Weihnachten in Hanoi
Christkindln (und ihre lieder) überall, Froschessen, Wahrzeichen abklappern, X-Mas-shooting, heisse Sohlen und Auslöser, zum Abschluß Mopedstalking und petit Weihnachtsdinner ...
Gleich nach dem frühstück stellen wir uns der wohl größten herausforderung des tages:
Eine tour durch die Ha Long Bay zu buchen und uns zwischen den vielen optionen zu entscheiden.
In den prospekten schaut alles furchtbar luxuriös aus, das passt so gar nicht zu dem bild das ich von uns hab. Ausserdem (ich weiss, so was in der art schreib ich jedes jahr) mag ich so streng durchorganisierte touren ja überhaupt nicht. Andrerseits klingen die argumente des hotelangestellten ganz gscheit (individuelle touren kosten mehr, kürzere sind nicht so besonders …) und das boot schaut dann doch verlockend aus. Langer rede kurzer sinn: wir entscheiden uns für ein mittelding: eine zwei tages tour mit übernachtung auf einem recht luxuriösen boot.
Nachdem das geschafft ist, machen wir uns in den eher französischen teil der stadt auf … der südlich des Hoan Kiem Sees liegt. Immer wieder erstaunlich, wie schnell man sich doch an eine fremde, anfangs befremdliche umgebung gewöhnt. Wie die alten hasen queren wir die straßen – der erste schritt ist immer der schwierigste, sobald man unterwegs ist und im fluss bleibt, funktioniert das überleben echt gut – wir werden die bettler schnell wieder los und auch sonst fühl ich mich mittlerweile recht wohl hier. Die huperei nehm ich kaum noch wahr und das ständige jonglieren zwischen fotos schiessen, menschen ausweichen und schlaglöcher umgehen klappt ganz wunderbar!
Der see ist anscheinend bei verliebten einheimischen sehr beliebt … und wirklich, entlang der promenade sind alle bänke von jungen paaren bevölkert, die zaghaft ihrer liebe ausdruck verleihen (zu viel körperlichkeit ist in der öffentlichkeit nicht gern gesehn!).
Ein mit geschenken vollgepackter rentierschlitten lockt uns zu einer bar direkt am see, das erste Bia Ha Noi des tages ist fällig =) schliesslich ist heut ja weihnachten … man könnts fast vergessen in dieser surrealen umgebung!
Nach einem ausgiebigen spaziergang im french quarter, der uns unter andrem an der kathedrale (die mich verdächtig an notre dame erinnert), der oper (die aber so was von französisch daherkommt) und vielen kleinen tempeln vorbeiführt, kehren wir in ein lokal ein, welches vollgesteckt mit vietnamesen ist … immer ein gutes zeichen =)
wir werden natürlich neugierig beäugt, aber das sind wir ja gewöhnt … zu meiner überraschung kriegen wir eine englische speisekarte und wir ordern hühnersuppe und süß sauren frosch (oja, wir sind mutig! =) … leute, sooo geniales futter!
Die suppe kommt in einer ganz kleinen schüssel daher und ist eher gallert-artig, dick wie pudding und mein ekelsensor macht sofort pilze aus … na sehr supa! … aber nach dem ersten löffel bin ich begeistert (natürlich auch von meiner tapferkeit … normalerweise ess ich ja eher alles andre, nur keine schwammerln!) …
Gut, erster treffer also … gespannt warten wir auf die froscherln … die wartezeit ist extrem kurzweilig, rund um uns spielt sichs ab wie blöd … es wird gegessen (nona!), lauthals quer über alle tische miteinander gequatscht und gekichert, nebenbei läuft im fernseher ein fußballmatch und neben uns brummt und hupt der normale wahnsinn, sprich der verkehr …
Zweiter volltreffer, die lecker marinierten froschteile mit gemüse und reis sind suuper! Wie hendal im mini-format! … zur sicherheit erstehen wir noch eine kleine bottle hanoi-wodka und spülen die letzten schenkelteile damit runter …
Ich hab mir ja fest vorgenommen, mich diesmal kurz zu fassen … aber die toilette in dem resti! …
sowas ist mir bis jetzt nicht untergekommen! … ich frag mich also zum mädi-wc durch, man verweist mich an ein kämmerchen neben der küche … nur find ich leider nix, dass nach einem klo ausschaut … nicht mal ein loch gibt’s! … nur gefliester boden, eine kleine wanne mit wasser inkl. schöpfkelle und sowas wie ein abfluss … mehr ist da einfach nicht … hmm!? Ich glaub, den rest könnt ihr euch denken … nur soviel: meine schuhe sind trocken geblieben! Halleluja!
Den rest des nachmittags verbringen wir wie immer schlendernd und fotografierend … einfach happy darüber, am tag des heiligen christkinds im t-shirt durch Hanoi zu flanieren =)
Nebenbei haben wir die grösste gaudi damit, die fotos für unsre weihnachtskarte zu schiessen … wir sind immer ein hingucker für die locals – die blassen mit den santamützen!
Gegen abend finden wir uns wieder an der nordspitze des Hoan Kiem Sees ein … ein größerer Platz an dem UNHEIMLICH viel verkehr herrscht … ein springbrunnen in der mitte – in europa wärs wohl ein kreisverkehr, hier herrscht unüberschaubares … ja, chaos – es gibt einfach kein bessres wort dafür!
Wir beziehen stellung in einer bar im dritten stock … natürlich mit tollem ausblick auf den trubel unter uns … wahnsinn in erster reihe fußfrei =) … und ordern ein paar bierchen um auf das fehlen von weihnachtsliedern (eine seltenheit hier: „last christmas“ haben wir schon 48 millionen mal gehört!) und schnee anzustossen.
Das treiben auf dem platz unter uns wird selbst nach zwei stunden nicht fad … roller, autos, busse, fahrräder, straßenhändler, fußgänger … alles kreuz und quer, alles irgendwie … trotzdem passiert nix! Wirklich erstaunlich, denn wenn ich mir ein gefährt rauspicke und über den platz verfolge, glaub ich mindestens fünfmal an den sofortigen tod des lenkers/der lenkerin …
Zurück im hotel lädt man uns zu einem kleinen weihnachtsumtrunk … ganz herzig … es gibt recht passablen rotwein und snacks … dazu „last christmas“ in der dauerschleife … schnell basteln wir noch unsre weihnachtskarte zusammen … schon kommt das sandmännlein und streut mir tonnenweise von seiner spezialität in die äuglein …
Tini