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TARTU - SHOW PHYSICS 2008 Konferenz // 09.04.2008

Tartu 3 - mit Schiff und Sauna und Zavood

In der Konferenz hörten wir, dass Physiker psychologisch gesehen, etwas "Anderes" sind - in der Sauna war davon nix zu bemerken

Also das beginnt ja gut: eine Psychologin der Freien Universität Berlin berichtet von ihrer Studie, die auf ganz raffinierte Weise heraus findet, dass die "normalen" Menschen die Physiker wohl etwas "schräg" finden, also etwa sei Physik eher "männlich" als "weiblich" und eher behindernd als seine eigene Zukunft fördernd. Dazu verwendet man Begriffpaare wie "Skorpion" und "hübsch" - kein Wunder... Dann kommt ein Professor über "Pseudoscience", der selbst schon so aussieht. Dann ein Professor, der ungezählte Materialien herumgehen lässt, die man nicht einmal geahnt hat: einen TV-Stein, einen Zwirn, der einem eher den Finger durchschneidet als dass er reisst, die "dichtesten" Dinge bis hin zum "unhappy spoon". Wunderbar! Dann aber habe ich einen speziellen Termin: mit Irina, einer Udmurtin! Wohl noch nie gehört, was? Dann Wikipedia! Hier Moskau, dort Ural - dazwischen Udmurten - weniger als Wiener! Und Sprache verwandt mit Ungarn, Finnen - und daher Sauna. Und daher kein Geschlecht - in der Sprache, also kein Unterschied zwischen Lehrer und Lehrerin, Mensch und Menschin. Das brauchen Udmurten und Finnen nicht. Sozusagen eingeborene Political Correctness. Wahrscheinlich weil Sauna - dort eben bekanntermaßen Unterschiede zwischen Menschen größer als zwischen Geschlechtern... Udmurten einfach schwach und wenige, daher von Stalin, weil stark und einziger mit vielen Russen, unterdrückt - und das bis heute, obwohl schon lange tot, Stalin, meine ich. Weil Putin. Und so... Irina ist schon seit 18 Jahren in Tartu, war verheiratet, hat Sohn, sehr lebhaft - aber schon fast estnisch, nur mehr wenig udmurtisch. Irina führt mich aus ins berühmte orange Café am Hauptplatz. Dort erhalten wir zuerst Tiramisu dann Bratapfel mit zerlegtem Geflügel: Duft zusammen unvergleichlich. Und wir spazieren hinauf zum Observatorium am Burgberg: Länge (nicht von Fernrohr) 26° 43' 17''.7, Breite (nicht meine) 58° 22' 47''.2. Dort treffen wir auf die Konferenzphysiker und besichtigen Teleskope, Refraktoren und Reflektoren, und hören eine lange, lange, ja lange Geschichte der Astronomie in Estland, obwohl Nächte meist wolkendicht - daher mehr Denker als Beobachter - sozusagen naturgemäß. Wir versammeln uns zum Gruppenbild beim Denkmal für den größten estnischen Astronomen: Friedrich Georg Wilhelm Struve - aber nur große Steine, kein Gesicht, wahrscheinlich schlechtes "viewing" oder schlechtes Xicht. Rundblick auf Tartu - bei Wind - eisig, wie nördlich. Und dann zum Boot. Das Boot ist ein Nachbau einer Kogge, wie sie auf den baltischen Flüssen für Handel - und auch Kriegführen - benutzt wurde: Flach und breit und holzig und teerig - und jetzt auch bierig, schnapsig und singing. Wir drauf - und Wind kühlt alles weg, daher eben Schnaps. Dann Flußfische, geröstet, gebraten, grätig. Aber wunderbar. Wenn wir nicht dieses schmutzig-gelbe Ölzeug erhalten hätten, dann wäre ich jetzt noch dort: erfroren begraben, weil nur Hemd und Sakko und mit ohne Krawatte. Wir sehen Ruderer und - sicherheitsgarantierende Mafiosi mit schicken Häusern. Ein Streifen an Gewässern sollte immer "Allgemeingut" sein, aber einige sind eben "gemeiner" und lassen die anderen "alle" außen gut vor. Dann singt Aigor und tanzt estnisch mit voller Begeisterung. Auch die Holländer singen. Wasser macht Singen, offenbar. Sehr nett. Bin gar nicht mehr Greis - obwohl ich nicht singe - und das Boot daher nicht untergeht. Dann aber Sauna!!! Leider nackt zuerst Burschen, dann erst nackt Mädels. Komplett getrennt. Und sehr heiße Steine - mit Wasser und Märzentee übergossen macht prickeln. Dadurch gemeinsames Singen und Trinken und Lachen und Freuen. Wir sind danach ja auch reichlich sauber - außen. Innen voll Zeugs. Damit ist aber nicht Schluß mit Physikkonferenzlustig! Wir müssen unbedingt ("you must") noch DIE Studentbude besuchen. Also abtrocknen und nix wie hin in die Stadt. Dort liegt "Zavood" (aus dem Russischen für "Fabrik"). Bumsvoll. Wunderschönes Licht, Musik, Leute - und Wuzler. Und Gläser, die immer leer werden. Sogar Wein für den Greis haben sie. Dann aber ("you must") gehen wir noch zum Physikgebäude - und in der Dunkelheit längs des Foucault'schen Pendels ganz hinauf aufs Dach - mit Rundblick über "Tunkles Tartu" mit Lichterleins und Skyleins. Große Begeisterung - ehrlich, ganz ohne Alkohol. Dann aber mit Aufzug zu minus Eins, also Keller, dort fast vom Minotaurus gefunden, geflüchtet - und dann endlich nach Hause gebracht - ins "Kantri"-Hotel. Und weggeschlaft.

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