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Komm flieg mit // The trip begins here
Zürich // Visiting Frank // 02.02.2008

Pampa, planes & pleasure

Die Schweiz. Kleines land im herzen Europas. Es erinnert ein bisschen an Apple - teuer, stylish und userfreundlich. Aber auch sehr proprietär: Es hat hier eigene Steckdosen, eine eigene währung (mit Rudi Carell vorne drauf, könnte man meinen) und ein eigenes Schweizerdeutsch (auch Schwyzerdütsch bzw. Schwiizertüütsch).

Dass sich ja hier durch alle audiovisuellen medien zieht, und wenn auch teilweise unverständlich, sehr, sehr lieb klingt (ad abwertung: siehe gestern). Sogar das handy heisst hier nicht handy, sondern Natel(R).

Wie prognostiziert war heute beim aufstehen alles leicht angezuckert, dicke Wolken hingen über Hofstetten an der Glatt bei Zürich. Grauslich schön, weil man ist des winters ja langsam überdrüssig. Im urlaub leistet man jeglicher verstimmung natürlich erbittert widerstand und stürzt sich auf ein feines frühstückchen, das Frank da hin gezaubert hat. Dass er vergessen hat, gleich die butter mitzuservieren, sei ihm nachgesehen.

Dann geschahen ganz seltsame dinge - entgegen den annahmen der unfehlbaren meteorologen lichteten und lüpften sich die wolken und gaben den himmel frei für die sonne, ganz hin und weg waren wir, ganz schnell hinweg wollten wir natürlich.

Flugs waren wir maximal zwei stunden später draussen und umwandelten die neue Franksche behausung - ein siebziger jahre zweckbau, sehr gepflegt und gut in schuss gehalten, mit pool im innenhof. Die leicht modrigen, hölzernen hutschpferde waren allerdings ein bissl irritierend. Nun wurde auch sichtbar, was im gestrigen dunkel verborgen blieb (wenn's auch Google Earth schon vorher vorstellbar machte): Nämlich dass wir hier in der unmittelbaren pampa waren. Nicht im unguten sinne, von arsch der welt kann keine rede sein. Felder und wälder umgeben den ort, und Zürich-City ist in einem viertelstündchen erreichbar. Ich find's sehr nett hier, zumal an zwei seiten die flugzeuge in sichtweite starten und landen.

Unglaublicherweise sind Frank nach grade mal zwei monaten hier schon unmengen an details bekannt. So weiss er zum beispiel um das redesign der hydranten, die im moment ein bissl wie R2D2 auf Contergan ausschauen. Wobei das schöne hierbei ist, dass die "nummernschilder" der alten hydranten zu gürtelschnallen verarbeitet werden, die dann alle in einem einzigartigen zustand der verwitterung sind.

So, damit haben wir schon 50m vom haus entfernt. Noch ein winzigkleines stückchen weiter finden sich dann beschilderungen wie "kinderbörse" und "Hohlweg" und man beginnt sich innerlich so manches fräglein zu stellen.

Wir strawanzten also in der herrlichen sonne durch die felder rund um Hofstetten, bis hin zum Mettmenhasler See, beim Hasliberg, beobachteten den majestätischen flug von Rotmilanen (spätestens an dieser stelle erwarte ich den einsatz von http://de.wikipedia.org von euch), stießen auf öltanks von raffinerien, isländische pferde und reiher, die mit krähen spielten, zuletzt sogar auf eine straussenfarm.

Unseren weg zierte auch ein schiessstand, schliesslich ist in der wehrhaften schweiz jeder wehrtaugliche dazu verpflichtet, seine waffe schussbereit daheim zu lagern und entsprechend damit umzugehen.

Bei Frankch setzten wir uns dann pausierend aufs (gar nicht so kleine) balkönchen, genossen die wärmenden sonnenstrahlen und den heissen kchaffi, mit zigarettchen und kchekchschen. Erstmals in diesem jahr - und es war soooo fein. Ja, er hat sich da schon ein feines plätzchen gefunden, zu dem man gerne wieder kommt. Sofern dann die butter gleich mitserviert und ein feldstecher bereitgehalten wird. Flugzeuge und Rotmilane harren ihrer beobachtung!

Als nächstes ging's wieder zum flughafen, es lockte eine angeblich formidable besucherterrasse - und auch wenn man selbst nicht verreist, bleiben diese dinger einfach orte, die immer mit der ganzen weiten welt verbunden sind, wo sich menschen aus aller herren länder tummeln und ganz banale sachen irgendwie elektrisierend wirken ... Ausserdem ist Zürich ist für mich eine reise in progress. Wie schon angedroht, werde ich hier immer wieder mal auftauchen und alles einer eingehenden begutachtung unterziehen.
Die besucherterrasse hielt, was sie versprach und zeigte sich sowie ein paar der eisenvögel bei sonnenuntergang in bestem licht.

Vor allem bemerkenswert daran und am flughafen im ganzen war, dass man hier alles darf und kann, was vor allem in Österreich strengstens verboten ist. Das beginnt beim mithören des flugfunks bis hin zum bereitstellen von infrastruktur für die flugzeugfans rundum den flughafen. Das erhöht sie leicht schizophrene ansicht über die Schweizer noch einmal ein stückchen, auf der einen seite total überreglementiert und dann punktuell doch wieder sehr liberal.

Hunger war schon den ganzen nachmittag ein ständiger begleiter, nun drohte er überhand zu nehmen. Ein food court am flughafen bot sich an (alles weiter entfernte hätte den unmittelbaren hungertod mit sich gezogen, ganz egal, wie kulinarisch wertvoll das gewesen wäre). Ausserdem gab's auch hier ethnofood und zwar auch schweizerisches. Ich pfiff mir also ein schweinswursti mit härdöpfelsalat rein. Sehr lecker. Und vor uns defilierte die halbe welt, geradezu babylonisch.

Für den abend hatten wir uns den besuch im Alpamare aufgehoben, einem action- und wellness-center am südende des Zürichsees. Das navi führte uns mit eindringlichen anordnungen brav ans ziel. Und da, im taumel des genusses, wenn man in einer fremden stadt, in die man nur übers wochenende fliegt, auf der blubberbläschenliege im 36 grad warmen solebad liegt, während unmengen an wasserdampf in den dunklen himmel steigen, da denkt man sich doch, dass man unwahrscheichliches glück im leben hat, dass es einem eigentlich unglaublich gut geht und man jegliches jammern über sonst und irgendwas einstellen sollte ... Da nimmt man dann auch in kauf, dass man von sauna zu sauna von einem fremden herren mittleren alters begleitet, um nicht zu sagen, verfolgt wird. In gewisser weise ist es ja auch ein kompliment.

Bis zur letzten minute blieben wir und fuhren dann, wieder brav vom navi geleitet, wenn auch gelegentlich in seltsam anmutenden bahnen. Manchmal hatte man doch das gefühl, die navistimme würde am liebsten ein "haha" von sich geben, weil man da und dort doch wieder ein komisches eck genommen hat. Wir schliessen auch nicht aus, dass manche routen von speziellen unternehmen - höchstwahrscheinlich in der energiebranche situiert - gewidmet werden.

In Franks wohnanlage gaben wir uns noch ein bisschen dem lokalkolorit hin, dieses mal in form der diversen wasch-, waschküchen- und wäschetrockenordnungen, die alle penibel formuliert an diversen türen hängen. Nicht zu vergessen die massive türe zum atombunker, wie sie standardmäßig noch bis in die 1990er noch jedem neubau errichtet wurden. Daheim noch ein paar brötchen, ein Feldschlösschen und einige gewälzte gedanken, dann fielen wir auch schon dankbar in bett und luftmatratze und waren in nullkommanix im reich der träumchen.

Stephan

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