Treffen der generationen
Im Februar 2010 geht's nach Asien, wir werden erneut Bangkok und Angkor Wat besuchen, uns dafür viel zeit nehmen. Schon wieder Südostasien? Ja, aber dieses mal in ganz besonderer begleitung ...
In unserer familie gibt es drei enorm dominante gene: Das fotogen, das glücksgen und das reisegen. Ersteres ist für terrabyte an fotos mehr oder minder guter qualität verantwortlich und lässt familientreffen immer wieder in blitzlichtgewittern ausarten, zweiteres lässt uns optimistisch durchs leben gehen und das reisegen führt dazu, dass wir ständig irgendwo durch die welt gondeln. Also, selbst wenn uns unsere eltern sonst nicht viel vererben werden, was sehr wahrscheintlich ist, haben sie uns damit jedenfalls schon etwas von unschätzbarem wert hinterlassen.
Überträgerin all dieser gene ist Oma Leni - ihreszeichens mutter meines vaters -, sie geniesst das leben, auch wenn's nicht immer leicht ist und hat stets einen fotoapparat dabei, wenngleich dieses gen mit jeder weiteren generation noch dominanter zu werden scheint. Und sie reist nach wie vor unermüdlich durch die gegend, hat sich unter anderem schon Kasachstan und Jordanien angeschaut, sich in New York verliebt und über die trägheit der mitreisenden bei geführten pauschalreisen mockiert. Bis vor kurzem düste sie noch mit auto und wohnwagen durch Europa und ende der sechziger jahre hat sie mit ihrer mutter in einem kleinstwagen die Türkei unsicher gemacht.
Voriges jahr wurde sie von Chris' und meiner begeisterung für Südostasien angesteckt, hat fasziniert nach organisatorischem gefragt und immer wieder von Angkor Wat und Bangkok geschwärmt, sogar in erwägung gezogen, dorthin auf eigene faust zu reisen. Letztlich hat sie es aber doch ad acta gelegt, weil's in fortgeschrittenem alter - sie ist 85 - eventuell problematisch sein könnte, wenn man ohne fremdsprachenkenntnisse, alleine auf einem anderen kontinent plötzlich erkrankt oder andere schwierigkeiten bekommt. Das war möglicherweise sehr vernünftig, andererseits wär's schade, wenn sie nie den unglaublichen sonnenaufgang in Angkor gesehen hätte oder durch die geschäftigen straßen von Bangkok spaziert wäre - Asien muss man einfach einmal im leben gesehen haben.
Tja, und da fing es in meinem kopf zu rattern an, und selbiger ist ja nicht unbekannt dafür, wahnwitziges auszubaldowern, genau genommen kann er das eigentlich am besten. Dabei kam mir die idee, dass ich doch einfach meine Oma dorthin begleiten könnte. Auch wenn ich schon zwei mal in Angkor war und Bangkok ebenfalls kenne, der letzte besuch grade erst ein jahr zurück liegt. Und eigentlich wollte ich den eh schon knapp bemessen urlaub nicht dafür verwenden, an orte zurückzukehren, die ich schon kenne, wo's doch noch so viel anderes zu entdecken gäbe ... Aber plötzlich war der gedanke, mit ihr an genau diese orte zurück zu kehren, irrsinnig spannend, wird sie doch alles ganz anders wahrnehmen, mit einem ganz anderen background als ich, mit einem völlig anderen zugang. Sprich, es würde mir also eine völlig neue erfahrung bescheren, sie kommt an einen ort ihrer träume und eventuell lässt sich daraus noch ein artikelchen oder filmchen machen.
Aber erstmal musste die idee im familienkreis auf ihre absurdität hin geprüft werden, auch wenn es quasi nicht vorkommt, dass wir einander hier mit allzu vielen zweifeln begegnen, so lange die idee irgendwo einen halbwegs sinnvollen kern hat. Entsprechend positiv also die rückmeldungen - und geradezu eruptiv die reaktion von Oma Leni. Jubelnd nahm sie die idee auf, gleich begeistert und feuer und flamme alle vorbereitungen zu treffen. Es hatte ein bissl was von Rudi Carrell, von "lass dich überraschen", es war wunderschön, so viel freude zu hören.
Dementsprechend schnell war ein zeitraum gefunden, waren die flüge und unterkünfte gebucht, und die vorfreude konnte in ihrer ganzen intensität bei uns beiden einfahren.
Um der konstellation gerecht zu werden, wird der reiseablauf natürlich ein ganz anderer sein. Anstatt permanent von ort zu ort zu hetzen und stundenlang durch die städte zu laufen, sich abends einen umzuhängen und am tag darauf zum sonnenaufgang wieder auf den beinen zu sein, also so, wie ich's eigentlich mache und mag, werden wir uns innerhalb der vierzehn tage ausschliesslich auf Bangkok und Angkor Wat und deren unmittelbare umgebung konzentrieren. Wir werden gemütlich durch die stadt spazieren, immer wieder pausen einlegen, gelegentlich in den pool vom hotel hüpfen und je nach lust und laune tempel, märkte, paläste und natürlich das herrliche futter erkunden. Falls uns Bangkok wider erwarten doch zu langweilig wird, besteht noch die möglichkeit, sich die ruinen von Ayutthaya oder Lopburi anzusehen, einen ausflug zum Golf von Thailand zu machen oder einen der berühmten schwimmenden märkte zu besuchen, so diese nicht bereits zur reinen touristenattraktion verkommen sind.
Bei Angkor Wat wird's ähnlich sein - wenn wir den gefürchteten tempelkoller bekommen, bietet der in unmittelbarer nähe liegende see Tonle Sap ebenfalls einiges, Siem Reap will natürlich auch erforscht werden und das vogelparadies Prek Toal ist auch nicht weit ... Ausserdem habe ich ja noch immer eine offene rechnung mit einem afferl dort, die ich vielleicht endlich begleichen kann ... Harrharr ...
Oh, ich freu mich so wahnsinnig, auf die vielen gespräch mit Oma Leni, auf das gute essen, das warme wetter, die flucht vor dem grauslichen winter - ha, das bier wird wieder wärmer sein als die luft hier ... Selbstverständlich werde ich mich bemühen, brav jeden tag ein berichterl für KFM zu liefern, zu twittern und natürlich auch das Eintagsfoto mit neuem stoff zu versorgen ...!
Organisatorisches
Flüge - Die Langstrecke habe ich via Expedia.com gebucht, leider keine postive erfahrung. Zwar fand sich dort die mit abstand günstigste, wenn auch zeitraubende variante um 656 Euro pro person inklusive stornoversicherung, aber bei der organisation ging alles schief. Der flug der letzten etappe, von Brüssel nach Wien, wurde gecancelt, ein daraufhin gebuchter ersatzflug wurde ebenfalls gestrichen, es waren viele anrufe zu Expedia notwendig, alle also ferngespräche in die USA, jeweils verblüffender weise 20 minuten dauernd und daher entsprechend extrem teuer.
Die krönung war letztlich, dass der anfangs gebuchte flug eigentlich niemals storniert wurde, sondern eigentlich alles gepasst hat, ich mir sämtliche anrufe hätte ersparen können. Und herausfinden musste ich das selbst, in dem ich mich bei den betreffenden airlines selbst erkundigte. Ich hoffe aber einmal, dass ich einfach nur pech hatte und Expedia ansonsten verlässlich ist ... Jedenfalls bin ich gespannt, sowohl auf dem hin- als auch auf dem rückflug müssen wir zwei mal umsteigen und werden mit Brussels Airlines und Jet Airways unterwegs sein.
Von Bangkok nach Siem Reap kommen wir mit Bangkok Airways, völlig problemlos via STA Travel gebucht, allerdings auch um wohlfeile 227,19 Euro pro person, also eigentlich irre teuer, aber günstigere alternativen für den fünfzigminütigen flug gab's nicht ...
Hotel in Bangkok - Um dem aussergewöhnlichen charakter der reise gerecht zu werden - und weil's eher unwahrscheinlich ist, dass sich Oma Leni in einer billigen backpackerabsteige wohlfühlt, habe ich für Bangkok eine etwas bessere unterkunft gewählt, nämlich das New Siam Riverside um knapp 27 Euro pro person und nacht im doppelzimmer. Dafür haben wir einen balkon und blick auf den Chao Phraya sowie ein swimming pool. Es gibt sogar ein video dazu auf YouTube und mehr fotos auf flickr.
Hotel in Siem Reap - Ich bin, wie schon erwähnt, eigentlich nicht so der typ, der immer wieder an den gleichen ort zurück kommt, aber beim hotel in Siem Reap komme ich am Shadow Of Angkor I einfach nicht vorbei, so sympathisch ist es mir. Das essen ist großartig und die leute sind nett und sehr hilfsbereit. Irgendwie hat es auch etwas besonderes, wenn man an einem exotischen ort zum dritten mal in der gleichen bleibe eincheckt. Eine nacht kostet dort sechs Euro pro person im doppelzimmer.
Reiseführer - Wir setzen mal wieder auf Lonely Planet ("Angkor Wat & Siem Reap - Encounter" 
und "Bangkok" ), ja, auch wenn mir bekannt ist, dass er nicht mehr der hippste von allen ist. Die informationen sind trotzdem ziemlich zuverlässig und gut zu lesen sind sie auch. Wer sich an seinen reiseführer klammert und deswegen ständig in der masse mit schwimmt, ist sowieso selbst schuld. Verwenden werden wir ausserdem "Thailand" vom Loose-Verlag, dieses buch war schon beim letzten Asienreise eine große hilfe und bietet wesentlich detailliertere bus- und zugfahrpläne.
Kamera - Ein weiterer neuer begleiter auf dieser reise wird die
Canon EOS 7D sein, die im vergangenen herbst nach dreieinhalb jahren und hundertausenden fotos meine heissgeliebte und unkaputtbare
Sony DSC-R1 abgelöst hat. Sie hat ihre feuerprobe in Beijing mit bravour bestanden und ist auch im alltag immer dabei - ein unglaublich geniales gerät. Damit ich auch wirklich alles festhalten kann, sind ein Canon EFS 10-22mm als weitwinkel und ein Sigma 18-200mm als "Immerdrauf" dabei.
Stephan