Buddhapest
Ok, wir haben gelesen, dass es in Luang Prabang viele tempel gibt. Dementsprechend auch massig mönche. Aber dass wir auf so viele abbildungen und skulpturen ihres oberhäuptlings treffen, das hätten wir nicht vermutet ...
Mitten in der nacht wache ich auf, weil etwas großes auf meiner brust sitzt und sich bewegt. Voller schreck und mit pochendem herzen richte ich mich auf, nur um festzustellen, dass es sich um eines der hauskätzchen handelt. Na ja, wir sind zu hause ja katzenlos und drum bin ich so was nicht gewohnt.
Auch der zweite stubentiger ist im zimmer, er döselt auf Stephans beinen. Ich versuche die beiden rauszuschmeißen, doch sie flitzen zwischen meinen beinen immer wieder rein. Nach einigen versuchen gebe ich auf und leg mich wieder hin.
Als ich wieder aufwache, kraxeln sie grad über unser gepäck, ich schnappe mir "Halfy" und stecke sie zu mir unter die decke. Sofort legt sie sich hin, kuschelt sich an mich und beginnt zu schnurren. So liegen wir fast zwei stunden in löffelchenstellung da. :o)
Dann rappeln sich auch meine mitreisenden auf und wir gehen frühstücken. Diesmal ein wenig anders, wir genehmigen uns eine nudelsuppe mit schweinefleisch und sojasprossen beim chinesen ums eck (kleiner tip von unserem herbergsvater).
Das mahl wird begleitet vom getrommel der mönche im wat visavis und vom gesang anderer im wat neben uns. Sehr stimmungsvoll und wohlschmeckend das ganze ...
Was jetzt noch fehlt, ist ein guter kaffee und den finden wir in einem noblen restaurant direkt am fluss. Es ist herrlich hier am wasser zu sitzen. Die bäume schützen uns vor der sonne, das laub raschelt im sanften wind – außerdem gibt es berechtigte hoffnung, ein sauberes wc vorzufinden – und so ist es auch. :o)
Nun kann das tageswerk endgültig beginnen. Erster punkt: besteigung des hausberges Phusi, ein 100 meter hoher hügel inmitten der stadt. Natürlich mit einem wat (namens That Chomsi) oben drauf...
Uns erwarten 328 stufen, und gemeinerweise wird auf halbem weg 20.000 kip „eintritt" verlangt. Wer will denn da wieder umkehren? Wir nicht! Also kämpfen wir uns im zickzack nach oben und erreichen schweißüberstömt (also ich auf jeden fall) die spitze. Stolz ragt der 24 meter hohe Chedi (eine art goldener turm) vor uns empor, aber wir sind eher an der aus- als an der ansicht interessiert. Leider wird diese durch das ringsum wachsende grünzeug arg beschnitten ...
Wir versuchen unser bestes und finden auch ein platzerl mit aussicht, inklusive sitzbank und halbschatten – ein geschenk von Buddha ...
Als wir uns erholt haben, geht's runter zum Cave-Shrine, auf der andern seite des hausberges. Das gebiet um die höhle ist vollgepfropft mit buddhastatuen. Es gibt einen für jeden tag der woche, stehende, liegende, dicke, dünne, große kleine – ein ganzes kaleidoskop von ihnen. Stephan sagt nur trocken: eine richtige buddhapest hier ...
Nach einem kleinen photoshooting und einem kurzen blick in den unspektakulären Cave-Shrine, sowie auf den fußabdruck Buddhas (der immerhin 50 cm lang ist), gehts die letzen stufen runter und wir switchen zum zweiten tagespunkt: Essen fassen. Direkt am ende der stiege, genau oberhalb des flusses Nam Khan (zur erinnerung: Nam = Wasser, Fluss etc.) stehend, erspähen wir ein restaurant direkt am ufer, zugänglich über eine kleine hängebrücke. Da müssen wir hin, es sieht einfach zu einladend aus ...
Es ist zwar ein stück zu gehen, und die Tini jammert ein wenig, aber wir burschen setzen uns durch und finden nach einem kurzen vergeher den zugang zur brücke.
Das platzerl ist wirklich perfekt. Kleine, offene, mit bambus gedeckte hütten spenden schatten für die gäste. Wir setzen uns nah zum wasser, studieren die speisekarte und beginnen mit der bestellorgie.
Zuerst natürlich für jeden eine flasche Bierlao, und zum ausprobieren einen papayasalat. Die anderen ordern gegrillten fisch, einer in spezieller lao sauce, der andere pur (mit reis, eh wie immer), ich entscheide mich für shrimps in chilli sauce. Übermütig und neugierig ordern wir noch frittierte insekten, so was hatten wir bisher noch nicht.
Die sind aber leider schon aus, und auch meine shrimps hat ein anderer gegessen. So entscheide ich mich eben auch für den fisch, was sich als sehr gute wahl herausstellt.
Anders der papayasalat. Der ist wirklich grauslig. Riecht und schmeckt wie fäkalien. Wir haben das schon öfters in der stadt gerochen, aber nie mit diesem gericht in verbindung gebracht. Nach ein, zwei tapferen probierern legen wir die gabel weg und trinken ein paar schlucke chinesischen brandy aus den flachmännern, um allen eventualitäten vorzubeugen und den geschmack loszuwerden.
Grad als der fisch aufgetragen wird, werden wir ärgstens abgelenkt. Am gegenüberliegenden ufer kämpfen sich drei mönche durch die böschung. Wie es scheint es, ist ihnen zu warm, und sie wollen sich im fluss abkühlen. Mit adleraugen und teleobjektiv verfolgen wir alle ihre bewegungen. Mit gelüpfter kutte (um allen mutmaßungen entgegenzutreten, sie haben was drunter an :o)) staksen sie durchs seichte wasser. Schöne orangene farbpunkte vor grüner kulisse. Schlußendlich verlassen sie unser blickfeld, und wir können uns dem fisch widmen, bevor er ganz kalt ist.
Der ist wirklich delikat, außen knusprig, innen weich und mit gemüse gefüllt, ein hochgenuß!
Der rest wird an eine der allgegenwärtigen katzen verfüttert. Das vieh wird mit haut und schuppen, kopf und flossen verschlungen.
Ahhh, geht's uns gut. Vollgestopft knozgen wir auf den bänken herum, beobachten kinder, die mit schläuchen aus autoreifen den Nam Khan "bezwingen", und auch die mönche kommen zurück, übermütig lachend lassen sie sich von der strömung vorbeitragen, im hintergrund dudelt leise asia-pop ...
Aber, wir müssen weiter, es gibt noch so viel zu entdecken ...
Wir wandern durch den ursprünglichen teil von Luang Prabang. Er besteht aus lauter bambushütten, die kreuz und quer angeordnet sind. Dazwischen winden sich schmale wegerl, fast trauen wir uns nicht sie zu benutzen. Dann spuckt uns dieser teil der stadt aus, und wir sind nicht weit vom "Organic-Market" entfernt, auch ein ziel das wir uns vorher ausgesucht hatten. Leider sind die grad am zusperren, der markt öffnet normalerweise in den frühen morgenstunden. So haben wir nicht mehr das vergnügen, die dort feilgebotenen köstlichkeiten wie schlange oder fledermaus zu besichtigen. Wir schlendern durch das bunte treiben, bis wir den Mekong erreichen. Dort setzen wir uns in ein cafe, hoch überm ufer, mit einer tollen aussicht und machen cafesachen ...
Anschließend geht's am ufer des flusses richtung anlegestelle, vorbei an dutzenden Slowboats die angezurrt vor sich hindümpeln.
Tini ist inzwischen total verrotzt (die nase hat schon bei der hügelbesteigung begonnen zu rinnen) und hat einen enormen taschentuchverbrauch. So schlagen wir uns richtung unseres guesthauses weiter durch die stadt. Dort angekommen, lassen wir sie zurück und wollen noch die nordspitze von Luang Prabang erkunden, wo die beiden flüsse zusammenkommen. Gleich am ende der straße steht der älteste und berühmteste tempel von Luang Prabang. Aber, die verlangen 20.000 kip eintritt, so verzichten wir auf einen besuch. Einige meter weiter geht dann Stephan auch noch der akku aus, und wir trollen uns auch nach hause.
Dort erwartet uns schon Tini mit unseren frisch gewaschenen sachen und der hausherr steht daneben. Er sagt, die wäsche kostet 40.000 kip, aber wir müssen 50.000 bezahlen, weil eine kamera in der schmutzwäsche war. Zuerst kenne ich mich gar nicht aus, wir haben unsere fotis ja in der hand. Außerdem klingt das ganze so, als hätte der fotoapparat die waschmaschine zerstört, oder zumindest beschädigt, und da will ich natürlich nicht schuld sein. Erst nach einiger zeit wird mir klar, dass ich ja meine 400D zum schutz vor bösen äußeren einflüssen inmitten der wäsche weich gelagert hatte. Ganz zerknirscht gestehe ich, dass es sich doch um meine kamera handelt. Ich bekomme sie in intaktem zustand zurück, die 10.000 (ca. 1€) extra sind für den wäschewascher, der so ehrlich war, sie zurückzubringen. Das zahl ich doch gerne ...
Nach diesem schock wird erst mal eine geraucht, geduscht und ein wenig gepackt, morgen geht's ja weiter.
Später am abend schnappen wir die laptops, um ein wenig das w-lan zu nutzen, das in dem cafe, wo wir den morgentrunk hatten, zur verfügung steht. Auf dem weg dahin kommen wir noch an einem tempel vorbei, wo so eine art "tag der offenen tür" abgehalten wird. Besucher werden eingeladen, sich mit den mönchen zu unterhalten, damit diese besser englisch lernen und auch etwas von ihrem glauben und der idee dahinter vermitteln können. Wir halten uns im hintergrund, machen einige bilder und verlassen das tempelareal wieder.
Im Lala-Cafe lassen uns auf gemühtlichen liegen nieder, bestellen eine runde bier und twittern und kfmen und facebooken zwei-drei stunden ummanander...
Als wir gehen, erzählt Stephan, dass er bei unserer ankunft eine riesige spinne gesehen habe. Sie sei direkt unter den liegen die wir dann benutzten verschwunden, er erwähnte es aber nicht um die Tini nicht zu beunruhigen. Sei aber ein seltsames gefühl gewesen dort zu sitzen :o)
Tini will noch auf den Night-Market schauen, Stephan auch, er braucht dringend neue sandalen. Ich hab keine lust, lass die beiden ziehen und setz mich auf den balkon des guesthouses, um bilder runterzuladen, ein wenig mit den katzen zu spielen, trinke gemütlich noch ein bierli und knabbere chips dazu - perfekt ...
So geht wieder ein schöner tag zu ende, wir konnten etwas energie auftanken und sind schon gespannt, was morgen alles passieren wird ...
Stefan