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Komm flieg mit // The trip begins here
KUBA // 15.01.2012

Stadtflucht

Wir verlassen Trinidad um im nahegelegenen La Boca dem ganzen trubel zu entkommen.

Ogottogottogott - um 6.30 uhr aufstehen nach der 498-jahr-jübiläums-lärmnacht ... hab ich mir aber schlimmer vorgestellt, viel schlimmer. Aber, das busticket muss umgeschrieben werden, da hilft sowieso nichts. In der stadt wird schon eifrig daran gearbeitet die überbleibsel, bzw. den müll aus bechern, flaschen und anderen sachen wie tierreste (ich stolper über eine schweineschnauze) und ähnlich undefinierbares zu beseitigen ...

Am Parque Cespedes sitzt noch eine truppe hardcoresäufer und singt mit ungebrochenem eifer. Grad wo ich sie fotografieren will steht einer auf, torkelt ein paar schritte und knallt der länge nach auf's pflaster. Natürlich wird ihm gleich aufgeholfen, wiewohl die andern sich dabei nicht all zu geschickt anstellen :o)

Das umtauschen der fahrkarten stellt kein problem dar. Ich muss nicht mal die 25% gebühr zahlen, weil schon leute sehnsüchtig darauf warten, dass so einer wie ich daherkommt ...

Nach dem Frühstück trennen sich unsere Wege. Tini will noch shoppen gehen und ich den bahnhof inspizieren. Unterwegs dorthin treffe ich auf ein platzerl, wo uralte karussells, schiffschaukeln und ringelspiele instandgesetzt werden. Knallbunt bemalt und die ausführung der gerätschaften zaubert einem ein schmunzeln ins gesicht. Die armen kids, die damit fahren mussten ...

Den bahnhof finde ich nicht auf anhieb, ist ja auch ein kleiner welcher. Aber ich sehe geleise, folge ihnen in der vermuteten richtung und werde fündig. Wirklich nix bsondriges. Zwei ausgediente dampflocks und einige alte waggons stehen am nebengeleis. Weiter vorn verlässt grad ein touristenzug den bahnsteig - ich hetze hin und erwisch ihn grad noch schräg von hinten.

"Hola senor" - ein betagtes männlein mit brille und käppi sowie einem alten ölfetzen in der hand bietet sich an mir die alten loks zu zeigen. Zuerst lehne ich ab, aber er lässt nicht locker und schließlich geh ich mit. Er "erzählt" mir, dass er 46 jahre lokführer war und ganz Kuba bezugt hat. Er bringt mir baujahr und leistungsdaten der eisenrösser näher, indem er die zahlen mit dem finger in die handfläche malt.
Am ende machen wir noch gegenseitig fotos von uns im führerstand, er bekommt ein wenig geld für die mühe und ich schlendere zum treffpunkt am Parque Cespedes.

Tini ist noch nicht vor ort, also such ich mir ein schattiges bänkchen. Ein abgesandelter typ setzt sich zu mir, beginnt mich vollzuquatschen und betatscht mich ein wenig zu oft. Als dann noch ein companero von ihm auftaucht wird's mir zuviel und ich geh spazieren.
Einen häuserblock nach dem anderen umrunde ich, immer wieder den platz streifend und nach Tini ausschau haltend. Endlich, da ist sie. Total happy, das sieht man schon von weitem. Also war ihr feldzug erfolgreich ...

Die restliche zeit bis zur abfahrt verbringen wir auf der terrasse. Kaffeetrinkend, schreibend, rauchend, lesend und faul. In meinem bauchi beginnts zu rumoren. Ganz schlecht - da wird sich doch wohl nix anbahnen?

Ein amischlitten-taxi bringt uns vier aus der stadt. Obwohl riesig, haben wir probleme unser ganzes zeugs und uns selber unterzubringen. Sind aber eh nur vier kilometer...
Als erstes schmeißen wir uns mit zwei runden bier auf die terrasse am dach unserer neuen casa. Rundum nur grün und in den angrenzenden innenhöfen scharren hühner, grunzen schweine und auch ein pferd ist zugegen. Kuba mal wirklich ganz anders...

Ortsbesichtigung - wir schlendern entlang des meeres und obwohl wir immer wieder stehen bleiben oder im schatten ausruhen ist das ganze in einer stunde erledigt. Unterwegs passieren wir einige casas, geschlossene verkaufsstände, immerhin zwei geöffnete getränketandler, zwei ferienanlagen für staatsbedienstete (eine davon, die für bauhackler, ist schon am zerbröseln :o) sowie die meist recht verfallenen häuser der bocaner. Es schaut aus, als wäre hier mal so was wie ein erholungsort geplant gewesen ... ansätze sind noch deutlich zu erkennen ...

Am rückweg besorgen wir bier um stattliche 1,5 CUC pro dose - viel teurer als in trinidad. Später stellt sich heraus, dass ist der einheitspreis hier => touristenmelken.
Mit cerveza bewaffnet haun wir uns zum strand und warten auf den sonnenuntergang. Es kommt starker wind auf und als die sonne weg ist bibbere ich vor kälte. Also springe ich zur nahegelegenen casa um für Tini und mich jopperln zu besorgen. Aber, trotz drei schichten ist mir immer noch arschkalt. Endlich gemma, mein schädel glüht, ich fühl mich echt nicht wohl. Nach ein wenig chemie von meiner persönlichen krankenschwester und einem kurzen mützerl gehts aber wieder einigermaßen.

Beim abendessen hab ich keinen richtigen appetit. Den fisch schaff ich zwar, aber das rundherum bleibt liegen. Aber, nach den ersten zwei bieren ist alles wieder gut
... seltsam ...
Müde von der sonne und dem nervigen wind pfeifen wir auf's duschen und legen uns nieder.

Ahhhh, schlafen - das macht alles wieder gut.
Aber das einschlafen ist schwierig. Die dusche tropft und es gibt keine badtür um das geräusch auszusperren. Eigentlich sind es zwei nervende laute: zuerst ein heller ton wenn die tropfen auf die fliesen klatschen, dann ein dunkleres "plopp" wenns in den Abfluss rinnen - da muss ein reservoir drunter sein.
Ich versuche mit klopapierohrenstöpsel die geräuschkulisse zu dämpfen, was nur bedingt gelingt und außerdem ein bissi wehtut. So dünn das häuslpapier hier auch ist, es ist halt auch keine watte. Memo an mich => ohrenstöpsel auf die reiseliste setzen.

Stefan

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