Von Nong Khiaw nach Luang Prabang
Himmlisch langsames dahinschippern ... dem Nam Ou zum Mekong folgend, freundschaftliche Trennung ... beim Türken untergekommen und vom massentourismus in LP geschockt ...
Wir treffen uns um 8 uhr mit Delphine und Thierry, den beiden entzückenden franzosen - mit denen wir mittlerweile schon zwei tage unterwegs sind, zum frühstück ... habens total fein mit den beiden ...
Thierry ist ein echter surviver-typ, so einer, mit dem ich auf ner insel stranden möchte – bitte, nicht um schweinereien mit dem kerl anzustellen! Sondern weil er sicher weiss, wie man selbst gefangenen fisch über selbstentfachtem feuer grillt, in nullkommanix eine hütte aus grasbüscheln und seetang baut und mich bestimmt vor jedem erdenklichen tier mit blossen armen beschützen könnt ... so mein ich das =)
Er klettert gern auf berge und kriecht mit freude durch schlamm und so zeug, ist ein eher ruhiger, besonnener typ aber auch sehr witzig. Seine freundin Delphine war mir auf den ersten blick sympathisch. Sehr offen und kontaktfreudig, ein herzlicher, lieber mensch mit dem man gut rumblödeln, aber auch sehr schöne, gute gespräche führen kann. Kurz, die zwei sind menschen mit denen ich mich in wien sicher richtig anfreunden würde ...
wir alle wollen heute per slowboat weiter nach Luang Prabang,
haben gehört, das der preis pro kopf deutlich sinkt wenn genug leute an bord sind. Simma mal gspannt! Als wir uns an der anlegestelle treffen, wartet aber erst eine passagierin ... obwohl schon ein paar namen auf der liste fürs heutige boot stehen.
Ich zieh erstmal mit stefan los um proviant zu besorgen ... wasser, brot, mandarinen, die wunderguten mini-bananen und ein sackerl nüsse ... sollt reichen, wir sind ja nur sieben stunden unterwegs.
Als wir zurückkommen, ist grade eine heftige debatte zwischen laoten und dem boot-checker im gange ... wir vermuten, es geht um den fahrpreis ... na mahlzeit, das kann ja was werden!
Nach einiger zeit gesellen sich noch zwei schweizer und ein italiener zu uns ... wir beginnen mit der preisfeilscherei.
Der checker meint, da wir nur zu neunt sind, müssen wir pro person 185.000 Kip hinlegen damit die kosten für das boot gedeckt sind ... uff, das is aber recht viel! Vor allem Delphine und Thierry ist das zu teuer, die beiden sind neun monate unterwegs – da muss man schon mehr aufs geld schaun als wir ... also reden wir alle auf den checker ein ... aber der zeigt sich unerbittlich ... selbst auf die drohung das wir dann eben alle den bus nehmen, meint er nur lapidar: "ok, take the bus!" ... scheisse, wir wollen aber unbedingt auf dem wasserweg weiter!
Zwischendurch fragen wir alle vorbeikommenden touristen, ob sie nicht auch nach Luang Prabang wollen ... aber niente, die deppen wolln alle irgendwo anders hin ... .
Zum glück ist der italiener aber ein zäher, würdiger verhandlungspartner für den checker ... so gibt er nach einer weile doch noch klein bei und lässt sich auf 135.000 Kip/kopf ein.
Diese herrliche szene spielt sich in tollem ambiente ab, das pier besteht aus den allgegenwärtigen bambus/palmen- und holzhütten. lehmiger boden, aus dem tropische pflanzen wachsen, zwischen uns und um uns rum laufen kinder, hühner, hunde, enten ... wir werden von ein paar älteren laoten amüsiert beobachtet, hinterm klo seift sich grad ein mann ein ... erstaunlich, wie schnell das alles normalität für uns geworden ist! Die langsamkeit, das offenbar nicht vorhandene bedürfnis nach privatsphäre ... so schnell gewöhnt man sich an andre kulturen! Ich merke auch schon, dass mich die laotische ruhe (die trotz des ständigen gewusels herrscht) ansteckt, mir guttut ... fühl mich viel "mittiger" seit wir hier sind ...
Gut, wir sind uns also einig ... nix wie rauf aufs langsame boot! Ein recht feines schifferl erwartet uns, jeder hat nen kleinen holzsessel und ein wenig beinfreiheit für sich ... fein! mir fällt auf, das wir eine rein mitteleuropäische besatzung bilden, nur das mädl kommt aus neuseeland. der rest sind zwei franzosen, ein italiener, zwei schweizer und wir drei ... is schon erstaunlich!
wir tuckern langsam aber doch zügig von dannen, die kulisse einfach nur kitschig schön ... saftig grünes ufer, dahinter bewaldete berge, unter uns kristallklares wasser. AAAAAHHHHHH!
Auf einmal krachts vor mir ... stefan hat sein holzsesserl demoliert (die sind nämlich nicht befestigt ... haben, um den niveau-unterschied auszugleichen, verschieden lange beine ... tricky!) ... was ihm natürlich ein paar lacher einbringt ... und ein "umsortieren" der passagiere nach sich zieht, um das gleichgewicht an bord nicht zu zerstören.
Die fahrt ist einfach nur traumhaft! Immer wieder können wir fröhlich im wasser planschende kinder beobachten, fischer mit ihren familys auf booten, arbeiter an land die sich um die dortigen felder kümmern ... und alle winken sie uns lachend zu ... wir fahren an einem kleinen dorf vorbei wo nackedeis fussball spielen, davor ein paar bunte boote, dahinter am hang gepflegte gemüsegärten ...
Ich kann mich dem gedanken nicht erwehren, das man (ich) auch hier sehr zufrieden leben könnte, alles nötige eigentlich eh da ist. Obwohl ich tief in mir drin schon realist genug bin um zu wissen, das mir wahrscheinlich sehr bald der gewohnte komfort fehlen würde. Trotzdem ... ich bin vielleicht zu naiv und romantisch, mag alles sein, die menschen sehen aber glücklich aus ... zumindest bin ich sicher das sie nicht mit leistungsdruck, stress und selbstverwirklichung kämpfen ...!
Momentan ist trockenzeit, so führt der Nam Ou deutlich weniger wasser als sonst ... an manchen stellen ist er so seicht, dass wir vom boot aus auf den grund greifen könnten (und so klar, dass ich jeden einzelnen kieselstein unter uns sehen kann) ... an einer besonders untiefen stelle setzen wir sogar kurz auf, es ertönt ein gar grausiges geräusch ... aber die frau des käpitäns ist sofort mit einem grossen ruder zur stelle und bugsiert uns aus der misere. Das unter dem holzgitter auf dem die stühle stehen, daraufhin wasser an uns vorbeiläuft, stört nur ganz kurz die ruhe an bord ... die versierte bootsfrau sitzt schon hinten und schöpft es ab =)
Ich geniess es total, hier rumzuschippern ... auch wenn mir der hintern langsam weh tut ... eigentlich möchte ich gar nicht das die fahrt bald vorbei ist ... freu mich aber auch schon auf Luang Prabang, ein bissi zivilisation, meinen oldies ein lebenszeichen zu geben (keine möglichkeit zu smsen, die glauben sicher schon wir sind tot oder verschleppt!) ...
Als wir kurz vor LP (geschätzte 25 km davor) in den Mekong einbiegen, verfärbt sich das wasser in schlammiges braun ... und wir passieren die Pak Ou Höhlen, laut auskunft der Britin nicht wirklich sehenswert ... ein paar Buddhastatuen die in kleinen felsnischen rumstehen ...
In der stadt angekommen, müssen wir uns erstmal von unsren reisebegleitern verabschieden ... Delphine und Thierry haben von ihren freunden ein paar nächte in einem luxushotel geschenkt bekommen und müssen erstmal via email rausfinden, in welchem ... fällt mir gar nicht leicht, die beiden ziehen zu lassen ... will aber auch nicht als zu anhänglich erscheinen (ich glaub, den buben geht's genauso =), so trennen wir uns – nachdem wir noch namen und email-adressen aufgeschrieben haben – mit den worten "vielleicht laufen wir uns in der stadt über den weg, ansonsten schreiben wir uns" *schnief*, die werden mir echt fehlen!
Die herbergssuche in LP gestaltet sich als etwas mühsam ... nicht, das nicht genug schöne hotels zur verfügung stehn würden ... die, die noch genügend platz für uns drei haben, erscheinen uns nur unverschämt teuer – für laos.
Als ich da so herumirr, spricht mich ein franzose an und empfiehlt mir eine billige unterkunft. Er selbst wohne auch dort und der besitzer sei ein sehr netter kerl.
Wieder mal totales glück, denn nach ein paar andren versuchen landen wir wirklich dort. Der liebe ältere türke dem das guesthouse gehört, erwartet uns schon.
Sofort fühlen wir uns wohl ... obwohl die hütte alles andre als geräumig und sauber ist. Aber es herrscht eine heimelige atmosphäre, ist sehr gemütlich ... es gibt einen gemeinschaftsbalkon zum rumlümmeln (die eher grindige dusche ist auch für alle da, naja ... klospülung ist auch kaputt, hurra!) und zwei kätzchen namens halfy und smokey, total zutrauliche tiere, spazieren herum. Als er uns noch den unschlagbaren preis von 40.000 Kip (vier euro!) pro nacht für alle drei nennt, ist klar ... hier bleiben wir!
Luang Prabang erweist sich schon nach wenigen metern spaziergang als zwar wunderschöne, aber vom "reiche-geldsäcke-tourismus" verdorbene stadt.
Eine nobelboutique reiht sich an die andre, dazwischen edle souvenirgeschäfte und haubenlokale ... aber wenig authentizität!
Ok, wir haben gleich mal den weg zur hauptstrasse eingeschlagen ... denn herz und magen verlangen nach bier und essen ... trotzdem, ich spür ganz deutlich das hier schon einiges verlorengegangen ist (besser kann ich meinen ersten eindruck nicht beschreiben) ...
Natürlich, nicht umsonst wurde LP zum unesco – weltkulturerbe erklärt ... die stadt hat viel flair, herrliche gebäude und tempelanlagen ... und in den seitenstrassen kann man das alltagsleben – viel geruhsamer und echter als im touristeneck – erahnen.
Als wir an der hauptstrasse in einem der billigeren lokale einkehren, fällt mir auf, dass hier die einheimischen nur als keiler für bars in erscheinung treten ... ein paar bieten ihre waren noch in strassenküchen an ... sonst ist alles fest in weisser hand, die locals haben sich sichtlich in andere gebiete der stadt verkrochen ... schade! zum glück wohnen wir ja nicht mittendrin, sind nur kurzzeitig dabei =)
Auch wenns unfair ist, wir sind auch farangs, ich habe die auswirkung von tourismus noch nie so stark empfunden – das er so viel kaputt machen kann ... naja.
Wir schlendern noch ein bisschen rum, streifen den nightmarket kurz ... ziehn uns dann aber auf den feinen balkon unsrer herberge zurück ... um die gunst der beiden miezen buhlend ... die angenehme gesellschaft unsrer feinen dreiergruppe geniessend ...
oh ja, das leben ist schön ... wunderschön!
Tini