ist die nationalmoschee dann gleich ums eck. Auch wenn sich so ein eck bei tropischer hitze und dümmlicher erkältung ziehen kann. Das im vergleich zu anderen moscheen ziemlich hässliche gebäude ist an diesem tag leider nur für Muslime zugänglich, so müssen wir uns damit begnügen, ein paar aussenaufnahmen zu machen. Wilde kontraste mischen sich hier, mit dem alten bahnhof und dahinter der skyline eines wolkenkratzernestes, dazwischen palmen, vom klotz der moschee ganz zu schweigen.
An der fassade prangt ein riesiges banner wider den krieg um den Gazastreifen, mit boykottaufrufen gegen große amerikanische konzerne, unterstützt durch den abgetrennten kopf eines kindes ... Man mag gegenüber der situation um Israel eingestellt sein, wie man will - meiner meinung nach machen beide seiten fehler, und dass krieg eine lösung ist, bezweifle ich stark ... Aber diese art der propaganda ist auch nicht viel besser ...
Nun wird's zeit, ein bisschen in einem park zu relaxen, auch wenn wir dafür erst ein stückerl bergauf gehen müssen. Auf der anderen seite eines hügels erwartet uns der Lake Garden, ein riesiger, bis ins kleinste detail durchdesignter park rund um einen kleinen see. Jeder quadratmeter scheint von landschaftsplanern und architekten durchdacht zu sein, nichts wuchert hier unkontrolliert, alles ist sauber und gepflegt. Kurz: Zwar sehr schön, aber auch sehr öd.
Die hoffnung war groß, hier ein lokal zu finden, um kaffee zu trinken, fündig werden wir allerdings erst nach längerem suchen am nordende des sees.
Rundherum tummeln sich größtenteils hiesige ausflügler und touristen, auf dem see vergnügen sich ein paar mit gemieteten tretbooten und dahinter ragen tropischer wald und eine skyline mit wolkenkratzern hervor. KL, die stadt der vielen gesichter. Und das mittlerweile wieder in einer luft, die so angenehm ist, dass sie sich anfühlt wie eine zweite haut.
Und nach zwei kaffee im gemütlich rustikalen bootshaus gehts mir auch wieder ein bissl besser. Um uns herum hauptsächlich familien mit zahllosen, teilweise irrsinnig süßen kindern, fast schon kitschige idylle.
Dann wird's auch schon zeit, dass wir uns zur Sentral Station begeben, wo wir Ravi und dessen familie treffen wollen, bei dem S&M schon voriges jahr gewohnt haben (siehe 8. Jänner 2008). Der weg dorthin führt uns am anderen ufer des sees entlang, durch etwas mehr naturbelassenere landschaft. Und, ich weiss, ich wiederhole mich, aber die luft ist einfach unglaublich angenehm, ein traum.
Trotzdem ist alles nicht so einfach, erst müssen wir über/unter/durch ein autobahnkreuz, fast ein ding der unmöglichkeit. Aber wir sind ja in asien, da werden fussgänger zwar nicht unbedingt bevorzugt, finden aber immer ihren weg und fallen auch nicht weiter auf, wenn sie mal ein stückerl entlang von mehrspurigen schnellstraßen latschen müssen.
Im schatten der leicht überdimensionierten twintower der hotels Meridien und Hilton müssen wir uns erst einmal in der Sentral Station zurecht finden, Ravi wollte uns bei einem der taxistandplätze in empfang nehmen. Diesmal haben wir glück, Tini entdeckt ihn, seine frau Pyria und die kleine Rania zwischen den bussen im stickigen terminal. Ärgerlicherweise bin ich mittlerweile völlig k.o. und die aussicht auf viel kommunikation, noch dazu auf englisch, erscheint wenig rosig, auch wenn ich mich drauf freue, alle kennenzulernen - zumal die begrüssung sehr herzlich ausfällt.
Immerhin ist der weg zum lokal nicht weit, schon nach ein paar hundert metern, in einer sehr belebten strasse, kehren wir bei einem - gut klimatisierten - inder ein. Ravi übernimmt gleich das bestellen, was uns nur recht ist, weil er die gerichte kennt und dafür sorgt, dass wir von allem etwas bekommen.
Ravi ist voll in seinem element, dirigiert die kellner, fragt, erzählt, witzelt und erklärt vor allem, man spürt permanent den lehrer in ihm und ich glaube, man wäre gerne sein schüler.
Und das futter ist wunderbar - verschiedene sorten brot, lamm, huhn in mehreren varianten, kartoffel, alles würzig, teils auch sehr scharf. Köstlich! Wir schaufeln bis zum platzen - und dazu Kingfisher und Tiger Beer. Die kleine ist die einzige, die zwischendurch die aufmerksamkeit auf sich ziehen kann, ein umwerfend niedliches mädl. Mit hohen ambitionen, später die österreichische staatsbürgerschaft zu erwerben, so intensiv wie sie sich mit den bierdosen beschäftigt.
Sie ist allerdings auch der grund, dass der abend relativ früh endet, was mir aber nur recht ist - so fein es auch ist, ich bin einfach nur todmüde und freu mich rasend aufs bett. Ravi lässt es sich aber nicht nehmen uns heimzubringen und chauffiert uns noch extra zum Merdeka Square, um ihn mir in voller illumination zu zeigen, was leider misslingt, er ist auch heute im halbdunkel, was allerdings den reiz nicht mindert.
Dafür fährt er auch noch an den Petronas Towers vorbei, die in vollem glanz erstrahlen, und einen unweigerlich in ihren bann ziehen. Wir bleiben kurz stehen und nehmen die türme mit unseren digi-uzis ins visier, begleitet von einem irren leuchten in unseren augen. Und Ravi erzählt und erzählt und erzählt - sehr spannend und witzig - über KL und Malaysia.
Zurück im hostel lagern wir wieder gemütlich unserer dachterrasse, umspült von der herrlichen tropischen luft und leider mindestens ebenso warmen bier (man kann nicht alles haben), während unter und um uns die stadt summt und vibriert ... Das leben ist wieder einmal eins der schönsten ...
Stephan