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Komm flieg mit // The trip begins here
Asia fastforward // 15.02.2009

Reif für die Insel

Zum drittenmal in Bangkok, ohne viel von der stadt zu sehen – mit dem auto nach Ko Chang – ankommen im paradies und genießen desselbigen...

So um eins in der nacht erwache ich aus meinem bierkoma, hab dem Gerstensaft doch ein wenig zu sehr zugesprochen. Der zug rüttelt und schüttelt, trotzdem ist es recht bequem in meiner schlafkoje. Der abnehmende mond schaut zum fenster rein, ringsum das dezente schnarchen der anderen fahrgäste. Na ja, dezent nur deshalb, weil der zug ziemlich laut ist.
Ich vermeine die Tini rauszuhören, kann mich aber auch irren.
Immer wieder döse ich ein, suche nach einer position wo ich nicht all zu arg durchgerüttelt werde. Aber, die haxn ausstrecken zu können ist schon ein luxus, ich liege auf einem frischen leintuch, habe ein kissen und eine decke – was will man mehr?
Ich lüpfe den vorhang und linse hinaus. Visavis beim Stephan brennt noch licht, und ich schnorre ihn um einen tschick an. Den rauche ich am klo, was ein wenig unwürdig, aber erlaubt ist.

Überall zwischen den waggons stehen bewaffnete männer, die Railway Police. Wir wurden ja vom personal gewarnt, dass diebe unterwegs sein könnten und wir sollen auf unsere wertsachen aufpassen So schläft mein rucksack samt geld und pässen bei mir.
Langsam vergeht die nacht und als es dämmert ziehe ich die fenstervorhänge ganz zur seite, in der hoffnung, den beginnenden tag festhalten zu können.
Doch, die fenster sind schmutzig und mit einer art perforierten schutzfolie überzogen, so lasse ich es nach ein paar versuchen bleiben.

Als die anderen beiden wach sind, wird uns das frühstück serviert. Ich erinnere mich dunkel, selbiges gestern abend noch bestellt zu haben, war mir aber nicht mehr wirklich sicher. Das übliche 3in1 pulverkaffegschluder, zwei spiegeleier, undefinierbare würstelähnliche dinger und ein bissi gemüse wird kredenzt.
Stephan will im bett essen, aber der zugbegleiter bedeutet ihm aufzustehen, er will selbiges abziehen und einklappen. So quetscht sich Stephan zur Tini auf die schmale sitzbank und wir hauen rein.

Ein blick auf die uhr zeigt uns, dass wir eigentlich schon in Bangkok sein sollten, wir durchfahren aber immer noch endlose pampa. Der schaffner sagt uns, dass wir erst um 9 uhr dort eintreffen werden. So lungern wir herum und leiden wiedermal darunter wie die kostbare zeit durch unsere finger rinnt.

Schließlich läuft der zug im Hualamphong bahnhof ein – mit drei stunden verspätung. Nicht schlecht nach einer pünktlichen abfahrt!
Tini und ich kennen den bahnhof schon, haben wir ihn doch letztes jahr besucht und bestaunt. Wir zwei gehen kaffee trinken, während Stephan sich umschaut, ob es hier eventuell eine autovermietung gibt – negativ.
Also schnappen wir uns ein taxi zum flughafen. Es geht über die Expressways, 20 meter über dem boden. Man könnte einen grossteil der stadt überblicken, wenn nicht die andern fahrzeuge und eine hohe leitschiene, sowie überdimensionale reklametafeln die sicht behindern würden. Ab und zu „lichtet“ sich der verkehr etwas und wir nützen die gelegenheit rauszufoten.
Die fahrt zum flughafen dauert nicht lange, das taxi entlässt uns in der departure-ebene, und Stephan macht sich wieder auf den weg ein mietauto zu besorgen. Wir passen derweil aufs gepäck auf, überlegen uns wo wir eigentlich hinwollen und durchforsten die reiseführer nach der besten route.

Nach einer halben stunde fährt Stephan in unserem AVIS mietwagen vor, ein Toyota Camry mit allen extras: klimaanlage, tempomat, etc...
Wir wuchten das gepäck in den kofferraum und düsen los. Zuerst über die 8-spurige autobahn (die erinnert Stephan ein wenig an Amerika, wenn die schilder nicht wären :o), nach einigen kilometern wird’s 6-spurig, dann 4-spurig und kurz bevor wir zur fähre nach Ko Chang gelangen verliert sie noch zwei fahrstreifen und schlängelt sich 2-spurig durch den wald.
Unterwegs passieren wir Chonburi, Rajong, Chanthabouri und biegen kurz vor Trat zur küste ab. Mittendrin noch ein kleiner zwischenstop um nahrung aufzunehmen, ansonsten fährt Stephan souverän und an/über der grenze des speedlimits über die wirklich gut ausgebauten straßen.
Ok, eine pinkelpause wird noch getätigt. Stephan will unbedingt mit blick aufs meer brunzen. Leider verhindert die vegetation dieses vorhaben, und so muss er sich dem druck beugen und mit einer alternative vorliebnehmen :o)
Insgesamt brauchen wir für die 380km bis zum fährenterminal etwa 4 stunden – passt...

Ahhh, endlich wieder mal am Meer, ist ja schon ein zeitl her.
Die Fähre steht schon bereit, das Auto wird „geparkt“ und wir stürmen das aussichtsdeck. Gleich darauf geht’s los, wir genießen den fahrtwind und den ausblick auf die nicht weit entfernte insel. Kitschig, tropisch grün erhebt sie sich aus der blauen see.
Schon im vorfeld haben wir uns darauf geeinigt, unser glück auf der ostseite von Ko Chang zu versuchen. Die westseite ist fest in touristischer hand und wir wollen auf keinen fall an einem partystrand enden.
So sind wir beinahe die einzigen, die nach dem anlegen links abbiegen und auch auf der kurvigen küstenstraße kommt uns beinahe niemand entgegen. Das ist schon mal gut, jetzt müssen wir nur noch eine nette bleibe suchen.

Wir versuchen unser glück bei einem der ressorts, aber die anlage ist zu steril und wohl auch zu teuer. Außerdem gefällt uns der strand nicht. Also zurück zur straße und weiter gen süden. Voller hoffnung erkunden wir die gegend rund um das fischerdorf Ban Salak Phet, aber auch hier werden wir nicht fündig.
Ich ziehe den reiseführer zu rate, und dort wird ein „ressort“ - namens Tree House Lodge - an der südspitze von Ko Chang beschrieben, welches anscheinend recht nett ist und unseren ansprüchen genügen sollte.
Also beschließen wir es dort zu versuchen und machen uns auf den weg. Anfangs bewegen wir uns noch auf einem gut ausgebauten straßenstück, aber schon bald wird die strecke abenteuerlicher. Enge kurven und stetiges auf und ab lassen Tini im fond erbleichen, zudem endet plötzlich die asphaltierung und wir rumpeln über tiefe schlaglöcher, große steine, treibsandartige stellen und Stephan versucht verzweifelt nicht in den tiefen fahrspuren steckenzubleiben, da wir keinen geländewagen haben und somit große gefahr besteht am boden aufzusitzen. Zweimal muss er das auto über ein betonband lenken, das nur ein bissi breiter wie der Toyota ist und mit seinen scharfen rändern die reifen aufschlitzen könnte. Es ist wirklich keine leichte strecke und wir hoffen inständig, dass sie bald aus sein möge und uns am ende das paradies erwartet – das haben wir uns nun aber wirklich verdient.

Endlich, endlich erreichen wir unser ziel, stellen den wagen ab und sehen uns das ganze mal an. Gleich zu beginn der „anlage“ befinden sich ein teil der gemeinschaftsklos und –duschen, hübsch gemacht und gar nicht grauslig, eine kleine stiege runter und wir stehen auf einer art aussichtsplattform. Vor uns ein typ im yogasitz am meditieren, hinter ihm öffnet sich das blätterwerk und gibt den blick auf die Long Beach frei – ein anblick der uns sehr gefällt.
Noch ein paar treppen weiter nach unten und wir gelangen zum haupthaus. Ein mit palmblättern bedeckter, offener bambusbau, ausgelegt mit bunten teppichen. In der mitte ist die bar, an den seiten stehen kleine tische und es gibt jede menge polster um es sich bequem zu machen. Genau so etwas haben wir uns vorgestellt.
Wir werden beim besitzer vorstellig und erkundigen uns, ob es noch ein platzerl gibt. Und wiedermal haben wir glück, eine stunde zuvor sind gäste ausgezogen, weil sie dringend irgendwohin mussten – warum und wohin ist mir entfallen, ist aber auch egal...
So bekommen wir bungalow A1 und A3 zugesprochen, für wohlfeile 5€ pro Nacht. A3 ist etwas größer, also nehmen Tini und ich diesen in Beschlag.
Es ist nicht ganz einfach mit dem großen rucksack die sprossenleiter hochzukommen, aber wir haben schon ganz anderes gelände bezwungen ;o)
Der bungalow selber ist recht spartanisch, eigentlich besteht er nur aus einem kleinen raum wo eine moskitonetzbewehrte doppelmatraze liegt, ringsum kaum ein halber meter platz. Vorne raus eine kleine veranda mit zwei hängematten, das ist es schon. Aber, wer braucht schon mehr, wenn das meer nur ein paar schritte entfernt ist?

Das ist auch des erste was wir näher erkunden. Wir krallen uns unsere badesachen und es geht schnurstracks an den strand. Um diese zeit herrscht gerade ebbe, und wir müssen ein ganzes stück gehen, bevor uns das meer um die knöchel wellt. Sehr sauber und herrlich warm ist das wasser. Der boden besteht fast nur aus sand, nur hie und da gibt es einige unterwasserfelsen, die aber sehr gut zu sehen sind. Die sonne ist gerade am untergehen und taucht uns in ihr orangerotes licht. Es ist sooo herrlich sich im goldenen wasser treiben zu lassen. Leicht von den wellen geschaukelt, getragen von der hohen salzwasserdichte, die letzten strahlen der sonne im gesicht – fast bereue ich nicht schon vorher einen beachtag eingelegt zu haben.

Ich verlasse das köstliche nass als erster um vor dem essen noch duschen zu gehen. Auch das ist ein erlebnis. Im nett hergerichteten duschraum gibt es einen großen behälter der mit wasser gefüllt ist, und ein plastikschaffl um sich damit zu übergießen. Sehr basic das ganze, aber man kann sich zumindest vom salzwasser befreien.
Die anderen warten schon im „restaurant“ und wir wählen aus dem reichhaltigen angebot drei verschiedene curries aus – allesamt sehr lecker und die portionen sind recht großzügig bemessen.

Dann ist schluß mit lustig, wir beginnen zu zocken. Nastrovje heißt dieses simple, aber lustige spiel (Stephan hat es uns beigebracht), begleitet werden die spielzüge von einer stattlichen anzahl Chang- und Tiger-Beers.

Plötzlich beginnen einige gäste in unserer nähe unruhig zu werden. Sie schauen immer wieder zur decke hoch und als ich genau hinschau, sitzt da eine wirklich fette, hässliche spinne und werkt an ihrem netz.
Sogleich beginnt Tini unsere nähere umgebung zu scannen und entdeckt jede menge dieser vielfüßler knapp drei meter über uns. Sie wird leicht unwuchtig, denn – wie schon erwähnt – sie steht nicht unbedingt auf diese tiere. Aber, sie bleibt tapfer sitzen, behält die viecher aber im augenwinkel.
Nur eine wird von ihr nicht wahrgenommen, und ausgerechnet diese hat sich in den kopf gesetzt ihr netz bis zu uns auszuweiten. Als Tini zufällig den kopf dreht, sieht sie sich plötzlich aug in aug mit einem dieser behaarten monster, springt entsetzt auf und besteht darauf, mit mir den platz zu tauschen.

So werden die positionen gewechselt, der spinnenfaden gekappt, das tier zieht sich wieder zum plafont zurück und wir spielen weiter. Einer der kellner, ein junger kerl mit langen haaren (schaut ein wenig aus wie ein indianer), beibt bei unserem tisch stehen schaut uns zu und sagt „Shithead“. Neugierig fragen wir nach der bedeutung seiner aussage und er erklärt uns, dass er das spiel kennt und er bei ihnen eben so heißt. Er setzt sich zu uns und spielt eine runde mit. Ist schon irgendwie strange: am andern ende der welt zu sitzen und jemanden zu finden, der die regeln eines „unserer“ kartenspiele kennt :o)

Um uns herum wird es langsam ruhiger und schließlich sind wir (wiedermal) fast die einzigen gäste. Der barmann macht einige undeutbare gesten in unsere richtung, verschwindet hinter der hütte und plötzlich gehen die lichter aus.
Ups, richtig, hier wird ja um ein uhr der strom abgestellt. Kein problem, wir bewaffnen uns mit unseren headlights, packen zusammen, stellen unser zeugs in Stephans hütte ab und gehen noch zum meer runter um das restliche bier zu leeren.
Ach ist das schön. Es ist beinahe ganz finster, kein künstliches licht stört, nur der mond und die sterne beleuchten die szenerie. Das warme wasser läuft in schnurgeraden wellen auf uns zu und unter uns durch. Die hosen sind bis übers knie klatschnass, was solls...
Glücksgefühle durchströmen uns – gruppenumärmelung ist angesagt!
Und wieder mal, wie schon so oft die letzte zeit: Das leben ist wirklich eines der schönsten :o)

Stefan


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