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Mönche bei ihrem allmorgendlichen almosengang in Luang Prabang

Unser weitgereister und unerschütterlicher türkischer herbergsvater

Rush hour am weg zum busbahnhof

Bös' dreinschauen können's schon auch

Voll != voll

Tini und Petra bei Medikamentenschieberei am hellichten tag

Waaarten ...

... ist laaangweilig.

Rollercoasterride mit viel staub

Ortschaften

Mekongquerung irgendwo in the middle of nowhere

Gar nicht mal so der seelenverkäufer

Schon mitten im nichts, oder?

Schaut nicht nur so aus, es ist heiss hier

Erst alle passagiere rauszuwerfen, das wäre zu einfach

Mit einer hundertachtziggrad drehung des schleppkahns wird die plattform über den fluss geschoben

Nicht nur wir finden die überfahrt spannend

Da kommen wir her

Mondlandschaft prägt das andere ufer

Man trägt schirm

Wieder ein bissl landschaft

Familie am busbahnhof von Sayaburi ...

Auch wenn heut' so ziemlich alles schief gegangen ist ...

In Sayaburi nisten einige dieser wuchtigen regierungsbauten

Ein markt wie er sein soll

Sooo viel gutes futter

Diese gesichter verbergen nur schlecht das hungrige raubtier in uns ...
Asia fastforward // 10.02.2009

Another one bites the dust

Ein tag, der eine menge staub aufwirbelt: Wir werden zum narren gehalten, lernen einen weiteren reisegefährten kennen, grüßen während einer haarsträubenden achterbahnfahrt den Mekong und stranden an unerwarteter stelle, wo wir neue gaumenfreuden entdecken.

Halb sieben ist's, wenn Louis Armstrong mal wieder etwas von der wundervollen welt in unsere ohren säuselt. Das mag sie sein, aber nicht um die zeit ... Was so auch nicht stimmt, aber es ist verdammt hart, sie um diese zeit als solche zu sehen ... Zumal die halbe nacht die wahnsinnigen hähne um die wette gekräht haben ... Dafür liegen die beiden kätzchen Halfy und Smokey schnurrend bei mir, eine auf meinem oberkörper, die andere irgendwo zu meinen füssen ...

Witzig, weil die kätzchen abends immer zu uns kommen, lassen wir die türe angelehnt, damit sie gegebenenfalls raus können ... Das sicherheitsgefühl ist hier in Südostasien einfach unglaublich ausgeprägt. Ich glaube, in den meisten anderen gegenden der welt würde ich zumindest die leichte sorge hegen, bestohlen zu werden, wenn wir die türe unverriegelt oder gar offen liessen ...

Aber erstmal raus aus den federn, wir sind nicht zum spaß so früh geweckt worden. Wir wollen die mönche sehen, bei ihrem allmorgendlichen "dag bat", dem almosengang (ein sehr informatives PDF dazu gibt's hier), wenn sie durch die straßen ziehen, um von den bewohnern nahrung entgegen zu nehmen. In allen reiseführern wird von diesem ereignis geschwärmt, und die orangegewandeten jungs haben's uns zugegebenermaßen auch angetan, weil sie quasi das ultimative fotomotiv darstellen. Auch wenn wir damit ausnahmsweise mal voll auf der linie des massentourismus sind.

Übrigens sind die kutten der mönche orange, weil diese farbe für die höchste stufe der menschlichen erleuchtung steht und die kleidung das einfache, bescheidene leben der mönche symbolisieren soll. Weiters wird orange als farbe des feuers, der weisheit und der reife gesehen. So viel dazu, an der frage habe ich schon länger geknabbert. Die antwort darauf habe ich hier gefunden.

Das monk-spotting wird uns ziemlich leicht gemacht, weil sie auf der gasse vor unserem hostel zum nahegelegenen tempel laufen. Tini, deren idee es war, sich das anzuschauen, ist auch als erste draussen und lichtet dezent die größtenteils sehr jungen mönche ab. Andere touris geben sich da weniger zurückhaltend und rücken ihnen ziemlich auf die pelle. Ich brauch' ein bissl länger, altbekannte bedürfnisse und besetzte bedürfnisanstalten halten mich auf - mit einem gewissen drang lässt sich einfach nicht gut fotografieren. Na, wie hab ich das umschifft? Ups ...

So erwische ich grade noch eine gruppe von sechs mönchen oder wohl eher novizen, alle so um die dreizehn jahre alt, die im gänsemarsch vorbei kommen, barfuss, mit einer großen schale, die sie an einem gurt über der rechten schulter tragen. Bissi verschlafen schauen sie aus, aber kein wunder, wenn sie um halb sechs auf müssen ... An der straße sitzen die gläubigen, geben mit demütig gesenktem kopf jedem einzelnen eine handvoll reis, fleisch, gemüse oder gelegentlich auch geld in die schüssel. Dabei ist es nicht so, dass die mönche um das almosen betteln, sondern dass der spender dadurch sein karma aufwertet, was der mönch durch einen entsprechenden vers - keinen dank - ermöglicht.

Auch wenn ich als atheist nicht viel mit religionen und ihren ritualen anfangen kann, das ist schon ein besonderes erlebnis ... Nicht bloß wegen der leuchtenden kutten, es wirkt auch so friedlich ... Irgendwie elegant, auch wenn das wort in diesem zusammenhang ziemlich unpassend erscheinend.

Unser nächster plan, zu frühstücken, fällt dafür leider ins wasser, die suppenküche, die uns gestern so hervorragend die bäuche gewärmt hat, ist noch geschlossen, und die herrlichen lichtspiele, die von der aufgehenden sonne veranstaltet werden, sättigen nur sehr abstrakt. Also gehen wir zurück zum guesthouse, packen unsere restlichen sachen und trinken noch einen kaffee mit unserem gastgeber. Irgendwie hatte ich mir angesichts des türkischen inhabers auch einen entsprechenden kaffee erwartet, wir bekommen aber leider nur die übliche löskaffee-kondensmilch-dröhnung.

Dafür kommen wir mit ihm - auf Englisch - ins gespräch, und er hat einiges zu erzählen. Er hat schon bei der ankunft gemeint, dass er der erste Türke hier gewesen wäre, nun folgt die hintergrundgeschichte dazu. Es ist eigentlich noch gar nicht so lange her, vor eineinhalb jahren, da hat er sich zu seiner ersten auslandsreise aufgemacht, und die sollte ihn nach Südostasien führen. Aber nicht per flugzeug, nein. Er ist per bus und bahn via Iran, Afghanistan, Indien und Nepal gefahren, erst über Myanmar musste er nach Bangkok fliegen, denn dort bekam er kein einreisevisum. Dann ging's via Kambodscha nach Laos - und in Luang Prabang beschloss er, zu bleiben. Einfach so.

Er malte sich ganz gute chancen aus, wenn er ein boot kaufen und damit touristen am Mekong befördern würde. Doch schon bald kamen die behörden und untersagten ihm das - als ausländer hatte er keine chance, eine lizenz zu bekommen. Doch so schnell gab er nicht auf, er versuchte sich als tuktuk-fahrer, aber auch das wurde ihm bald verboten. Noch immer nicht eingeschüchtert, suchte er nach einem geeigneten gebäude, das sich als hostel nutzen lässt und fand eben jenes, vor dem wir uns gerade befinden. Er renovierte es, steckte einiges an kohle rein - und noch mehr in den versuch, die behörden gefügig zu machen. Doch auch hier liess man ihn nicht in ruhe ... Seine freunde hier meinten, dass es wahrscheinlich nicht nur daran liegt, dass er ausländer ist, es sei selbst für sie fast unmöglich, ein derartiges geschäft aufzuziehen, man müsse schon mitglied der partei sein und vor allem die richtigen verbindungen haben.

Sie rieten ihm, sich unauffällig zu verhalten, denn wo kein richter, da kein kläger. Deswegen ist das guesthouse von aussen auch nicht als solches erkennbar und ziemlich überwuchert. Wirklich viel respekt vor der polizei hat er - im gegensatz zu den einheimischen - allerdings ohnehin keinen. Er begegnet ihr mit einem lakonischen "fuck off" und der drohung mit der türkischen botschaft. Auch wenn ihm die eigentlich nur begrenzt helfen kann, die nächste ist nämlich in Bangkok. Zwar können die Laoten die Türkei nur schwer einordnen, scheinen aber die macht der länder nach der stärke ihrer fussballmanschaft zu beurteilen, und da schneiden sie nicht so schlecht ab, als zehnte auf der FIFA weltrangliste.

Auch begreift er nicht, weshalb die anderen hotels in Luang Prabang so teuer sind: Sehr viele fangen bei zehn Dollar pro person und nacht an, dann gehts flott aufwärts - strom und wasser kosten hier aber fast nichts, jeweils ungefähr zwei Euro pro monat. Und an der miete kann's nicht liegen. Er schüttelt nur den kopf und findet, dass es hier zuginge wie bei der Mafia. Jedenfalls hat er beschlossen, noch ein halbes jahr zu bleiben und dann sein glück in Indien zu versuchen. Er will eigentlich nichts, ausser in ruhe seinem geschäft nachgehen, und das wird hier nicht so schnell möglich sein. So sind beide seiten glücklich, meint er schulterzuckend.

Klar, man weiss nicht, wieviel davon wahr ist oder was nur das ergebnis seiner interpretationen ist, aber er erzählt's schön blumig, und über ein gerüttelt maß an korruption würde man sich hier auch kaum wundern. So einfach in Südostasien - noch dazu in Laos - zu versuchen, eine neue existenz aufzubauen, ist auch nicht von schlechten eltern. Der gute mann ist schliesslich sicher schon um die fünfzig ... Falls es nicht eine flucht aus der Türkei war, gebührt ihm zumindest dafür in jedem fall respekt.

Sehr ärgerlich, dass wir ihn nicht nach seinem namen gefragt haben ...

Dennoch wird's für uns zeit, loszufahren - tuktuk hat er uns schon eines organisiert, und auch der fahrer ist fair, verlangt ohne mühsame verhandlungen nur den üblichen preis zum busbahnhof. Heute geht's nach Sayaburi.

Das mit den ortsnamen in Laos ist so eine sache - oft findet man mehrere schreibweisen. "Sayaburi" stammt von Wikipedia, das auch "Xayaburi" anbietet, im englischen Lonely Planet findet man wiederum "Sainyabuli", hier bei der busstation auch "Sayabouri" UND "Sayabouli", auf einem plakat vor ort werde ich dann auch noch auf "Sayaboury" stoßen. Der einfachheithalber richte ich mich immer nach Wikipedia, um auch gleich damit zu verlinken.

Die eigentlich in allen reiseführern empfohlene route verläuft via Vang Vieng ziemlich grade in den süden, nach Vientiane. Zwar soll die gegend um Vang Vieng wunderschön sein und die ortschaft auch sehr nett, aber ebenso oft liest man, dass sie von backpackern überrannt wird und sich alles darauf ausgerichtet hat. Party jeden abend, fernseher in allen lokalen, graspizzen, autoreifenwasserfahrten, seilschwingen etc. Das klingt schon wieder so sehr nach massentourismus, dass wir das lieber umfahren möchten. Die einzige für uns in frage kommende ausweichroute geht ein stück nach westen, eben nach Sayaburi, von dort aus per bus nach Pak Lai und dann weiter auf dem Mekong mit dem boot nach Vientiane. Diesen weg sollen angeblich nur ganz wenige benutzen und die flussfahrt soll ein einmaliges erlebnis sein.

Der bus geht um neun, um acht brechen wir auf, wir liegen gut in der zeit. Auf den straßen ist überraschend viel los, auch wenn man's natürlich nicht mit einer Rush Hour wie bei uns vergleichen kann, schon alleine aufgrund der vielen einspurigen fahrzeuge. Am busbahnhof ergattern wir rasch die tickets, für 40.000 KIP pro person, also knapp vier euro. Der bus steht auch schon da, von der größe her irgendwo zwischen normalem und minbus angesiedelt. Schön, wie glatt das alles geht - seit beginn der reise hat der transport immer großartig funktioniert.

Unser gepäck bei dem der anderen fahrgäste liegen lassend, sichern wir uns gute plätze. Beim warten auf die abfahrt lernen wir Petra aus Ungarn, ausgerechnet aus Buddha-... äh, Budapest kennen. Natürlich ist auch sie - ganz alleine - zwei monate unterwegs, will nach Thailand und Laos auch noch Vietnam und Kambodscha schaffen und hat bis Vientiane die gleiche route geplant wie wir. Sie ist uns auf anhieb sympathisch, bald blödeln wir gemeinsam der abfahrt entgegen. Dass der bus immer voller wird, quasi jeder quadratmillimeter genutzt wird, liefert uns genug stoff, um darüber zu witzeln. Auch wenn's uns leicht nervös macht, dass unser gepäck noch immer draussen liegt, und wir keine ahnung haben, wo es untergebracht werden soll. Drinnen ist sicher kein platz mehr, und auf dem dach ist bei diesem fahrzeug keine vorrichtung dafür vorhanden.

Um neun uhr müssen wir alle raus, ein neuer bus wird geholt. Hoffentlich ein größerer. Aber natürlich tut sich erstmal gar nichts, auch wenn hier am gelände eigentlich genug busse rumstehen, die in frage kommen würden. Theoretisch. Tini bekommt derweil von Petra medikamente, sie ist heute ziemlich grippig unterwegs, schnupft und kopfweht. Beim plaudern erfahren wir, das Petra seit einigen jahren in London lebt und im British Museum arbeitet, was auch erklärt, warum sie praktisch akzentfrei Englisch spricht.

Nach einer halben stunde kommt ein "neuer" bus, tatsächlich größer, ein bissl räudiger vielleicht. Erfreut darüber, dass wir ein bissl mehr platz haben - und unser gepäck am dach verstaut wird - steigen wir gleich ein, damit wir nicht am ende doch noch auf plastikstühlen landen. Aber vorläufig schaut's gut aus, ich bekomme sogar eine zweierbank für mich alleine. Schon wird der motor angeworfen, los geht's.

Noch nicht so ganz. Einstweilen läuft mal nur der motor. So für zehn minuten. Dann wird er auf einmal abgestellt, der fahrer steigt wortlos aus. Warten. Nach und nach steigen mehr leute aus, dann auch die übrigen touristen, die mit uns an bord waren. Schliesslich folgen auch wir, um mal eine zu rauchen. Zu warten. Die hinnige frontscheibe zu begutachten. Einige große risse ziehen sich da durch ... Aber noch hält sie.

Ausser uns sind noch zwei holländische pärchen dabei, eins davon auch mit einem kleinen kind. Man kommt ins gespräch. Eine von ihnen erkundigt sich, was denn eigentlich los wäre und wann wir endlich aufbrechen würden. Sie kommt mit der information zurück, dass die abfahrt erst um 14 uhr erfolgen würde - zu einem zeitpunkt also, wo eigentlich der zweite reguläre bus des tages starten sollte. In knapp vier stunden erst! Das scheint heute nicht wirklich unser tag zu sein ... Und so gelassen alle auch sein mögen, ohnehin bereit, sich hier auf vieles einzustellen, irgendwo gibt's grenzen ...

Gemeinsam überlegen wir, was man machen könnte ... Die idee kommt auf, es mit einem minibus zu versuchen, doch in diesem moment ist natürlich keiner hier verfügbar. Da lobt man sich fast schon Vietnam, wo man permanent mit alternativangeboten überhäuft wird ... Aber gut, eventuell eignet sich diese option als druckmittel gegenüber unseren busbetreibern, immerhin sind wir zu acht. Wir sammeln uns also beim ticketschalter und meinen, dass wir alle unser geld zurück wollen, wenn nicht bald etwas weitergeht. Ein einheimischer hat sich kurz zuvor ausserdem auch den betrag retournieren lassen. Man gibt uns aber zu verstehen, dass das so einfach nicht geht, man müsse erst jemanden holen, der das entscheiden kann.

Einige zeit später kommt tatsächlich jemand vorbei, begibt sich hinter den schalter und behauptet auf einmal, dass wir ohnehin tickets für 14 uhr gekauft hätten. Entrüstet weisen wir das zurück, die diskussion wird schärfer, aber der mann gibt sich unerbittlich. Er zeigt uns auch das formular, auf dem man unsere namen eingetragen hat - und da steht tatsächlich 14 uhr, darüber allerdings durchgestrichen neun uhr ... Nach und nach kommen wir drauf, dass das womöglich sogar seine richtigkeit hat. Das holländische pärchen mit dem kind war nämlich schon vor halb acht am morgen da und hat gesehen, wie zu diesem zeitpunkt bereits ein bus richtung Sayaburi aufgebrochen ist. Für den hatten sie keine tickets mehr bekommen, der war voll.

Nach diesem prinzip scheint es hier zu funktionieren - ist der bus voll, geht's los, auch wenn's gegebenenfalls eineinhalb stunden vor der planmäßigen abfahrt ist. Dafür schiebt man bei bedarf noch einen bus ein - was okay wäre, nur war der, also unserer, um neun uhr schon wieder zu voll. Auch wenn man mir beim ticketschalter noch einmal versichert hat, dass der bus um neun fährt. Aber ehe man risikiert, dass der 14-uhr-bus nicht ganz voll wird, hält man den eingeschobenen bus so lange auf, bis der letzte platz vergeben ist. Sprich, der bus könnte früher fahren, aber halt erst dann, wenn sich mindestens 45 passagiere gefunden haben. Zum haare raufen!

Unterdessen war der holländer mit seiner kleinen tochter (die wir alle ziemlich lange für einen jungen halten) zu einem minibus-center gegangen, das wir gegenüber vom busbahnhof entdeckt hatten, um zu eruieren, was diese alternative kosten würde. Seine informationen sind aber auch nicht viel besser, der wagen würde uns gemeinsam 100 Dollar kosten, was das dreifache des bustickets wäre und für dieses land grotesk viel ist ... Wir könnten das noch bezahlen, aber für Petra, die zwei monate haushalten muss, kommt das nicht in frage. Auch die holländer, die natürlich ebenfalls wesentlich länger unterwegs sind, sind weniger hingerissen von dem preis.

Daher also: Warten. Hoffen, dass sich der bus möglichst rasch füllt ... Rauchen. Plaudern. Vergleichbare erlebnisse austauschen. Einander frust abnehmen. Kopfschütteln. Immerhin, trotz allem bleiben alle ruhig und fügen sich, unwillig zwar, aber ohne stress zu machen, sinnlose streitereien vom zaun zu brechen. Nur dass unsere weiterfahrt nach Pak Lai dadurch gefährdet wird, fuchst uns, in Sayaburi übernachten wollten wir eigentlich nicht.

Irgendwann beschliessen wir, unsere notebooks zu holen, um die zeit produktiv zu nutzen, berichte zu schreiben. Als wir grade auf unseren plätzen sind, natürlich genau in dem moment, geht's los. Um zwölf uhr, also gute drei stunden nach der eigentlich geplanten abfahrt. Obwohl es vorher so ausgesehen hat, als ob noch massig platz im bus bleiben würde, ist er binnen kurzem rammelvoll. Wieder müssen viele passagiere auf plastikstühlen im mittelgang ihr auslangen finden. Petra landet neben mir, der eigentlich von ihr reservierte platz wurde einfach von einem einheimischen okkupiert.

Aber egal, das ist der falsche zeitpunkt, um zu nörgeln, hauptsache, es geht endlich los. Weit kommen wir nicht, der bus muss erst vollgetankt werden, was wir in Laos schon einige male erlebt haben. So wie's aussieht, bekommen die fahrer ihr benzingeld erst dann zusammen, wenn ausreichend passagiere im bus sind.

Wir erleben eine ziemliche achterbahnfahrt, auf natürlich größtenteils unasphaltierten straßen. In einem völlig unangemessenen tempo brettert der fahrer dahin, hinauf auf die kleinen berge, bis der bus mit letzter kraft nur mehr langsam dahin kriecht und dann relativ flott über wilde serpentinen wieder bergab, quasi schwung holend, um die nächste steigung zu schaffen. Ständig müssen wir wegen des staubes die fenster schliessen, wobei man vom regen in die traufe kommt, denn drinnen wird's aufgrund der überfüllung schnell stickig und auch stinkig.

Und es ist eine menge staub, die wir vom eindringen abhalten müssen. Wobei's immer sehr witzig ist, zu beobachten, wie synchron alle die fenster schliessen und ein paar in der mitte aufstehen, um die dachluken dicht zu machen, wenn zum beispiel ein fahrzeug vor uns ist oder entgegenkommt. Bald trage auch ich fast automatisch dazu bei. Trotzdem schlucke ich einiges an staub und muss ständig das objektiv der kamera (von meiner Sony, Chris, keine sorge) reinigen. Als ob das noch nicht genug wäre, wird der bus, der schon anfangs zum brechen voll war, zunehmend noch voller. Es steigen zwar auch gelegentlich welche aus, aber noch mehr ein.

Nach zwei stunden kurvenreicher fahrt durch hügeliges, dünn besiedeltes land und einer menge total verstaubter dörfer - denn nicht einmal dort drosseln die busfahrer das tempo - taucht wieder einmal der Mekong vor uns auf. Und ja, da fällt mir ein, den müssen wir auch noch queren. Nachdem sich die nächste brücke erst bei Vientiane befindet, steht uns wohl eine kleine fährüberfahrt bevor. Kurz darauf bleiben wir auch schon stehen, dürfen den bus verlassen. Ein stückerl vor uns verschwindet die straße abrupt im fluss. Ehe wir das alles neugierig begutachten, wird ausgiebig erleichterung gesucht, wobei Petra und Tini einander näher kommen, sprich, das schicksal der frauen teilen, nicht im stehen und irgendwo pinkeln zu können, sondern sich einen ort dafür suchen zu müssen. Aber wie gesagt, Petra war uns allen von anfang an sehr sympathisch.

Auf beiden seiten der anlegestellen befinden sich ein paar einfach gebaute verkaufsstände mit strohdächern, wo die üblichen snacks für durchreisende angeboten werden. Auf unserer seite des Mekongs sind weiter oben an der straße auch noch ein paar wohngebäude. Hier ist es noch halbwegs grün, während sich drüben der fluss durch eine mondlandschaft gräbt, als schaut karg und rauh aus, erst dahinter beginnt wieder die dicht bewaldete hügellandschaft. Wobei sich das ganze mondige gebiet sicher während der regenzeit unter wasser befindet und damit auch all diese standln überflutet werden, oder zumindest mit steigendem oder fallendem wasserspiegel wandern müssen.

Während wir warten, überquert die fähre grade den fluss. Ein, sagen wir mal, interessantes konstrukt aus einer unmotorisierten plattform, auf der die menschen und fahrzeuge transportiert werden, und einem kahn der das ding an der seite schiebt und in der mitte des flusses eine elegante drehung um 180 grad hinlegt, ohne dass dabei die plattform die fahrtrichtung ändert. Klingt verwirrend, ist es auch, schaut aber sehr spannend aus. Rasch ist das schiff entladen, und wir sind dran, gehen zu fuss an bord, während uns der bus mit der anderen hälfte der passagiere folgt.

Sobald auch hier alles voll und der platz gut genützt ist, geht die kurze überfahrt auch schon los, eine willkommene abwechslung nach all dem staub und der hitze. Fahrtwind und fährerlebnis, irgendwo in the middle of nowhere in Laos, um es sich mal wieder ins bewusstsein zu rufen, das hat schon was, ganz abgesehen davon, dass so kurze schifffahrten immer fein sind. Ausgiebig mustern wir schlepper und plattform, bissl räudig sind sie, ganz klar, aber nicht so schlimm. Auf der seite der plattform prangt ein Beerlao-transparent, das rotweissrotgestreifte zugschiff mit dem üblichen blumenstrauss am bug, ist mit einer aufgemalten kommunistischen flagge geschmückt, am dach flattert eine weitere, daneben reckt sich auch die landesfahne nach der brise.

Am anderen ufer werden noch rasch die fussgänger aufgesammelt, die sich auf ihre plätze wurschteln müssen, was in dem übervollen bus teilweise schon fast ein artistisches unterfangen ist.

Bloß eine stunde später, angestaubt, durchschüttelt und olfaktorisch übersättigt, erreichen wir Sayaburi. Dazwischen gibt's nur einen kurzen stopp bei einem wachposten an der grenze zwischen den provinzen Luang Prabang und Sayaburi - bis in die 1990er mussten sich touristen hier noch ausweisen.

Viel trubel herrscht bei der ankunft, gepäck wird ab- und umgeladen, uns fragt man natürlich gleich, ob wir ein tuktuk oder hotel brauchen würden. Wir behalten uns aber vor, zunächst unsicher zu sein, wie's weitergeht. Die beiden holländischen pärchen, die unsere route teilen, wollen die nacht hier verbringen, weil's für sie schon zu spät ist, um sich weiter nach Pak Lai durchzuschlagen - wobei sowieso fraglich ist, ob überhaupt noch ein bus fährt.

Sollte es heute noch einen geben, so startet er natürlich nicht von diesem busbahnhof, sondern vom südlichen, am anderen ende der stadt. Wir nehmen also gemeinsam mit den Holländern ein tuktuk und begleiten sie zu ihrem guesthouse, an dem wir quasi eh vorbei müssen. Wobei's nicht so einfach ist, weil die fahrer einfach nicht machen, was verlangt wird. Erst wird mühsam über den preis gefeilscht, und dann liegt das hostel, das von ihnen empfohlen wird, nicht wie versprochen im zentrum. Irgendwie merkwürdig, nachdem uns das land bisher so sympathisch war, geht heute auf einmal alles schief und die Laoten sind reihenweise anstrengend ... Auch beim zweiten guesthouse stellen sie sich wieder so an - weswegen die Holländer es erstmal gut sein lassen und uns das tuktuk überlassen.

Doch uns geht's nicht viel besser. Der fahrer bringt uns direkt zum markt, deutet drauf und gestikuliert etwas im zusammenhang mit essen. Englisch spricht man hier gar nicht mehr. Wir sind nicht sicher, ob er meint, dass er zuerst etwas essen will oder wir etwas essen sollen, in jedem fall wollen wir einfach nur zur südlichen busstation, versuchen ihm das mit händen und füssen und dem "Ohne-Wörter-Buch" zu erklären, es nutzt aber nix. Immerhin treibt er dann jemanden auf, der Englisch kann, einen alten mann, der gleich für uns übersetzt.

Schliesslich können wir begreiflich machen, dass wir gerne heute noch nach Pak Lai würden, nutzen die gelegenheit und fragen, ob's denn überhaupt noch einen bus gibt. Vielleicht weiss man's ja, und wir ersparen uns, umsonst zum busbahnhof gekarrt zu werden. Ein handy wird gezückt, irgendwas geplaudert und herauskommt - natürlich? - dass heute nichts mehr fährt. Wobei wir uns nicht sicher sein können, ob das stimmt oder man uns einfach zwecks geschäftemacherei hier behalten wird. Fakt ist jedenfalls, dass es dunkel werden würde, ehe wir in Pak Lai ankommen, und es ist durchaus möglich, dass um die zeit kein linienbus mehr fährt. Wir geben uns also geschlagen.

Immerhin zeigt uns der gute mann gleich ein lokal, in dem wir uns mal sammeln können - dass es zufällig genau neben dem tuktuk liegt, tut nix zur sache. Ein guesthouse gleich um's eck kennt er auch, und er bietet uns an, uns morgen um sieben in der früh zum busbahnhof zu bringen. Klingt jetzt alles nach einer wohl durchdachten verkaufsmasche, ist es wahrscheinlich auch, aber er macht's nicht unsympathisch, und im prinzip wollen wir ja genau diese dinge. Solange er einstweilen kein geld verlangt, soll's recht sein.

Es gibt momente, da muss einfach dabei gewesen sein, so schwer sind sie zu schildern, und mögen sie auch noch so banal sein. Die lage, in die wir da manövriert wurden, hat etwas herrlich absurdes. Nun sitzen wir da gestrandet, mitten in Laos, in einem ort, in dem wir eigentlich nie bleiben wollten, nach einem tag, an dem nichts geklappt hat. Im fernsehen läuft Tom & Jerry, kühles Beerlao steht vor uns, und wir hauen uns wie deppert ab. Petra, die wir grade erst ein paar stunden kennen, wirkt, als wären wir schon ewig zusammen unterwegs und genauso kommt's uns auch vor. Zwar wissen wir noch kaum etwas übereinander, schildern alle nur ein bissl was aus unserem leben, aber nach den strapazen und den durcheinandergebrachten plänen, ist irgendwie der punkt erreicht, an dem alles egal ist. Spätestens da ist man sich dessen bewusst, dass es nur urlaub ist, dass es gar nicht so sehr darum geht, wo man grade ist, sondern dass es um den moment, um das jetzt geht. Erst recht, wenn man ohnehin nichts ändern kann.

Und was soll man sich auch groß aufregen? Wir hatten einen spannenden tag und das glück, in Petra eine kongeniale gefährtin zu finden, draussen scheint die sonne herrlich warm, das bier ist eh-scho-wissen, und im grunde sind wir genau da, wo wir sein wollen - abseits aller touristenströme, nicht gefangen in irgendwelchen minutiös ausgearbeiteten reiseplänen, die keine abweichung dulden. Sayaburi hat bis jetzt zudem einen sehr netten eindruck gemacht, bis auf die mühsamen tuktukfahrer. Merkwürdig ist nur, dass hier enorm viele überdimensionale regierungsprotzbauten stehen, die so gar nicht in eine provinzhauptstadt passen.

Das guesthouse ist tatsächlich nicht weit entfernt und erweist sich auch als passabel. Für vier Euro pro person bekommen wir zwei doppelzimmer, mit jeweils zwei betten, klo und dusche sind auch dabei. Petra schlägt das angebot aus, dass wir brav ein mädels- und ein jungszimmer einrichten, meint, nach dem heute gemeinsam durchgemachten, ist das wohl das geringste problem. Ergo teilen wir uns eines. Was ziemlich witzig ist, weil sie sich permanent für alles entschuldigt, was sie in unserem zimmer macht, obwohl sie ansonsten durchaus toughen wirkt, sehr zielstrebig und unerschütterlich, aber auch herzlich und zuvorkommend. Lustig, dass wir unter all den vielen menschen, die da reisen, so liebenswerte treffen, die uns dann auch noch ein stückerl begleiten. Nach Delphine und Thierry nun also Petra. Schön, schön, schön.

Ich versuch' ihr beizubringen, dass sie sich nicht so viele gedanken zu machen braucht, weil mir, zumindest auf reisen, viele sachen einfach blunz'n sind. Ob linkes oder rechtes bett, fenster auf oder zu, ventilator an/aus, sie zuerst ins bad oder ich ... Ein bissl dreck im bad oder ihre sachen verteilt im zimmer ... Das kümmert mich kaum, aber natürlich erst recht nicht, wenn's so nett angegangen wird. Aber es nutzt nix, im nächsten moment fragt sie eh wieder, ob es mich denn stören würde, wenn ...

Auf zum nächsten programmpunkt: Essen fassen. Mittlerweile haben sich in unseren mägen löcher gebildet, die es rasch zu stopfen gilt. Nur sind wir natürlich zu früh dran. Alle lokale sind noch verwaist, die herde werden erst angeheizt. Auch auf dem markt mangelt's an straßenküchen, um sich wenigstens einstweilen einen snack zu holen.

Schade, um den markt, der hätte mehr aufmerksamkeit verdient, eventuell würde es sich doch auszahlen, hier einen tag zu verbringen - wenn man mehr zeit hat. Würde noch gerne durchschlendern, aber der hunger ist stärker, zu dunkel zum fotografieren wird's auch langsam ... Aber die atmosphäre ist total angenehm und von anderen touristen keine spur ...

Statt dessen gehen wir die straße noch ein stückerl entlang, alle lokale kritisch beäugend, ob sich nicht eins dabei ist, wo schon gebrutzelt wird. Am rückweg finden wir endlich eines, wieder mit einer straßenküche und einer veranda, wo zwei tische für die gäste bereitstehen. Auf einem langen tisch, direkt an der straße, werden in grossen schüsseln einige gerichte präsentiert, alles unterschiedliche mixturen mit gemüse, hühner-, rind- oder schweinefleisch und ganz frischem grünzeug. Daneben grillen ein paar fische über holzkohle. Was es genau ist, weiss man natürlich nicht, aber es schaut lecker aus. Das ganze wird im familienbetrieb organisiert.

Der vater kann ziemlich gut Englisch und beschreibt uns die speisen ein wenig, so dass uns die entscheidung ein bissl leichter fällt. Stefan und Tini nehmen den fisch und eine salatige mischung, Petra und ich versuchen uns an zwei gerichten mit hendl. Natürlich probiert dann jeder von jedem, das muss schon sein. Dazu wagen wir uns an eine art shrimp-cracker, eine gebackene, trockene masse von der größe eines kekses. Schauen ein bissl schräg aus, sind aber großartig, vor allem in kombination mit der sauce, die zu den fischen serviert wurde. Bald müssen wir welche nachbestellen. Das von mir gewählte hühnerdings haut mich allerdings weniger vom hocker. In Laos ist es oft üblich, einfach alles vom tier drin zu belassen, auch flachsiges und knochiges. Was man essen kann, schmeckt zwar gut, aber es wird durch dieses fitzelei zu mühsam, um ein richtiger genuss zu sein. Aber, wenn man sich um 13 Euro - für uns alle - den bauch vollschlagen und den durst stillen kann, sollte man sich nicht beschweren.

Wohlig gesättigt spazieren wir gemütlich heim, angenehmerweise ist es abends wärmer, man spürt förmlich dass wir wieder in den süden kommen. Kurz geht's in einem minimarkt, um fürs frühstück zu shoppen, zigaretten zu besorgen. Sowohl Stefan, Tini als auch ich finden ein gatzi zum streicheln, was Petra sehr amüsiert.

Während Tini und Petra unablässig am plaudern sind und Stefan noch versucht, mit dem restlicht gute fotos zu machen, spähe ich in all die häuser rein. Wie fast überall in Südostasien, sind sie leicht einsehbar, da entweder die türen und fenster offenstehen, von vorhängen oder anderen sichtbehinderungen keine spur, oder die front ohnehin ganz geöffnet ist und einblick in die geschehnisse erlaubt ... Jedes haus erzählt dabei eine eigene geschichte - im einen wird gerade gegessen, im anderen gemeinsam ferngeschaut, dort spielt man karten, da tollen kinder herum ... Selbst wenn es sich um einen verkaufsraum handelt, scheint er teil des wohnbereichs zu sein. Dann sitzt hinter all den waren ein altes muttchen über einer schale reis oder jemand anderes spielt Solitär am computer ... So schön ...

Daheim erfolgt das übliche prozedere: Abwechselnd unter die dusche, die auch tatsächlich warmes wasser produziert, ein bier im beisl nebenan, die fotos runterladen, ab ins bett ... Noch ein bissl mit Petra plaudern, sich über die crazy roosters echauffieren, unter denen wir alle leiden, ein paar seiten lesen, drüber einschlafen ... Morgen, hihi, müssen wir wieder früh raus ...

Stephan