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Komm flieg mit // The trip begins here
Zürich // Visiting Frank // 03.02.2008

Downtown, delicious, departure

Bissl ausschlafen war uns heute vergönnt, gutes frühstück gab's natürlich auch, ich kann Franks gastgeberqualitäten gar nicht genug betonen. Und die butter hat er mir heute auch unübersehbar platziert. Allerdings war ich, innerlich noch schlafend, zu schasaugat, um das gleich zu erkennen. Jedenfalls sehr lernfähig, der junge.

Kleine änderung heute: Da diese art der berichte auch zukünftige reisen begleiten soll, muss ich eine länge finden, die mit knapper zeit vereinbar ist - sonst halte ich das wohl leider nicht durch. Deswegen beschränke ich mich ein bissl mehr auf die "höhepunkte", auch wenn dazu gesagt sein soll, dass alles rundum diese highlights ebenfalls spitzinger war ...

[...]

Mittags, das wetter war wieder großartigst, fuhren wir erneut zum flughafen, Frank kannte da einen platz, von dem aus man die flugzeuge gewissermaßen in greifnähe hatte und wusste um die zeit, wann die größten vögel abheben. Unglaublich, wieviel publikum dort war! Und manche hatten sogar den sticker "I love Fluglärm" auf ihren autos kleben. Undenkbar in den wiener villenvierteln, wo ein flugzeug, das quasi noch im orbit ist, zu äusserster echauffierung führt.

Ja, und dann steht man da am zaun, bei bestem frühlingswetter und lässt sich die sonne auf den pelz scheinen, während die gewaltigen maschinen träge übers rollfeld kriechen und nur mit mühe den arsch von der erde bekommen, um dann doch um die halbe welt zu fliegen ... Ich werde nie begreifen, weshalb die menschheit einerseits in der lage ist, derartige wunderwerke zu erzeugen, andererseits aber auch so dinge wie "Mitten im Achten" fabriziert.

Übrigens, ehe ich's vergesse, die proprietären Schweizer haben nicht nur ihr eigenes Schweizerdeutsch, sondern sich auch des scharfen "ß" entledigt. Was ich ja grundsätzlich vernünftig finde. Nur ist es etwas gewöhnungsbedürftig, es ergeben sich so sachen wie: "Busse für Unberechtigte bis Fr. 200,-" ... Dies geschah übrigens schleichend ab 1906, bis es es 1938 auch offiziell in den lehrplan übernommen wurde - verantwortlich dafür war die zunehmende verbreitung der schreibmaschine. Ob man dafür "ch" und "li" drauf findet ...?

Nach einer weiteren paradiesischen pause in der sonne auf franks balkönchen (sonne ist ja sowas von geil), nutzten wir das letzte zeitfenster für einige momente in zürichs altstadt. Nun war die zeit einfach nur mehr am rasen, so dass das ganze wieder eher rauschartig ablief.

Im laufschritt ging's zur s-bahn (so ein doppelstöckiges teil, Wiener kennen etwas ähnliches auch als "Wiesel" - für die nichtwiener ein Foto), die genau in dem moment eintrudelte, als wir den bahnsteig betraten, düsten mit ihr durch einen sehr industriellen teil Zürichs. Businessparks und irre verkehrskonstrukte für straßenverkehr und bahn durchzogen das gebiet. Irgendwie war ich doch mehr auf Heidi eingestellt, bin halt auch ein bissl klischeefixiert. Um so genialer war's, diese zwar nicht hübsche, aber um so interessantere architektur vorgeführt zu bekommen. Das alles glänzte im unpassend goldenen abendlicht ...

Ich muss wieder aufs endorphinische zurückkommen ... Es war ja eh alles supermuschigut an diesem wochenende, aber ich steh halt irgendwie total auf städte, und da durch Zürich kutschiert zu werden, einen spaziergang vor augen, das, das, war einfach orgasmisch ... Auch wenn wir uns im gleichen kulturkreis befanden (so sehr können sich die Schweizer gar nicht bemühen, anders zu sein, dass man das vergessen würde), in der gleichen klimazone, nicht einmal 1000km von daheim entfernt, so war es doch schon wieder so anders, so speziell, so voller auf mich einprasselnder eindrücke, dass ich gar nicht genug davon bekommen konnte ...

Ganz besonders heftig, völlig oarg sozusagen, wurde es dann, als wir auf den bahnsteig von Zürichs hauptbahnhof gespuckt wurden ... Irre viele menschen - nicht ungut viele, einfach nur viele - strömten durch das überdimensionale gebäude, gerüche und stimmen schwebten von allen seiten auf uns ein ... Ich bekomme jetzt noch gänsehaut, wenn ich daran denke ... Jeder quadratmillimeter gespickt mit etwas interessantem ... Ich hätte dort stundenlang an einer stelle verharren und alles in mich aufsaugen können, ohne dass es mir langweilig geworden wäre ...

Aber wir hatten natürlich nur eine stunde zeit, um bis zum Zürichsee zu latschen. Genug für 180 fotos - was nach Adam Riese drei fotos pro minute waren, und nach Otto Normalverbraucher ein fall für die klappsmühle.

Wir verließen das gewusel um den hauptbahnhof, folgten ein stück der bahnhofstraße - und das war dann schon ein ganz anderes bild von dieser stadt. Teilweise wunderschöne, alte gebäude säumen die fußgängerzone - immerhin wurde hier während der weltkriege nichts zerstört. Und dazwischen tummelte sich das ständig irgendwelche "ch"- und "li"-laute von sich gebende völkchen, alle ob der vielen sonnenstrahlen gut gelaunt. Da konnte ich mit meinem alle sinne umfassenden orgasmischen gefühl locker mithalten - nur schweine können länger.

Frank führte uns zur Limmat, der hiesigen Donau, der wir auf dem gleichnamigen quai zum see folgten ... Ich will das o-wort nicht zu oft bemühen, aber es war einfach so unglaublich schön ... Wie g'sagt, einen netten flecken hat er sich da ausgesucht, zum aus- bzw. weiterwanderern ... Die güldene abendsonne tunkte die stadt wieder in ein zum speiben kitschiges licht, perfekt zum fotografieren ausgeleuchtet. Ein übermaß an details floss an uns vorbei, und nur das wissen darum, dass ich da bald wieder sein werde, liess mich nicht wahnsinnig werden - das war alles zu gut, um es in einer stunde zu verzehren ... Aber es war ein gewaltiger appetitanreger, nach dem man einfach nur mehr, mehr, mehr, mehr will ...

Okay, ich muss Otto Normalverbraucher recht geben, der schritt zur klappsmühle ist nicht weit.

Bei der Quaibrücke und damit dem nördlichsten spitzelchen vom Zürichsee war dann dennoch schluss. Aber was für einer. Nicht umsonst nennt sich die örtlichkeit dort Bellevueplatz und der würstelstand am eck "Imbiss Riviera" ... Der Platz selbst erinnert eher an die Kennedybrücke (sorry für die wienlastigkeit, hier wieder ein Foto) und wird von einem dutzend straßenbahnlinien angefahren - vom übrigen verkehr und den vielen menschen ganz zu schweigen ... Die sonne hatte sie einfach alle hervor gelockt ...

Die promenade am seeufer war dann auch einigermaßen überfüllt, vor allem wohl mit leuten der kategorie "sehen und gesehen werden", hier versammelte sich der lebende beweis für den reichtum und das unverschämte preisniveau dieses kleines landes. Wer sich über sein auto definiert, hat hier schweres spiel, immer wieder rauschten absurdteure fahrzeuge vorbei. Manchmal ist es doch einfach fein, eher zu den havenots zu gehören, wobei's uns, wie schon gestern überschwenglich erwähnt, eh schon sehr, sehr gut geht ...

Tja, da lag er nun, der finale punkt dieser reise, umschwärmt von enten, tauben, möven, schwänen und anderem geflügel, das permanent gefüttert wurde. Aber es war genial, einfach nur genial, um nicht zu sagen, multipel ...

Euphorisch, aber halt auch schweren herzens fuhren wir per tramway zurück zum hauptbahnhof, meiselten noch alle eindrücke ins gehirn und auf die speicherchips, dann saßen wir auch schon im zug nach Oberglatt. Glühend vor begeisterung, in diesem sinne gesättigt - und hungrig wie ein wolf auf Franks zwiebelhuhn, das den höhepunkt des abschliessenden festmahls bilden sollte. Ebenso wie ich ihn für diese köstlichkeit liebe und für dieses grande finale danke, könnte ich ihn dafür erwürgen, mich so schnell wieder aus der stadt zu jagen. Aber alles geht halt nit und so war's eine rundum perfekte sache. Ich komm' ja wieder. Und zwar bald.

Aja, sein atombonkerchen hat er mir auch noch gezeigt, der Frank. Sein keller befindet sich in selbigem, hinter einer dusche zum bereinigen des fallouts, bestückt luftfilter und mit regalen für notvorräte versehen ...
Wirkt sehr stabil, das ding, aber der gedanke an die ursache und den zweck, das macht das alles ein bisschen makaber ...

Und ehe ich's mich versah, stöberten wir schon am flughafen im Migros, einer der beiden supermarktketten, die sich das monopol in der Schweiz teilen. Die andere nennt sich Coop. Und so ein besuch im lokalen supermarkt gehört natürlich auch einfach dazu, um zu staunen und zu schmunzeln über die vielen fremden dinge, die das leben der hiesigen versüssen ... Angefangen bei den pfefferonis, die hier paprika genannt werden (und selbstverfreilich auch vice versa), über die chips der firma "Zweifel" bis hin zu den üblichen "chs" und "lis" ... Natürlich auch unmengen an schokchi und chkäse, dass einem speichel nur so aus dem mundwinkel tropft ...

Kurz drauf wanderte ich schon alleine zum boarding, Frank musste am folgetag früh raus, und ich durfte mich noch ein bissl umsehen, weil der flieger eine stunde verspätung hatte. Einen größeren gefallen kann man mir ja gar nicht machen. Am Bukarester Băneasa-Airport (jajaja, da ist schon ein Foto) wird's vielleicht ein bissl schnell langweilig, trotz babyblauer fassade und "Ikea"-kuppel, aber dieses gigantomanische, overstylte luxustrumm, das eher dem quartier eines "James Bond"-bösewichts gerecht werden könnte, bot einfach genug für stundenlange erkundungstouren ...

Ausserdem, das flughafenfeeling, eh schon wissen ...

Dann wieder boarding, langsam ins flugzeug, auf die startbahn rollen, beschleunigung, abheben, "Speibsackerl" und Niki Laudas selbstgesprochene securityanweisungen, lichterketten und glühwürmchen, "Der Standard", bissl rütteln und schütteln, ein sandwich, anschnallen, landeanflug, rumms, am boden, heimatlicher flughafen, verflucht und geliebt zugleich, menschen, die fluchtartig auf dem mittelgang verharren, aussteigen, wind, letzter blick aufs flugzeug, busfahrt, wie geölte blitze schiessen sie keilförmig auf die beiden grenzbeamten zu, als letzter ists am schönsten, kofferausspuckundumlaufmaschinerie, den eltern um den hals fallen, erzählen, erzählen, erzählen, s1, tangente, unsere häuschens, daheim, katze, duschen, buch, bett, glücklich.

Das leben wieder um etwas unersetzliches, unvergessliches, unvergleichbar schönes bereichert ... Wer wundert sich da noch drüber, dass es eins der schönsten ist?

Stephan

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