Back to Civilization...
S: Morgenstund ist aller unternehmungen anfang...
M:...und nikotini wird zu karla dall, eine metamorphose...
S: Von der jagd nach den verlorenen sachen, über das verschämte mahl, in die goldgrube, dann der weltuntergang - zeit, busse zu (fotografieren) tun und der flug gen himmel, mit landung im fegefeuer. Wieder in Wien, alltag.
Heute bin ich mal als erster wach. Und das schon um halb sechs. Vielleicht leide ich, in meinem fortgeschrittenen alter, schon an seniler schafsackflucht, oder mein körper ist dieses anti-luxusleben einfach nicht gewöhnt. Ich hoffe auf zweiteres :o)
Die temperatur ist schon recht angenehm, rundum zwitschern die vögel, ansonsten herrscht ruhe um unseren rastplatz. Nur ab und zu fährt ein auto die nahgelegene straße entlang. Hinter den bäumen ist der himmel orangegelb eingefärbt, die sonne stand noch früher auf als ich.
Ich beobachte stephan und tini beim schlafen, es ist nur ein teil der gesichter zu sehen, der restiche körper lagert wohlbehütet in den schlafsäcken.
Eine weile bleibe ich noch liegen, dann schnappe ich mir den foti und mach einen kleinen spaziergang die steilküste entlang.
Tief unter mir liegt die Mellieha Bay und gegenüber die gleichnamige stadt. Obwohl das morgenlicht alles ein wenig schöner erscheinen lässt, der ort ist eine extrem schiache ansammlung von fertigen und im bau befindlichen wohnanlagen, in deren mitte eine alte kirche thront.
Ich schlendere wieder zurück und, da die beiden immer noch tief mützeln, schnappe ich mir ein buch und beginne zu schmökern.
Die sonne steigt höher und es wird wärmer. So warm, das ich nach kurzer zeit nur noch in shorts daliege. Was müssen die in den schlafsäcken schwitzen, denk ich bei mir.
Endlich kommt bewegung in die polyesterhaufen. Zwei schlaftrunkene gesichter, recht verknittert und zerwuselt blinzeln mich an und ein leises „guten morgen“ schwebt mir entgegen.
Nach einigen minuten schaffen sie es sich zu erheben und stephan wirft den campingkocher an. Es gibt wirklich nix besseres als einen frischen kaffee am frühen morgen.
Obwohl das feuer stunden zuvor erlosch, ist die asche immer noch heiß. Das zeigt sich, als ich etwas wasser – warum auch immer – in die feuerstelle schütte. Es ertönt ein dumpfes „pfuff“ und eine aschenwolke schießt in die höhe – wenn einer mal einen miniaturvulkanausbruch simulieren will, so geht’s. Der wind steht günstig und bläst in richtung meiner sachen. Schon ist alles von einer dünnen schicht bedeckt, na sehr super.
Nach einer kurzen morgentoilette packen wir alles zusammen (auch den müll, was hier augenscheinlich recht unüblich ist), beladen unser auto und machen uns auf den weg richtung valletta.
Stefan
Es geht ja äussert fair zu in der kfm-familie, deshalb fällt es mir zu über den unergiebigsten teil dieses tages zu berichten =) die zwei verschwörer (sonst nenn ich sie oft “die lebensmenschen”) haben natürlich auch gleich eine erklärung parat: schliesslich müssen wir den SMS-rythmus beibehalten, also stefan-martina-stephan…ja haben die denn schon vergessen, dass ich jetzt die nikoTini bin…?
Und überhaupt bin ich heute jemand ganz andrer, nämlich die nichte vom karl dall. Des nächtens haben mich (trotz autan-dusche) moskitos geplagt, ein so ein sauviech hat mir ins augenlid gestochen, dementsprechend adrett schau ich auch aus. Ist aber egal, die verschwörer wirken ohnehin auch abgesandelt mit ihren 3-tages-bärten, da fällt meine deformation wenig auf…ausserdem stellen wir fest: wir stinken wie die franzosen =)
Okidoki, 3 verwahrloste österreicher packen also auf malta ihre sachen um den heimweg anzutreten. Schwer fällts uns, hinauszögern wollen wir’s, aber stefan ist unerbittlich – und das ist gut so. Als ich mit stephan noch eine abschiedszigarette an den klippen rauche, haben wir gefühlsmässig noch irre viel zeit bis zum abflug…der schein trügt denn wir “müssen” nochmal zurück ins british hotel um stephans vergessene stirnlampe (wozu packt man so ein ding auch im hotelzimmer aus?) und seine reiselektüre zurückzuerobern, mitbringsel ergattern und natürlich rechtzeitig am flughafen sein.
So gestaltet sich die autofahrt zurück nach valletta ziemlich straight. Eher unüblich für uns, deshalb bin ich überrascht wie schnell wir am ziel sind. Endlich bestätigt sich die ursprüngliche annahme auf dieser kleinen insel gaanz schnell von A nach B zu kommen…
NikoTini
Kurz vor elf erreichen wir Valletta - den weg kennen wir ja jetzt schon. Flott wurschtln wir uns durch die engen gassen, direkt zum hotel. Herrlich ist's hier wieder. Die massiven stadtmauern der gegenüberliegenden Three Cities erheben sich am anderen ufer des hafens, viele schiffe sind unterwegs.
Aber dafür bleibt wenig zeit, wir haben ja ein volles programm. Als erstes gehen wir zu unserem "Hotel British", wo ich nachfrage ob sie mein buch und die stirnlampe (die ich zum lesen benutzt habe, um die mitschläfer nicht zu stören *g*) gefunden haben. Der rezeptionist weiss von nichts, greift aber zum telefon und redet irgendwas auf Malti - wir sollen warten. Stefan und Tini verschwinden prompt am klo, um sich ein bissl zu säubern. Zwei nächte am strand fordern ihren tribut.
Und tatsächlich, eine frau bringt die sachen. Hervorragend, nochmal glück gehabt. Ich hätte beides doch sehr vermisst. Noch ein sympathiepunkt für's hotel. Weiter geht's, das war der erste streich. Nun müssen wir noch t-shirts finden - und etwas zum essen wäre auch nicht schlecht ...
Natürlich haben wir uns einen ungünstigen tag dafür ausgesucht, Sonntags sind auch hier die meisten läden dicht. Unsere hoffnung gilt der Republic Street, wo wir schon am Donnerstag recht viele shops erspäht hatten. Am weg dorthin wirkt die stadt wie ausgestorben, erst nach und nach tauchen leute auf und tatsächlich, an der Republic Street wuselt's wieder. Zahlreiche touristen und einheimische sind unterwegs.
Im einen oder anderen souvenirladen finden wir noch ein paar kleinigkeiten, alleine die t-shirts, die bleiben aus. Und der hunger wird immer größer. Ebenso wie die zeit knapper. In spätestens etwas mehr als einer stunde sollten wir am weg zum flughafen sein. Seufz.
Ein notfallsplan muss her - die goldenen bögen des McDonald's waren uns schon vorhin ins auge gestoßen, und nun beschliessen wir angesichts des zeitmangels, selbigen heimzusuchen, auch wenn es uns eigentlich widerstrebt. Aber nachdem dort die weltbesten pommes gemacht werden, ist der kompromiss zu verkraften.
So schlemmen wir also zur abwechslung mal wieder burger. Anschliessend komme auch ich zu meiner katzenwäsche auf der toilette vom McD. Das ist reisen. Und ein gutes gefühl ist es erst recht, sich wenigstens ein bissl was vom schweiss und staub von gesicht und armen zu putzen.
Wieder eine mission erfüllt. Und das glück bleibt uns hold - gleich ein paar häuser weiter finden wir einen wunderbar trashigen souvenirshop mit einem total liebenswerten verkäufer. Wir erstehen gleich eine handvoll sehr günstiger t-shirts und ich noch ein tuch mit dem text zu "An Italian went to Malta", sehr, sehr genial.
Stefan findet hier auch gelegenheit, alle maltesischen euro-münzen zusammenzubringen, die er für bekannte auftreiben sollte. Geduldig durchkramt der verkäufer seine kassa. Dabei werden die Malteser wahrscheinlich recht häufig mit diesem wunsch konfrontiert - ihre münzen sind so selten und deswegen bei sammlern heiss begehrt. Ich werde mir zwar einen euro aufheben, aber den rest unters österreichische volk bringen, die münzen sollen sich möglichst verteilen.
Überglücklich und erleichtert, dass wir das alles noch in der zeit geschafft haben, begeben wir uns zur ruine des alten opernhauses knapp hinter dem stadttor von Valletta, beim Freedom Square, schmauchen genüsslich ein paar zigaretten und geben uns noch ein letztes mal so richtig der sonne und dem flair hin.
Plötzlich fragt mich Tini, ob mir schon der seltsame kreis um die sonne aufgefallen wäre ... Da ich nie sonnenbrillen trage, hatte ich noch gar nicht bemerkt, dass sich da ein kreis mit der sonne in der mitte auf den wolken gebildet hatte. Hui! Jössas! Schnell sind wir mit einer endzeit-theorie bei der hand. Eindeutig, ein zeichen, das die welt bald untergeht. Gleich mal noch eine rauchen.
Und überlegen, wie man das am besten verwerten könnte. Eventuell in form einer weltuntergangssekte? Gibt's ja schon genug, also warum nicht eine mehr? Nochmal schnell absahnen, bevor alles vorbei ist. Der mitgliedsbeitrag sollte eine million euro betragen. Es soll ja nicht jeder dahergelaufene, b'soffene hottentotte mitmachen können. Und das geld ist natürlich in form maltesischer münzen zu entrichten. Man darf es aber auch gerne auf das konto 28128440800 (blz 20111) - kennwort "Apokalypse soon" - überweisen. Vor dem 8.8.2008, danach ist es zu spät. Wirklich!
Alle angaben ohne gewähr.
Wir steigern uns da so sehr rein, dass wir bald atemlos vor lachen sind. Natürlich wissen wir zu dem zeitpunkt noch nicht, dass es sich nur um einen harmlosen Halo handelt. Es wäre dennoch empfehlenswert, sich für "Apokalypse soon" zu interessieren, denn der weltuntergang kommt sowieso früher oder später!
So richtig bereit zum abreisen sind wir noch nicht, deswegen marschieren wir zum Tritonenbrunnen, um nochmal die busse zu fotografieren, die dort auf dem platz kreisen wie kometen auf ihrer bahn um die sonne.
Und es macht unglaublich viel spaß. So viele unterschiedliche büsse, mit ihren mächtigen kühlergrillen, den seltsamen formen, dem glänzenden chrom und dem leuchtenden rot-orange. Man kann sich kaum satt sehen, geschweige denn, mit dem fotografieren aufhören. Jeder bus scheint zumindest im detail individuell gestaltet und liebevoll gepflegt zu sein. Ein absoluter augenschmaus.
Auch hier können wir uns nur schwer losreissen, aber es muss sein. Wir gehen durch einen eher langweiligen markt mit allem möglichen ramsch um die stadtmauer zurück, richtung auto. Doch der Upper Barrakka Garden - den wir vom hotel aus eh auch schon gesehen hatten - zieht uns wie ein magnet von unserem weg ab, auch wenn sich dort hunderte touristen tummeln.
Wir schliessen uns ihnen zum abschluss an und rasen fotografierend von einem aussichtspunkt zum nächsten, stellenweise hat man hier einen echt feinen blick auf die stadt und vor allem wieder die Three Cities. Auch wenn es auf der terrasse unseres hotels natürlich am besten war.
Dann mahnt Stefan auch schon zur eile, es wird wirklich zeit, dass wir zum flughafen kommen. Im laufschritt geht's zum auto, vorbei an einigen gemütlichen lokalen, die wir noch gar nicht entdeckt hatten und schon sind wir unterwegs. Zum glück ist wieder relativ wenig verkehr, so dass wir bald dort sind, schnell den wagen parken, uns unwillig von ihm verabschieden und zum check-in-schalter traben.
Zu unserer freude sind nur sehr wenige leute vor uns und der flieger geht pünktlich. Das heisst zwar wohl auch, dass wir die letzten sind und wahrscheinlich im flieger verteilt werden, aber was soll's. Die letzten stunden haben sich schon wirklich ausgezahlt, und wir sind trotz bevorstehender rückreise sehr guter dinge.
Aber, wie schon so oft, der schein trügt. Es dauert ewig, bis wir endlich dran kommen, es scheint irgendwelche probleme zu geben. Nichts tut sich. Und als wir dann endlich an der reihe sind erfahren wir, dass der flieger überbucht ist. Schluck. Dass wir deswegen in die business class upgegradet werden, wofür sich die dame am schalter auch entschuldigt. Stoisch nehmen wir die bordkarten entgegen.
Und dann brechen wir in gelächter aus, weil's natürlich besonders cool ist, dass wir als allerletzte in der business class gelandet sind. So sitzen wir auch alle beieinander in einer reihe inklusive fensterplatz. Last but not least ist es eine ganz besondere freude, verschwitzt, nach zwei nächten am strand, genau dort zu landen, wo wir eigentlich ganz und gar nicht hingehören. Herrlich.
Den autoschlüssel können wir ebenso unbürokratisch zurück geben, wie's aufwändig war, ihn zu bekommen. Schon befinden wir uns vor dem terminal, um uns noch eine abschiedstschick zu gönnen, noch immer begeistert über unser glück mit den sitzplätzen. It's businesstime, quasi. Na ja, nicht wirklich. Aber S&M haben von dem Song tags davor erzählt und sind jetzt im assoziationstaumel.
Es folgt ein kurzes intermezzo mit der erfolglosen suche nach dem observation deck - man muss die zeit ja schon zu 120% nutzen. Am rückweg zu den gates gelangen wir durch einen seltsamen gang abseits aller passagiere, wo wir nur ein paar soldaten begegnen. Da rechnet man fast schon damit, das gleich Jack Bauer kommt und irgendjemandem zuflüstert, wieder innerhalb von 15 minuten am anderen ende einer U.S. großstadt zu sein ...
Zwar erreichen wir rechtzeitig die boarding zone, werden aber mit der mittlerweile schon fast obligatorischen verspätung empfangen - so haben wir vierzig minuten mehr zeit. Die wir uns mit einem feinen bierchen, unserem letzten Cisk, zu vertreiben gedenken. Und, ja, ich hab noch eine postkarte zu schreiben.
Klar, mittendrin, das bier ist noch halbvoll und die postkarte noch nicht fertig, kommt schon die durchsage, dass man doch bitte zum gate kommen möge. Anscheinend ist der flieger doch nicht so unpünktlich. Hrmpf. Ruhe ist uns wohl keine vergönnt.
Wenigstens findet sich rasch ein postkasten, so dass da nicht noch mehr stress entsteht. Beim gate müssen wir dennoch warten. Wie immer, erst alle hetzen und dann doch zeit lassen. Aber gut, was wäre ein flug ohne das ständige warten? Das ist uns nur einmal gelungen, damals in Vietnam ...
Tjo, schon sitzen wir wieder im flieger. Business heisst hier natürlich nur, dass wir ganz vorne sitzen - also, gleich hinter der brav vom pöbel abgetrennten first class. Alles andere ist wie in der economy. Wir bilden uns aber einfach mal zur genugtuung ein, dass der sitzabstand ein paar millimeter größer ist.
Nicht einmal der monitor funktioniert hier. Das heisst, er setzt halt immer wieder aus. Der Flugbegleiter behebt das dann immer mit der russischen methode, klopft ein bissl dagegen. Bald hab' ich den trick auch heraussen. Nicht, dass es so spannend wäre, was dort gezeigt wird, aber ab und zu sieht man infos über den flug, was schon recht nett ist.
Ansonsten ist der flug ziemlich ereignislos. Bald mützeln Tini und ich ein bissl. Wie schon am hinflug ist bei Air Malta das essen fein, dafür der kaffee grottenschlecht.
Wien. Überraschenderweise bekommen wir sogar einen finger zugewiesen, um den flieger zu verlassen. Rosa blendet uns der Mannersouvenirshop. NikoTini verschwindet bei der gepäckumlaufundausspuckmaschine gleich im raucherterrarium, ich begleite noch kurz Stefan, denk mir aber dann doch, dass so eine endgültige abschlusstschick was feines wäre - allerdings sind die bedingungen dort derart unwürdig und grauslich, dass ich das dann doch möglichst schnell hinter mich bringe.
Schnellbahn. Rückkehrtrauma. Ein bissl erschöpft und unwillig sitzen wir da. Rennweg. Verabschiedung, umärmlung, viel Liebe. Allein. Das ist zwar auch fein, aber die ersten momente sind nach so intensivem beisammensein erfüllt von leere. Die stadt Wien zieht am fenster vorbei. Alles ist wieder vertraut. Das war's also ...
Und es war absolut großartig, kein streit, keine längere diskussion, es ist alles wie in einem fluss gegangen, ich glaub', wir haben alle augenblicke parallel genossen und uns ohne viele worte verstanden. Das ergab zwar leider keine deftigen diskussionen, dafür ganz viel liebe und eine menge neuer lachfalten. Die vorfreude ist jetzt groß, auf Asien im Februar 2009 ... Freut euch mit uns drauf ...!
Stephan