Amazon.de Widgets
Komm flieg mit // The trip begins here
Asia fastforward // 01.02.2009

Nightmare & nachtmarkt

Erneuter länderwechsel – heute geht’s nach Chiang Mai in Nordthailand, man begegnet unter anderem überbordender fantasie, schrebergärten, nasen mit führernatur, nächtlichen kaufräuschen und einer menge bier.

Juhu, wir dürfen wieder früh aufstehen. Um sieben geht der wecker, nach einem ausgiebigen frühstück lassen wir uns vom taxi zum flughafen bringen, sind rasch mit dem einchecken fertig und haben noch ein bissl zeit für einen kaffee und um das für Thailand notwendige einreiseformular auszufüllen. Mittlerweile ist das schon fast routine, mussten wir ja auch für Malaysia und Kambodscha machen. Die passnummer wissen wir trotzdem noch immer nicht auswendig.

Mein schnuppn ist noch immer nicht ganz weg, und als mir beim schnäuzen auf einmal enorm schwindlig wird, macht sich ein bissl sorge wegen des bevorstehenden fluges in mir breit. Der nicht funktionierende druckausgleich, der mir ja schon bei der ankunft in Siem Reap so unangenehme zeit beschert hat, darf auf keinen fall nochmal passieren ... Auch wenn's nur eine art paranoia ist, so etwas lässt sich nur wahnsinnig schwer abstellen ... Zum glück ist der flug kurz, geht ja erstmal nur nach Bangkok und von dort aus mit einer anderen maschine nach Chiang Mai.

Am weg zum boarding knöpfen uns die behörden nochmal 25 Dollar pro person an sicherheitsgebühren ab, womit wir überhaupt nicht gerechnet haben. Nicht nur, dass das ziemlich unverschämt ist, verlieren wir dadurch auch noch den restlichen dollarvorrat, den wir eigentlich für ein etwaiges visum für Laos aufheben wollten.

Wenigstens geht ansonsten alles flüssig, kurze zeit später laufen wir schon übers flugfeld zu unserem flugzeug, einem kleinen Airbus der Bangkok Air, ein ziemlich bunter vogel mit dem namen Krabi, wo S&M beim letzten Asientrip waren.

Einfach genial, dass man sich hier so frei bewegen kann - kein bus, der einen 50 meter zum flieger karrt, niemand, der stresst oder es gar zu untersagen versucht, wenn man noch ein paar fotos machen will. Passt allerdings zur ausstrahlung des flughafen, der mehr an einen Club Med erinnert, als an eine festung.

Der flug vergeht dann aber auch rasch - rein, rauf, essen (und zwar echt fein), runter, raus. Eine gute stunde unterwegs und wieder in einem anderen land. In Bangkok haben wir fast doppelt so lange zeit, um wieder ein bissl durch den flughafen zu hatschen - aber da kennen wir uns ja schon aus - ordentlich in Thailand einzureisen, mit stempel und so, und dann aufs boarding nach Chiang Mai warten. Draussen steht eine 747 der Thai Airways für den wieder enorm kurzen flug bereit, kaum zu glauben. Zweimal innerhalb so kurzer zeit ein so großes ding. Geil.

Auch dieser flug vergeht zwar enorm schnell, allerdings bricht da meine paranoia wirklich voll durch. Normalerweise geniesse ich es total, zu fliegen, egal ob kurz oder langstrecke, und zwar um so mehr, je öfter ich fliege. Aber dieses mal war's ein kleiner horrortrip, blühender fantasie sei dank.

Beim aufsteigen spüre ich leichten druck im kopf und mal' mir gleich alles vom platzen des trommelfells bis hin zum blutgerinsel aus, bin dem total ausgeliefert, auch wenn mir schon klar ist, dass das alles absurd ist. Emotion und Ratio bekämpfen einander so frisch vergnügt bis enorm blutig, wobei der spinnate teil eindeutig oberhand behält. Das ist halt wie beim diskutieren über religionen, sei's nun die anbetung einer fussballmannschaft oder einer gottheit (Heike ausgenommen), die vernunft sitzt die ganze zeit nur auf der ersatzbank.

Dabei ist Thai Airways eigentlich super, viel platz zwischen den reihen, schön bunt, sehr freundlicher service, sauber und in diesem fall auch nicht mal halb voll. Nur der snack, ein kleines stückerl kuchen, ist ein bisschen dürftig. Auch wenn das schon unsere dritte mahlzeit heute ist, hätten wir uns schon über mehr gefreut. Allerdings hatten wir insgesamt eh sehr viel glück mit der bordverpflegung, bisher war's immer schwer in ordnung.

Eine knappe stunde später gehen wir schon in den landeanflug zu Chiang Mai, ich lebe noch, eigentlich geht's mir gut und sogar der druckausgleich klappt, trotz des ständigen zwangs, sich anpassen zu müssen. Zwei superkurzstreckenflüge hintereinander sind da ziemlich mühsam. Aber ich war noch nie in meinem leben so froh, dass ein flug zu ende ist. Da mische ich sogar in dem dümmlichen gerangel mit, das jedes mal statt findet, sobald das flugzeug die parkposition erreicht hat.

Chiang Mai bereitet uns erstmal einen kühlen empfang, in dem kleinen flughafen sorgt die air condition für arktische temperaturen. Dafür ist's dann vor dem gebäude um so angenehmer, nämlich wirklich heiss und sonnig, womit wir nicht gerechnet hatten, da sämtliche reiseführer und bekannte erstmal davor warnten, dass es dort recht frisch sein kann. Dennoch brauche ich erst mal zehn minuten, um wieder richtig locker zu werden. Wie seltsam das alles ist, normalerweise bringt mich so gut wie nix aus der ruhe, erst recht nicht ein simpler flug ... Dieses mal ging's haarscharf an der panik vorbei.

Stefan wechselt derweil geld und kümmert sich ums taxi, das uns dann rasch und zuverlässig zu unserem hostel Gongkaew Chiangmai Home (5,30 Euro pro person und nacht)bringt. Ein echter glücksfall! Mitten in der sogenannten altstadt, innerhalb des wassergrabens, haben wir dort einen bungalow in einem riesigen garten, der mit all dem kitschigen krimskrams leicht an einen schrebergarten erinnert. Nur vier bungalows mit jeweils zwei zimmern stehen zur verfügung, so dass nicht allzu viele leute gleichzeitig dort sein können.

Dazu gibts noch einen "common room", sprich einen überdachten bereich, der zu allen seiten hin offen ist, in dem sich eine menge gemütlicher sitzgelegenheiten befinden, die internet-pcs sowie free coffee and toast den ganzen tag über, zum selber machen. Und wlan haben sie auch noch. So was von genial!

Wir bleiben dort gleich mal ein bissl hängen, trinken köstliches Chang-Beer und kommen langsam mal geistig an. Das dritte land in so kurzer zeit, das verwirrt schon sehr. Wieder eine andere währung (eigentlich ja die vierte, weil in SiemReap ja das meiste via Dollar ging) und nun fahren die autos wieder links, nachdem sie in Kambodscha auf der richtigen seite fuhren und in Malaysia ebenfalls links unterwegs waren.

Und so schön warm ist es! Man muss sich das anfang Februar immer wieder mal ins bewusstsein rufen und es richtig geniessen ...

Irgendwann wutzeln wir uns dann doch auch noch in die stadt, sehr, sehr zufrieden und glücklich, jeden schritt geniessend und natürlich jeden mit einem foto verbindend. Um jede zweite ecke ist ein tempel und dazwischen laufen immer wieder die orangegewandeten mönche, auch sehr viel kinder unter ihnen. In Thailand ist es so üblich, dass sehr viele männliche bürger einmal in seinem leben einige zeit als mönch verbringt.

Die tempel lassen wir erst mal links liegen, Stefan führt uns souverän durch die gegend, und wir konzentrieren uns vor allem auf das vielfältige treiben auf der straße, und sei's auch mal nur eine ruhige gasse. Es gibt für uns Europäer hier so viel zu entdecken, so viele feine und krasse unterschiede, so dass jeder winkel irgendwo spannend erscheint.

Bald geht aber alles der nase nach, der hunger treibt uns zu einem kleinen thai-lokal mit den obligatorischen plastik-stühlen und der einfachen einrichtung - noch recht vorsichtig bestellen wir unsere speisen, verlassen uns erstmal auf chicken mit rice, bekommen dazu natürlich auch wasser mit eiswürfeln, das wir aber ablehnen, man kann nie wissen. Ein großes Singha-Bier ist doch gleich viel besser. Und das essen, so einfach es auch sein mag, ist gleich großartig, wunderbar scharf und sowas von gut - ein himmlischer einstieg in Thailand. Trotzdem, um sicher zu gehen, spülen wir mit ingwer-wodka nach, den S&M extra ein paar wochen vor der reise angesetzt haben. Wir sind zu kurz unterwegs, als dass wir uns da schon auf unsere mägen verlassen wollen.

Das essen kostet fast nichts, gemeinsam speisen wir inklusive getränke zum preis einer hauptspeise in österreich. Und bekommen mindestens die selbe qualität - und das bier kommt hier in 0,64 liter flaschen. Quasi wie gemacht für uns Österreicher. Der gelernte Thai teilt da halt eher mal eine flasche, als dass er pro person eine nimmt.

Auja, und anschliessend kaufen wir bei einem straßenhändler bananen, die nicht mal daumengroß sind, aber unvergleichlich gut schmecken ...

Einen tempel geben wir uns dann bloß so schon noch, aber es ist halt irgendwie mit den kirchen - so spannende einige sicher sein mögen, in summe sind halt doch alle gleich. S&M waren ausserdem schon mal in Thailand, und ich bin noch gesättigt von Taipeh und Vietnam – von Angkor Wat ganz zu schweigen -, insofern hält sich das bedürfnis in grenzen, auch wenn Chiang Mai grade für die vielzahl der tempel berühmt ist. Wie schon gesagt, auch wenn's schwierig zu erklären ist, so sind wir mehr am "alltag" interessiert, als an den üblichen sehenswürdigkeiten.

Dieses sich-treiben-lassen führt uns alsbald zum sonntäglichen nachtmarkt und da sind wir dann wieder voll in unserem element. Zahllose händler bieten hier ihre waren feil, und unmengen an straßenküchen werben mit leckerem, undefinierbaren oder zumindest spannend anzusehendem um kunden. Und im gegensatz zu anderen märkten gibt's nicht nur ramsch, sondern eine menge netter sachen. Natürlich ist da viel touristenattraktion und -nepp dabei, aber irgendwie haben sie's geschafft, einen gewissen flair zu erhalten, mit den vielen, gemütlich beleuchteten ständen und den unmengen an leuten, die hier durchspazieren.

Wirklich sinnvolles lässt sich hier nicht erstehen, aber eine menge künstlerischer kleinkram, teilweise natürlich kitschig, aber andererseits auch viele echt schöne dinge. So richtig schlimm wird es für uns aber erst, als wir über ein paar t-shirt-verkäufer stolpern. Unglaublich, welch geniale motive die im angebot haben. In einem regelrechten rausch fallen wir über sie her und erstehen wohl gemeinsam mehr als ein dutzend leiberl, die allesamt nicht viel mehr kosten als eines bei uns.

Dazwischen und danach kosten wir bei den straßenküchen ein paar saugute sachen und nehmen am rande des besucherstroms eine kurze auszeit, um diese unglaublich vielen, unglaublich schönen eindrücke zu verarbeiten und dem fluss des geschehens mit ein bissl abstand zu folgen, dieses absolute glücksgefühl auszukosten, uns eh weiterhin nicht am geschehen sattsehen könnend.

Ausserdem ist es immer ein spass, den unterschiedlichen leuten zuzuschauen, die sich da an uns vorbeischieben, dem donauinselfest nicht ganz unvergleichbar. Egal ob mönche, ladyboys von extremer größe oder farangs aller art und ebensovieler möglicherweise einheimische, alle kommen vorbei und wirken dennoch nicht deplaziert – obwohl ich ganz andere erwartungen an den nachtmarkt hatte, ihn mir viel ursprünglicher vorgestellt hatte.

Andererseits ist Chiang Mai eine stadt mit über 200.000 einwohnern, hat einen internationalen flughafen, einen „super-highway“ und ist in jedem reiseführer als highlight erwähnt, also hätte man sich das eigentlich denken können sollen müssen.

Gemütlich schlendern wir durch die verwinkelte altstadt richtung hostel, freuen uns über open-air waschsalons und coca-cola schilder in thai, geniessen wie blöd die laue abendluft, auch wenn's hier doch deutlich kühler als in Siem Reap oder gar KL ist. Aber unser bier ist immer noch wärmer als die luft in Wien zur zeit. Klingt bös', is' aber so und es is' schön, dem entkommen zu können. Und glaubt's uns, wir würden's euch allen auch wünschen, eine so schöne zeit zu haben ...!

Zurück im schrebergarten wird noch eifrig gekfmt, geeintagfotot und gechroniclet, das internet und die möglichkeit, wenigstens ein bissl was teilen zu können sehr zu schätzen gewusst. Wie genial ist das auch, hier, am halbat anderen ende der welt zu sitzen und dennoch mit den liebsten unmittelbar in kontakt stehen zu können? Wenigstens ein fuzerl dessen teilen zu können, was wir heute erleben durften? Eine wunderbare errungenschaft der menschheit ist das.

Rund um uns, hier mitten in der altstadt, quakt und zirpt es fast ohrenbetäubend, man wähnt sich eher irgendwo am rande des dschungels als inmitten dichtbesiedelten gebietes, über uns die geckos, um uns leider ein paar moskitos, die es vor allem auf Tini abgesehen haben (guten geschmack haben sie ja wenigstens), insgesamt aber doch sehr wenige, wenn man bedenkt wo wir sind.

In eben dieser geräuschkulisse, ohne urbanen lärm, vielleicht sogar im duft der taufeuchten wiese und dem plätschern der durchaus sehr kitschigen brünnleins, schlummern wir bald in unserem gartenhäusl ein ...

Stephan

Kommentar verfassen


Um Spam zu vermeiden, müssen wir leider eine Sicherheitsabfrage einsetzen. Wir bitten um dein Verständnis. Danke!

Kommentare der anderen:

Tom schrieb:
21.02.2009 - 11:38 Uhr
ich mag auch so einen schrebergarten! mit geckos und wlan und ... wo darf ich unterschreiben? was kann ich noch sagen ... wie immer schön geschrieben und erweckt die bilder im kopf zu leben. gibt 5 sternderl für deinen erlebnisaufsatz :)